Alltag an der Nadel

Häkeltraum eingefangen

In stillen Stunden frage ich mich, wie ich jemals ohne das Häkeln sein konnte. Mittlerweile begleitet mich das, was vor drei Jahren als therapeutischen Hobby begonnen hat, Tag für Tag. Ich bestaune die Dynamik, die sich entwickelt hat. Workshops und Online-Workshops, Häkelanleitungen und meine Umtriebigkeit auf Facebook und Instagram beschäftigen mich rund um die Uhr. Der Kreis der Menschen, die ich durch meine Sucht kennenlernen darf, vergrößert sich praktisch stündlich. Und ich bin unendlich dankbar dafür. Da nehme ich die Tatsache, dass mein Kopf vor lauter neuer Ideen zu platzen droht gelassen...Kreativität, Segen oder Fluch...ich kann es nicht sagen. 

Die vergangenen Wochen waren turbulent und die kommenden werden es erst recht. Nicht zuletzt weil wir am 24. November um 15 Uhr im FLEX mit einem Häkelmarathon starten. Einige Tage und Nächte werden wir nonstopp in Zweiterteams an einem Centipede häkeln, der letztentlich den Hals des Lindwurmes hier in Klagenfurt schmücken soll. 25 Mitstreiterinnen habe ich motivieren können sich auch mal die Nachtschticht von Mitternacht bis drei Uhr morgens um die Ohren zu schlagen und zu häkeln bis die Finger rauchen. Möglich gemacht hat das ein großzüguiges Sponsoring der Firma Schoeller+Stahl, die uns 15 Kilogramm Wolle zur Verfügung gestellt hat für den Mega-Schal in Kärntner Farben. Gemeinsam mit Helga Wohlgemuth, Kärntens Wollpäpstin, werden wir für eine tolle Veranstaltung sorgen, an der alle Spaß haben und die uns hoffentlich lange in Erinnerung bleiben wird.  Das wird hoffentlich auch für die Bürgermeisterin der Landeshaustadt gelten, für die wir einen wundervollen Centipede aus Merinowolle haben anfertigen lassen. Wer uns im FLEX (Bahnhofstraße 28) besuchen will, damit sind auch jene gemeint, die gar nichts mit Handarbeiten am Hut haben, ist herzlich willkommen!

Wenn ich also nicht grade an den Einsatzplänen für den Marathon tüftle, brüte ich über neuen Anleitungen. Zuletzt gab es also einen Traumfänger (siehe Foto), Ponchos, ein Pullunderkleid, Mützen und...wie könnte es anders sein...Handtaschen.  Entweder sitze ich in meinem bequemen Ledersessel und häkle und fotografiere und dokumentiere, oder ich sitze am PC und schreibe, beantworte Fragen, verschicke Mails, kümmere mich um meine facebook-Gruppe oder bin auf "Häkeln unzensiert" unterwegs. Und wenn ich nicht zu Hause bin, dann wahrscheinlich deshalb, weil ich gerade einen Workshop abhalte. Jeden Mittwoch von 15.30 bis 17.30 Uhr bei Wolle Wohlgemuth (meiner wolligen Homebase) in Maria Saal oder bei Sewa am Alten Platz in Klagenfurt oder an der Volkshochschule oder ab kommender Woche (Donnerstag ab 14 Uhr) auch bei Karins Basteltreff in der Landeshaupstadt. 

Natürlich versuche ich stets dafür zu sorgen, dass meine Familie unter dem dicht gedrägten Programm nicht leidet. Morgens bringe ich den kleinen Luca zur Schule und hole ihn mittags wieder ab. Am Nachmittag widmen wir uns gemeinsam seinen Hausaufgaben. Da er ja eine zweisprachige Schule besucht, ist es auch für mich eine große Herausforderung mit seinem schnell wachsenden Slowenisch-Wortschatz überhaupt mithalten zu können. Weil ich ja viel von zu Hause aus mache, können wir viel Zeit zusammen verbringen. Kommt schon auch mal vor, dass er mich zu einem Workshop begeleitet und seinen Harry-Potter-Charme bei den Teilnehmern anbringt. Leon, kurz vor seinem 16. Geburstag,  nimmt an meinem oft hektischen, mitunter chaotischen Tun Anteil wo immer er kann...bringt mich zur VHS und holt mich wieder ab, berät mich in Sachen Farbwahl, wenn es um ein neues Häkelprojekt geht, ist mein ehrlichster Kritiker, greift mir bei technischen Problemen unter die Arme, ist mehr denn je soetwas wie mein Ruhepol. Mein Mann zieht nach wie vor auch brav mit...kauft Stoffe, Perlen und Nähzubehör für mich ein und erledigt all die Dinge im Haushalt die liegenbleiben, wenn ich mal wieder abtauche. Neulich hat er mir versprochen, dass ich ihm jetzt mal zeigen darf, wie man Luftmaschen häkelt. Er hofft so noch besser verstehen zu können, warum ich nicht mehr damit aufhören kann. Ich bin gespannt und werde seine ersten Versuche am WollLolli natürlich dokumentieren. Auch meine Mama ist, trotzdem sie gesundheitlich schwer angeschlagen ist,  nach wie vor mit Feuereifer dabei, wenn ich einen Babysitter brauche oder mir plötzlich die Nadeln für die Nähmaschine ausgehen. Und ihr Mann, also mein lieber Stiefpapa (ich mag das Wort nicht), unterstützt und berät mich in allen geschäftlichen Belangen, von denen ich nun mal so gar keine Ahnung habe. Im Hintergrund werkeln dann noch die liebe Petra, die ab und an einen Centipede oder eine Babydecke für mich häkelt und meine gute Fee Ursula, die mir hilft beim Versenden von Häkelanleitungen den Überblick zu bewahren. Die wunderbare Gaby, die die Idee zu den beliebten Online-Häkelworkshops hatte, weiß ich auch immer an meiner Seite. Ebenso wie Renate und Silvia, die meine Facebook-Gruppe administrieren. Teamwork wird also nach wie vor ganz groß geschrieben bei uns. 

Dieser Zusammenhalt wird unter anderem auch Thema eines Interviews sein, das ich der lieben Annerose Sieck von "Häkeln for you" geben durfte. In der renommierten Fachzeitschrift, die am kommenden Dienstag (7. November) wieder erscheint, findet sich aber nicht nur ein Portrait, sondern auch die Anleitung zu einem Exklusiv-Entwurf für eine kleine Häkeltasche namens "Weihnachtszaub(a)er". Ich bin sehr stolz und fühle mich sehr geehrt, dass ich die Chance bekommen habe, dabei zu sein. Das wird ein spannendes Wochenende, denn wir warten natürlich alle schon ungeduldig auf die Zeitschrfit. 

Ach ja...ein paar Zeilen möchte ich noch zum vergangenen Sommer schreiben (auch wenn das Zeugnis davon ablegt, dass ich schon viel zu lange nichts mehr in meinem Blog geschrieben habe...ich schäme mich dafür übrigens sehr): Es war ein toller Sommer! Ich habe natürlich viel gehäkelt und neue Ideen umgesetzt, aber was noch viel wunderbarer war...ich durfte viele liebe Menschen in unserem ungarischen Feriendomizil willkommen heißen. Sinnigerweise ausschließlich solche, die ich durch das Häkeln kennen und lieben gelernt habe. Azyklisches Häkeln (also im Sommer für den Winter zu arbeiten und im Winter schon für die wärmere Jahreszeit) ist ein Prinzip, das ich nun weiter verfolgen werde. Deshalb arbeite ich derzeit auch schon an einem neuen Entwurf für das Frühjahr 2018. Näheres dazu werdet ihr schon bald auf meiner Facebook-Seite, die sich bereits über mehr als 5200 Fans und Abonennten freuen darf, erfahren. Und weil es nicht mehr lange dauert bis ich meinen 45. Geburtstag feiere und sich mit fortschreitendem Alter schon das eine oder andere Zipperlein bemerkbar macht, habe ich den Menschen, die mich so lieb haben und die ob meiner  rastlosenUmtriebigkeit ein bisschen in Sorge sind, versprochen, dass ich den Dezember etwas ruhiger angehen lassen werde. Bleibt nur die Frage, ob mir das auch gelingen wird. 

Ich bin nämlich schon in der Planungphase für eine Häkelreise, die ich für ein paar sehr liebe Damen aus Deutschland organisiere. Im Mai werden sie nach Kärnten kommen und wir  werden neben spannenden Häkelworkshops natürlich auch Land und Leute genau unter die Lupe nehmen. Wer auch gerne für ein paar Tage zum Häkeln nach Kärnten kommen möchte, ist eingeladen sich bei mir zu melden. Zusammen werden wir bestimmt jede Menge Spaß haben. 

Editorial: Den Traumfänger "Diamonds & Pearls" habe ich übrigens ganz bewusst als Illustration gewählt. Er hat für mich seine Funktion voll und ganz erfüllt, steht als Sinnbild für einen mehr als schlechten Lebenabschnitt (Traum), den ich hinter mir zu lassen suche und zugleich für einen Trazum, den ich mir jeden Tag erfülle (erfüllen darf)...den Traum vom Häkeln!

Was war und was sein wird...

Die Zeit vergeht so schnell und ich fliege praktisch von einem Projekt zum Nächsten. Heute nehm ich mir die Zeit für einen Blogbetrag ganz einfach. Wir brechen in den Familienurlaub auf. Sechs Wochen Ungarn. Häkeln auf der Terrasse (und bei Bedarf auch im Pool), entspannte Zeit mit meinen Kindern, meinem Mann, Familie und Freunden...das wird so schön!

Ich weiß gar nicht was ich alles hier noch erzählen müsste...nun ja...Thema Workshops: Bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal, bei "Paper & Style" in St. Jakob und im FLEX in Klagenfurt haben die vergangenen Wochen turbulent und lustig gemacht. Ich dürfte viele neue Häkelbegeisterte kennenlernen und hab mich über jede einzelne Begegnung sehr gefreut. An allen drei Standorten ist "designed & handmade by REGINA" jetzt in der Sommerpause. Aber es gibt schon große Pläne für den Neustart im September. Außerdem werde ich ab September auch Kurse an der Volkshochschule hier in Klagenfurt abhalten...anmelden kann man sich bereits. Ein herzliches Dankeschön an Benjamin Hell, der mich ermutigt hat, diesen Schritt zu tun. 

Weitergehen wird es nach dem Urlaub natürlich auch mit den beliebten Online-Häkelworkshops, die ich zusammen mit Gaby Schwarz anbiete. Schon am 8. September starten wir mit einem neuen Webinar zum Thema "Meine Häkelhandtasche". Auch dafür kann man sich bereits jetzt anmelden, indem man mir ein kurzes Mail schickt und sich, trotz begrenzter Teilnehmerzahl, seinen Platz sichert. 

Im Fokus alle dieser Workshops werden natürlich meine Anleitungen stehen. Zu meinen 13 bereits existierenden Anleitungen werden viele neue dazu kommen.  Es wird einen Herrencardigan und ein bezauberndes Babyset (Decke, Mütze, Schule, Rasseltier) aus feinster Wolle von Katia geben. Außerdem einen Damenponcho samt Beanie aus Ferner Wolle. Es stehen noch ein Baby-Festtagskleidchen (Babycotton von Lang Yarns), eine Kombination aus Loop und Beanie für Damen und Herren (Merionwolle von Lang Yarns), eine coole Kapuzenjacke für Jungs (Merino-Mix von Schoeller+Stahl) und ein romantischer Mädchenmantel (Merinowolle von Austermann) auf meiner To-Do-Liste. Mir wird also bestimmt nicht langweilig in den kommenden Wochen und Monaten.

Dabei hab ich auch genügend Zeit mich an so schöne Tage wie den 10. Juni zurück zu erinnern an dem wir hier in Klagenfurt mit der öffentlichen Präsentation unseres Projektes "together!" für großes Medienecho und das Interesse hunderter Passanten in der Klagenfurter Altstadt gesorgt haben. Zusammen mit Helga Wohlgemuth, die ich gerne, vollkommen zu Recht und mit einem Augenzwinkern als "Kärntens Woll-Päpstin" tituliere, haben wir gezeigt wie schön, wie entspannend, wie verbindend gemeinsames Arbeiten mit Wolle sein kann. Wir sind als Team zusammengewachsen und Freunde geworden. Dafür bin ich unendlich dankbar! 

Ich werde mich zum Beispiel auch an das freie Häkeln im FLEX erinnern. Einen ganzen Nachmittag/Abend haben wir da in geselliger Runde die Nadeln geschwungen und gefachsimpelt und gelacht. Mein Dank gilt an dieser Stelle Ingo Dietrich, der für ein stylisches, gemütliches, einzigartiges Umfeld gesorgt und so viel Vertrauen in mich gesetzt hat.

Ich denke zurück an den Besuch der wundervollen Gaby Schwarz, die auf der Suche nach jemandem der verrückt genug ist vor laufenden Kameras und in Echtzeit im Internet zu häkeln, ausgerechnet auf mich gestoßen ist. Dem Himmel sei Dank für dieses Glück und die daraus resutierende innige Freundschaft. Ich weiß, dass wir noch so einiges zusammen auf die Beine stellen werden. 

Von Herzen liebgewonnen hab ich auch Marion Kalcher-Rock von "Rockerl", die nicht nur die unersetzbaren "Needlescouts" erfunden hat, sondern seit Kurzem auch Administratorin bei "Häkeln unzensiert" ist. Mein Herz schlägt für diese Facebook-Häkelgruppe und ich freue mich alles, was da noch kommen mag. 

Bianca Müller von RHS-Berlin, mit der mich schon seit mehr als einem Jahr mehr als eine solide Geschäftsbeziehung verbindet, und ich haben für den August noch ein kleines Zuckerl für alle Freunde von gefachten Garnen auf Lager. Noch darf ich nichts verraten, aber meine Häkelstola "Ivory" spielt dabei eine zentrale Rolle. 

Ein in inniger Freundschaft verbundes Trio stellen auch Sillvia Grutze, Renate Triebnig und meine Wenigkeit dar, wenn wir da so gemeinsam auf der Couch sitzen und häkeln. Renate hat sogar eine eigene Facebook-Gruppe für mich gegegündet "designed & handmade by REGINA - Freunde und Fans" hat schon mehr als 700 Mitglieder. Und die liebe Silvia, mein Herzipinki, ist diejenige, die drauf schaut, dass ich nicht übertreibe und bei all meinen kreativen Ideen und Plänen nicht auf mich selbst vergesse. Solche Freunde sind einfach das Größte!

Auch der gestrige Tag wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben. Ich durfte endlich Janina Winkler (crochetmama) und ihre Familie kennenlernen. Wir haben eine wunderschöne Zeit zusammen verbracht. Die Gründerin von "Häkeln unzensiert" kenne ich nun zwar schon länger, aber eben nicht von Angesicht zu Angesicht. Wir haben das geändert und unsere Freundschaft und unser Zusammengehörigkeitsgefühl damit auf eine neue Ebene gehoben. Dieses Gefühl jemanden in sein Herz geschlossen zu haben, ist das wunderbarste überhaupt. 

Einmal mehr kann ich nur sagen "Häkeln verbindet!". Mich hat es mit Menschen zusammengebracht, die mir ohne den Umgang mit Wolle und WollLolli nie begegnet wären (Tom, Rita, Christine, Rosi, Brigitte, Gabriele, Renate, Astrid, Anja, Sonja, Silke, Norbert, Margit, Karoline, Patricia, Sandra, Andrea, Belá, Helmut, Gerd, Isabella, Claudine, Vanessa, Petra, Gerald, Kornelia, Michaela, Birgit, Karin, Anna, Anita, Christa, Silke, Walter und alle, die ich jetzt vielleicht in der Hitze des Gefechtes vergessen habe) und die mich reicher machen. Reicher an Glück, reicher an innerem Frieden, reicher an Wärme! Erfüllt von diesem wunderbaren Gefühl starte ich jetzt in meine wohlverdiente Sommerpause. Bleibt mir bis ich wiederkomme gewogen!

Tagebuch einer Häkelreise

Donnerstag, 11. Mai, kurz vor 19 Uhr, Busbahnhof Klagenfurt am Wörthersee: Gleich kommt Christine hier an. Zum ersten Mal darf ich einen Häkelgast hier bei mir begrüßen und dann gleich einen, der eine 17-Stunden-Busfahrt auf sich genommen hat, nur um mit mir die Nadeln glühen zu lassen. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt und nervös, aber die Freude überwiegt bei weitem. Leon begleitet mich. Er findet die Idee, dass Menschen von weit her hierher kommen, um mit seiner Mutter gemeinsam zu häkeln und etwas von ihr zu lernen, ziemlich skurril, aber auch spannend. Die Bustür geht auf und Christine steigt aus. Der erste Blick lässt schon eines klar werden…wir sind uns sympathisch und durch viele Chats und Online-Häkelworkshops, die Christine schon besucht hat, irgendwie von Anfang an vertraut miteinander. Eine herzliche Umarmung und dann steigen wir in unseren Wagen, um Christine zu ihrem Hotel zu bringen, das zum Glück nur einen Steinwurf von unserer Wohnung in der Innenstadt entfernt ist. Den Abend verbringen wir…also Christine, mein Mann, unsere beiden Buben und ich bei Tafelspitz und angeregten Gesprächen im Restaurant Landhaushof. Ich habe ein Aquarell geschenkt bekommen, das Christines Mutter gemalt hat und das dem Titelbild meiner Facebookseite nachempfunden ist. Ich freu mich so, bin total aus dem Häuschen. Spät ist es geworden, aber es macht so viel Spaß zu plaudern und einander kennen zu lernen. Bestimmt rede ich viel zu viel, aber so bin ich nun mal. Beim Reden (Kärntnerisch: Ratschn) vergeht die Zeit wie im Flug. Kurz vor Mitternacht fallen wir dann alle müde in unsere Betten….

Freitag, 12. Mai, 8.30 Uhr, Bahnhofstraße 9, Klagenfurt am Wörthersee: Mein Mann holt Christine vom Hotel ab. Wir trinken bei uns daheim noch eine Tasse (Kärntnerisch: Schalale) Kaffee, ehe wir beide uns aufmachen das Wollparadies von Helga Wohlgemuth in Maria Saal zu erkunden. Wir werden so herzlich empfangen wie ich es von Helga kenne…Bussale links, Bussale rechts. Wir fühlen uns gleich pudelwohl. Ich ja sowieso, denn Wolle Wohlgemuth ist ja praktisch meine zweite Heimat und Christine, die die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Kärntner schon bei vielen Urlauben hier kennengelernt hat, ebenso. Wir stöbern in den übervollen Wollregalen, Helga glänzt mit ihrem unglaublichen Fachwissen zu den einzelnen Qualitäten. Christine zaubert ein unglaubliches, ein umwerfendes gestricktes Tuch, das sie aus Lacegarn gemacht hat aus ihrer Tasche und fragt nach passendem Garn für eine Clutch. Beides will sie anlässlich der bevorstehenden Hochzeit ihres Sohnes tragen. Wir suchen feines Seidengarn von Katia aus und dann die Offenbarung…ich darf diese Tasche für diesen festlichen Anlass anfertigen! Ich freu mich so sehr und in Gedanken nimmt die Clutch bereits Gestalt an. Wir trinken Kaffee, plaudern, machen lustige Fotos. Schließlich nadeln wir eine Mütze an von der Christine, die schon eine Vielzahl an Mützen bei mir in Auftrag gegeben hat, unbedingt erfahren möchte wie ich sie immer so schön hinbekommen. Kurz vor 12 Uhr verabschieden wir uns schweren Herzens und steuern das Schweizerhaus am Kreuzbergl in Klagenfurt an. Dort wollen wir zu Mittag essen. Der Regen hört auf, die Sonne kämpft sich durch. Wir nehmen auf der großen Terrasse Platz, genießen den Ausblick über die Landeshauptstadt, essen, plaudern und häkeln. Derweil laufen zu Hause dank meines lieben Mannes bereits die Vorbereitungen für ein Treffen der Damen des Carinthian Crocheter Clubs, das schließlich pünktlich um 17 Uhr beginnt. Unser Wohnzimmer platzt vor lauter wollsüchtiger Damen praktisch aus allen Nähten. Wie immer an diesen Freitagabenden wird geschnattert, gegessen, gelacht und … wie könnte es anders sein … gehäkelt und gehäkelt und gehäkelt.

Samstag, 13. Mai, 9 Uhr, Bahnhofstraße 9, Klagenfurt am Wörthersee: Mein Mann holt Christine vom Hotel ab. Wir beschließen daheim zu bleiben und einige Häkelprojekte, die sich mein Gast auf die To-Do-Liste geschrieben hat, im Detail zu besprechen. Christine arbeitet an einer Trachtenjacke aus feiner Merino 160 von Austermann in vier Farben. Workshopatmosphäre kommt auf. Wir suchen in meinem Fundus nach passenden Hirschhornknöpfen für die Jacke und kommen ein gutes Stück voran. Christine mit ihrer Jacke, ich mit der weißen Clutch für die Hochzeit. Um 15 Uhr brechen wir, also Christine, mein Mann, Luca und ich auf in Richtung Plöschenberg. Gemeinsam mit meiner Mama und ihrem Mann wollen wir in der Buschenschank Leutschacher zum einen einen tollen Ausblick über das Rosental und die darüber aufragenden Karawanken genießen, zum anderen gibt’s Brettljause und hausgemachte Fruchtsäfte. Wir machen Fotos und mein Stiefpapa erklärt derweil welche Berge da im Hintergrund zu sehen sind. Ein Nachmittag im Sonnenschein. Perfekte Stimmung, amüsante Gespräche, ein feiner Nachmittag, den wir natürlich größtenteils häkelnd verbringen. Der Tag klingt erneut bei uns daheim aus…es ist als würde Christine praktisch zur Familie gehören. Alle fühlen sich gemeinsam wohl.

Sonntag, 14. Mai, 10 Uhr, Bahnhofstraße 9, Klagenfurt am Wörthersee: Mein Mann holt Christine vom Hotel ab. Wir wollen unbedingt zum Wörthersee raus fahren. Das Wetter ist ideal für einen netten Vormittag am Ufer des Sees. Natürlich packen wir in einem Cafe in der Ostbucht auch gleich unser Häkelzeugs aus, während mein Mann und Luca den nahegelegenen Kinderspielplatz unsicher machen. Kärnten zeigt sich von seiner besten Seite. Muttertag, strahlender Sonnenschein, das Wasser glitzert und plätschert, die Enten wollen gefüttert werden, draußen am Wasser schippern Boote vor sich hin, Kinder lachen, frischverliebte Pärchen küssen sich im Schatten der Sonnenschirme. Ein plötzlicher heftiger Regenguss erinnert uns daran, dass es leider nicht mehr lange dauert bis ein Bus Christine wieder in Richtung Bad Homburg bringen wird. Wir essen noch einmal zusammen in der Klagenfurter Innenstadt, ehe wir unseren Gast zum Bahnhof bringen. Die Zeit ist so rasend schnell vergangen, es gäbe noch so vieles zu häkeln, zu sagen, zu tun. Wir schießen noch schnell ein paar Erinnerungsfotos und fallen uns in die Arme. So schade, dass es schon zu Ende sein muss…aber vielleicht wird es ja schon bald ein Wiedersehen geben. Wir würden uns das auf jeden Fall wünschen…und ich denke Christine hat sich bei uns auch recht gut aufgehoben gefühlt und würde gerne wieder kommen. Während ich das hier schreibe, sitzt sie noch immer in dem Bus, der sie hoffentlich sicher und wohlbehalten und erfüllt von schönen Eindrücken zurück nach Hause bringt.

In mir reift der Entschluss, dass ich solche Häkelreisen nach Kärnten gerne öfters und auch für größere Gruppen anbieten möchte. Ich will versuchen ein Gesamtpaket zu schnüren…bestehend aus Unterkunft, Verpflegung, diversen Ausflügen und Häkelworkshops. Häkeln an Bord eines Wörtherseeschiffes, Häkeln in einem Oldtimer-Bus der Nostalgiebahnen, Häkeln inmitten eines Alpaca-Geheges, Häkeln auf einer Alm…ich hab so viele Ideen. Wenn ihr die Idee auch so toll findet wie ich und vielleicht im September 2017 dabei sein wollt, wenn ich einen solchen Aufenthalt hier im schönen Kärnten organisiere, dann lasst mich das bitte wissen. Ihr könnt gleich hier den Beitrag kommentieren, mir mailen an regina.schwarzfurtner@gmx.at oder mich via WhatsApp unter 0043-650-8465003 erreichen. Auch den Facebook-Messenger könnt ihr gerne benutzen. Ich freue mich auf euer Feedback.

Regina unplugged und unzensiert

 Seit einiger Zeit biete ich mit "designed & handmade by REGINA" ja Online-Häkelworkshops an. Für alle, die gerne einmal erfahren wollen, wie es bei so einem Häkelwebinar vor dem PC zugeht (natürlich nur um dann zu entscheiden, dass sie da auch unbedingt einmal dabei sein wollen 🙂), sind die folgenden Zeilen gedacht. Grade gestern hat ja der erste von zwei Teilen des Kurses "Mein Häkelmusterarchiv" stattgefunden... meine Eindrücke sind also noch ganz frisch.

Freitag, 17 Uhr, draußen Sonnenschein, drinnen geschäftige Betriebsamkeit: Letzte Vorbereitungen sind zu treffen. Der Büroplatz muss adaptiert werden. WollLollis, Scheren, Musterbeispiele, Wolle und Garne aller Art, Kursunterlagen...alles bereitlegen. Kameras ausrichten und jene, die während des Webinares meine Hände filmt, an einer entsprechenden (von meinem Mann gebauten) Vorrichtung anbringen. Isolde, mein Utensilienwagerl, positionieren.  Auch ich muss adaptiert werden. Schnell die Haare in die richtige Lage bringen, bisschen Makeup, umziehen, noch schnell eine Tasse Tee (zwei Stunden sprechen sind anstregend und gerade plagt mich eine Halsentzündung...), also besser zwei Tassen Tee.

Freitag, 17.30 Uhr, draußen immer noch Sonnenschein, drinnen Ruhe vor dem Sturm: Technikcheck und letztes Update mit Gaby, der guten Seele dieser Webinare (nur sie ist verrückt genug, um sich auf so ein Wagnis einzulassen). Passt die Beleutung? Kann man mich gut hören? Bin ich mental auch fit genug? Der rein technische Teil geht mit wachsender Routine über in eine lockere Plauderei...wir motivieren uns noch gegenseitig. Schon deutlich ist die Vorfreude auf die kommenden zwei Stunden zu spüren. Die Spannung steigt. Schnell geb ich noch meinen Männern Bescheid, dass es Sinn machen würde von nun an ein bisserl leiser zu sein. Als würde ich gleich das Haus verlassen bekommen alle drei noch ein Bussi. Luca will auch sehen, was ich da so mache, also darf er mit vor die Kamera. 

Freitag 18 Uhr, draußen keine Veränderungen zu bemerken, drinnen wird Anlauf genommen:  Luca darf schnell allen Anwesenden, die wir uns nun in einem virtuellen Raum zusammenfinden, Hallo sagen und winken, dann zieht er sich schweren Herzens zurück. Gaby begrüßt alle Teilnehmer und erklärt ihnen kurz die Funktionen des Programmes, erläutert wie wir miteinander kommunizieren können etc. Und dann darf ich loslegen. Es wäre jetzt zuviel gesagt würde ich behaupten, dass ich Lampenfieber habe, aber die Tatsache, dass so viele Augen und Ohren auf mich gerichtet sind, versetzt mich in einen Ausnahmezustand...Erkältung und Halsschmerzen hin oder her...Vollgas, 100 ach was 120 Prozent, nicht nur alle Geräte stehen unter Strom. Auch von mir eine Begrüßung und dann gehts auch schon los. Ich erläutere kurz die zuvor via Mail verschickten Kursunterlagen, gebe eine kleine Einführung zu möglichen Materialien und dann hab ich auch schon die Häkelnadel in der Hand. Rechts am Bildschirm sehe ich den Chat in dem die Teilnehmer mit mir kommunizieren können. Meistens muss Gaby vorlesen, weil ich ja mit dem Häkeln und den entsprechenden Erklärungen dazu beschäftigt bin. Der Ton bzw. das eigene Bild wird nur bei jenen Teilnehmern freigeschaltet, die das auch selbst so haben wollen. Running Gag: Wer seinen Pyjama herzeigen will, darf das jetzt gerne tun. Ein Sinnbild dafür, dass man wirklich ganz relaxed und ungeschminkt im Kreise vieler Gleichgesinnter häkelt und gaaaanz entspannt sein darf.

Freitag 19 Uhr, draußen dämmert es allmählich, drinnen volles Programm: Aus den Kinderzimmern dringen diverse Hintergrundgeräusche bis zu mir vor. Da muss grade einer aus dem Bett gefallen sein...Lachen folgt...alles gut, niemand verletzt. Die ersten Teilnehmer zeigen Ermüdungserscheinungen und bitten mich ein bisschen langsamer fortzufahren. Das fällt mir gar nicht so leicht, denn ich stehe ja nicht ganz umsonst in dem Ruf eine Turbohäklerin zu sein. Bremsen ist so gar nicht meine Sache. Nach einer Stunde des mehr oder weniger ununterbrochenen Sprechens beginnt meine Stimme ein wenig zu leiden. Hoffentlich halte ich bis zum Ende durch. Muster Nummer fünf und sechs und sieben folgen, ich erkläre welche Variationen besonders hübsch aussehen und wofür sich die einzelnen Mustersätze am besten eignen. Aus der Küche wabert der Duft eines frisch zubereiteten Essens zu mir herüber...mein Mann kocht! Goldschatz! Ich beantworte Fragen, die im Chat gestellt werden. Natürlich kommt der Spaß dabei niemals zu kurz...wir lachen wirlklich viel zusammen. Knapp vor dem Ende erbitte ich mir (immer) ein kurzes Feeback der Teilnehmer. Habt ihr alles gut sehen können? Ist euch was unklar? Wieviel neue Informationen habt ihr diesmal für euch mitgenommen, wieviele weitere verkraftet ihr für den zweiten Teil am kommenden freitag? Habt ihr spezielle Wünsche? Meitens ist das der Zeitpunkt an dem der eine oder andere Teilnehmer gerne herzeigen möchte was er gehäkelt hat, also ins für alle sichtbare Bild kommt. Gestern gab es diesbezüglich insofern sogar eine Premiere, als in Bad Homburg gleich drei Damen vor einem PC Platz genommen hatten und sozusagen mit meiner Unterstützung eine regelrechte Häkelparty gefeiert haben...natürlich mit einem gepflegten Flascherl Sekt und ganz viel guter Laune. 

Freitag kurz nach 20 Uhr, draußen wird es allmählich finster, drinnen ausgepowerte Stille: Das Online-Häkel-Meeting ist beendet, mein Stimme mehr oder weniger auch. Gaby und ich halten noch eine kurze Nachbesprechung ab, diskutieren über mögliche Verbesserungen, über mein Tempo, die Stimmung und das Feedback. Wir sind wirklich ein gutes Team, können ganz offen miteinander reden und haben noch große Pläne zusammen. Eine Freundschaft, die es ohne das Häkeln so nie gegeben hätte. Ein weiterer Grund dankbar zu sein. Dankbar bin ich auch den Webinarteilnehmern, denn die meisten von ihnen sind sozusagen Stammkunden, sind mit mir in dieses Abenteur gestartet und finden es informativ, spannend, lehrreich und lustig. Dafür gibt es ebenfalls einen ganz speziellen Grund: Mein Dialekt sorgt immer wieder für Lacher, vorallem wenn mir Begriffe wie Kittale (Kleid) oder knotzen (faul auf der Couch liegen) in der Hitze des Gefechtes über die Lippen kommen.  Gaby, die in Deutschland geboren wurde aber in Österreich lebt, übersetzt dann immer für alle. Ja ich muss es zugeben...so ein Online-Häkelworkshop ist 100 Prozent Regina...unplugged und unzensiert. 

Freitag 21 Uhr, draußen stockdunkel, drinnen hat meine Stimme endgültig ihren Dienst quittiert....

Häkelstress macht (mich) glücklich...

Es geht rund bei designed & handmade by REGINA...praktisch täglich passiert was Neues und Aufregendes. Die Liste der Ideen wird stetig länger...schon längst nicht mehr nur was neue Modelle und entsprechende Anleitungen betrifft. Da muss ich alle meine Sinne beisammenhalten, um nicht den Überblick zu verlieren.

Gerade erst hab ich die neue Anleitung für "Miss U" fertiggestellt...ein Modell, das ich aus der brandneuen Lace Merino 500 Farbverlauf von Ferner Wolle angefertigt habe und das mir nun, da es endlich fertig ist, sehr sehr gut gefällt. Ich bin zufrieden und freue mich schon auf den kommenden Samstag. Da gibt es was zu feiern, zum einen den 17. Hochzeitstag im Hause Schwarzfurtner-Bogdan (ich frage mich im Stillen, wie es mein Mann so lange mit mir ausgehalten hat), zum anderen den Release der Anleitung, die ich einmal mehr in Eigenregie - und mit der tatkräftigen Unterstützung einer lieben Freundin  - selbst verkaufen und versenden werde. Mir ist der persönliche Kontakt zu meinen Kunden einfach viel zu wichtig, als dass ich auf irgendeiner anonymen Verkaufsplattform meine Sachen würde anbieten wollen. 

Ein neues Projekt hab ich grade gestern angenadelt...ein Set bestehend aus Jacke und Mütze für Babybuben (es wird eine Anleitung dazu geben für die Größen 68 bis 116). Die Farbnuancen der feinen Fair Cotton von Katia haben mich dazu insipiriert ein maritimes Thema aufzugreifen...es wird also Muscheln und Fische als Applikationen auf dem Set in kühlen Blau-Türkis-Grüntönen geben. Mittlerweile schaff ich es ganz gut jeden Arbeitsschritt zu dokumentieren, sodass später daraus eine ordentliche Anleitung werden kann. Ich muss nur wollen, dann geht so Vieles. Und, dass ich alles will, was mit dem Häkeln zu tun hat, versteht sich fast von selbst. 

Morgen (Dienstag) und übermorgen darf ich wieder Workshops hier in Kärnten leiten. Einmal bei Paper & Style im idyllischen St. jakob im Rosental (Thema Centipede) und einmal in Maria Saal bei Wolle Wohlgemuth, wo es diesmal um Häkelhandtaschen gehen wird. Diesen Ort erachte ich mittlerweile als meine Häkelheimat (abgesehen von meiner eigenen Werkstatt bei uns daheim). Das liegt nicht nur an dem bezaubernden Charme des Ladens selbst, sondern vor allem an der lieben Helga, die ihr Geschäft mit so viel Herzblut, Energie und Fachwissen führt...ihre Leidenchaft für Wolle ist einfach ansteckend...man infiziert sich ganz autoamtisch...ich habe schon so viel von ihr gelernt.  Das geht den Workshopteilnehmerinnen und Kunden bestimmt nicht anders. Dort macht das gemeinsam arbeiten einfach so viel Spaß...während der Alltag draußen vor der Türe bleiben darf. Auch bei Paper & Style stimmt die Chemie und begeistert mich die gut sortierte Woll- und Handarbeitsabteilung, die keine Wünsche offenlässt. Entspannt bei einem Tässchen Kaffee und netten Gesprächen etwas Neues entstehen lassen...das tut einfach der Seele gut. 

Ein wichtiges Thema werden für mich in den kommenden Tagen (Wochen, Monaten) die Häkelwebinare, die ich mit Gaby Schwarz, Walter Schanil und Leopold Weninger von www.wissenbissen.at ins Leben rufen möchte, sein. Ein Testwebinar hat es bereits gegeben. Die Stimmung war lustig-ausgelassen, die Teilnehmerinnen laut eines Fragebogens, den sie im Anschluss ausfüllen konnten, sehr zufrieden. Technisch auf höchstem Niveau wollen wir in Zukunft all jenen die Möglichkeit geben einen Workshop mit mir zu absolvieren, die nicht die Möglichkeit haben nach Kärnten zu kommen. Eine besonders liebe und treue Kundin hat sich für einen anderen Weg entschieden. Ich freue mich unbändig darauf im Mai meinen ersten Häkelgast hier im schönen Klagenfurt begrüßen zu dürfen. Christine und ich werden gemeinsam ein paar (hoffentlich) schöne Tage verbringen und vielerorts die WollLolli glühen lassen. Häkeln am Ufer des Wörthersees, Häkeln in einem der vielen kleinen Innenstadtcafés, Häkeln auf einem der umliegenden Berge...mir fällt allerhand ein, was wir unternehmen könnten, ohne dabei auf unsere Lieblingsbeschäftigung verzichten zu müssen. Das wird ein Spaß...ach wär doch schon Mai!

In Atem hält mich auch das Projekt "together!" mit 915 Grannys, die mich bis dato erreicht haben. Ich überlege wie ich die Grannys so aneinanderfügen kann, dass sich das (derzeit mehr als 10 Quadratmeter große) Kunstobjekt in Einzelteilen transportieren, zusammen- und wieder auseinanderbauen lässt. Ich möchte es ja an vielen verschiedenen Orten zeigen, um unsere Botschaft (gemeinsam kann man mit vielen kleinen Teilen Großes erreichen) publik zu machen. Im Moment tendiere ich dazu die Grannys auf mit Stoff bezogenen Hartschaumplatten zu präsentieren, die man je nach dem zur Verfügung stehenden Platz aneinanderreihen kann. Da wird wohl mein Mann gefragt sein, der mit seinem handwerklichen Knowhow mal wieder in Häkelangelegenheiten aktiv werden muss. Daran hat er sich mittlerweile gewöhnt...gerade erst musste er mal wieder Regale bauen, damit ich noch mehr Platz für noch mehr schöne Wolle habe. Das Wohnzimmer hat damit zwar auch einen kleinen Werkstattcharakter bekommen, aber damit kommen alle Familienmitglieder ganz gut zurecht (sollte es anders sein, haben mich meine Männer das bis jetzt nicht spüren oder wissen lassen). Wir mausern uns zur Wollfamilie. 

Mit großen Schritten nähere ich mich mit meiner FB-Seite der 4000-Likes-Marke...da muss es eine Megasause geben, aber noch bin ich mir unschlüssig in welcher Art das vonstatten gehen soll. Einfach nur ein Gewinnspiel oder doch mal was ganz Anderes? ich möchte einfach meine Dankbarkeit für die Unterstützung, die mir durch meine Kunden, Freunde, Sponsoren und Fans zuteil wird, angemessen bedanken. Na ja, ein bisserl Zeit habe ich ja noch um mich und meine Wuzzalan neu zu sortieren und nachzudenken, was allen Spaß machen könnte. Zum Glück bin ich ja nur selten um eine zündenen Idee verlegen. 

Ach ja...ihr könnt jetzt übrigens hier auf meiner Website Kommentare hinterlassen...einfach in der Kategorie, die ihr kommentieren wollt, ganz nach unten scrollen und frisch fröhlich drauflos schreiben. Ich werde mich bemühen bei Fragen, die vielleicht auch hier auftauchen, recht zeitnahe Rede und Antwort zu stehen. In diesem Sinne föhne ich auch in dieser Woche meinem geliebten Häkelstress und wünsche euch viele kreative Momente und ganz viel Sonnenschein (am Himmel und im Herzen). 

Qualität muss ihren Preis haben dürfen

Ihr kennt das bestimmt...man sieht irgendwo Wolle die toll aussieht und einen guten Preis hat und schlägt zu. Oft sind es die Farben oder der Verlauf, die einen zum schnellen Kauf bewegen. Zumindest bei mir ist es so, dass solche Schneelschüsse nicht selten damit enden, dass die Wolle in einer Schublade landet und eigentlich so lange nicht zum Einsatz kommt, bis ich sie verschenke. Warum das so ist? Weil die Qualität nicht stimmt und ich zur Ausfassung gekommen bin, dass sich die Mühe, die man sich mit jedem gehäkelten Stück macht, nicht lohnt, wenn das Material nicht passt. 

Ich habe nichts gegen Polyacryl, denn auch da gibt es große Qualitätsunterschiede. Ich arbeite gerade an einem Centipede ("Denim") für mich selbst, der ist auch aus Kunststoff, nämlich Mircrofaser, und fühlt sich toll an. Dennoch gibt es viele Wollsorten, die ich mittlerweile nicht mehr kaufe und verarbeite, weil sie sich anfühlen als würde man ein Platiksackerl in Händen halten. Desto schöner und qualitativ hochwertiger das Material desto schöner sind natürlich die Ergebnisse. Und diese gute Qualität darf natürlich ihren Preis haben. Zu meinen momentanen Lieblingsgarnen zählen "Die Vielseitige", Lace 500 Farbverlauf und Baby Merino von Ferner Wolle, Ombré und Cotton-Cashmere von Katia, Satin Cotton von Schoeller+Stahl, Merino 160 und 105 von Austermann, Golf Color von Lang Yarns aber auch nach wie vor Cotton Gold Uni und Tweed von Alize. Solche Schätze kann man natürlich nur im Fachhandel kaufen. Nur dort erfährt man auch die optimale Beratung, sowohl was die Materialzusammensetzung als auch die passenden Farben betrifft.

Was das Anfertigen von Taschen anbelangt, bleibe ich der Catania von Schachenmayr treu, weil ich sie in der Verarbeitung einfach wunderbar finde und sie sich...für Taschen extrem wichtig...durch Form- und Farbbeständigkeit auszeichnet. Habe gerade alle 85 Farben dieses schimmernden Garnes bei meinem Top-Lieferanten geordert. Meine Kunden sollen bei einer Bestellung sehen und fühlen können woraus ihre Traumtasche entstehen wird. ich kann kaum erwarten, dass mich dieses Paket erreicht. In Sachen gefachte Garne ist RHS-Berlin meine erste Wahl. Die Qualität ist ausgezeichnet, alle Bobbel sind sauber gewickelt und die zur Verfügung stehende Farbpalette ist einfach nur wow. Auch das Kundenservice bei RHS-Berlin ist perfekt...Freundlichkeit gepaart mit Fachwissen...mehr braucht es nicht, um mein Herz höher schlagen zu lassen.

Damit ich in allen Belangen meiner Arbeit meinen Kunden einen hohen Standard garantieren kann, braucht es ein regelrechtes Netzwerk aus Helfern. Gerade habe ich wieder die ganze Famlie in mein kleines wolliges (ansatzweise verrücktes) Unternehmen eingespannt. Für die Vorbereitungen zu den ersten Häkeln-Webinaren muss mein Mann zur Werkzeugkiste greifen und mir ein weiteres, mobiles Wollregal bauen. Er ist wie immer mit Feuereifer bei der Sache und am Wochenende wird es fertig. Außerdem schraubt er an einer Vorrichtung, die mein Handy für die Aufnahmen von meinen (häkelnden) Händen in Position halten soll...sogar mit LED-Beleuchtung, damit die Webinarteilnehmer und ich alles ganz genau sehen können. Leon ist immer noch auf der Suche nach einem klingenden Namen für mein neues Projekt...zu dem es auch eine Anleitung von mir geben wird. Außerdem gibt er nach wie vor den Paketboten wenn es darum geht zum DPD-Shop zu eilen. Luca sortiert mal wieder eifrig Knöpfe nach Farben und bewacht den Korb mit den Grannys für das Projekt "together!" mit Argusaugen. Meinen lieben Stiefvater betraue ich mit meiner Buchhaltung weil mir Zahlen und alles was damit zusammenhängt einfach nur fremd und ein Greuel sind. Meine Mama unterstützt mich bei den Vorbereitungen für die anstehenden Workshops bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal. So bleibt mir immer noch Zeit an Kundenaufträgen und neuen Ideen zu arbeiten, ohne dass meine Familie zu kurz kommt.

Und wenn wir heute schon von gutem Material und hohen Qualitätsstandards sprechen...dazu gehört natürlich auch gutes Werkzeug für die optimale Verarbeitung. Meine Vorliebe für die einmaligen Nadeln aus dem Hause WollLolli ist ja bekannt. Nichts ist vergleichbar mit den formschönen und ultraleichten Griffen aus edlen Hölzern. Auch für den etwas kleineren Geldbeutel gibt es aber im Fachhandel gute Nadeln, die das Häkeln zu einem schönen, unverkrampften und vor allem schmerzfreien Erlebnis machen. Gerade jetzt sehe ich bei den Workshops oft wie sich Teilnehmer mit ihren Nadeln regelrecht quälen und schnell die Freude an dem was sie tun verlieren. Das ist schade, denn Häkeln soll ja Entspannung und Freude bringen, uns die Möglichkeit bieten den Fokus auf die Arbeit unserer Hände zu richten und dabei vielleicht ein wenig dem stressigen, schnelllebigen Alltag zu entfliehen. 

Online und in Echtzeit...Häkeln auf einem neuen Level

Bei all den Projekten, die ich derzeit mit Feuereifer verfolge, ist eines ein wenig ins Hintertreffen geraten...dieses hier...mein Blog, der eigentlich meine beiden größten Leidenschaften, das Häkeln und das Schreiben miteinander verbindet und mir sehr am Herzen liegt. Wie auch immer...heute bietet sich wieder einmal nach langer Zeit die Gelegenheit ihn fortzuführen und ich gelobe Besserung. Mindestens einmal pro Woche muss Zeit dafür bleiben.

Derzeit hält mich das Projekt "together!" insoferne auf Trapp, als ich tagtäglich viele wunderschöne Grannys aus aller Welt in Empfang nehmen, fotografieren und auf meiner Facebookseite zeigen darf. Ich weiß schon jetzt, dass das Kunstwerk am Ende infach nur fabelhaft aussehen wird und ich bin überwältigt wie viele Menschen sich daran beteiligen. Mit Stand vom 3. März lagen bereits 459 Grannys in meinem Korb (der eigentlich schon zu klein geworden ist). Viele werden sich in den kommenden Tagen noch auf den Weg zu mir machen. Allmählich werde ich mich auch was das Zusammenfügen angeht ans Werk machen müssen. Zum Glück muss ich diese Mammutaufgabe nicht alleine stemmen. Einige Mitglieder des Carinthian Crocheter Clubs werden mich unterstützen und die vielen Kleinen zu einem großen Ganzen machen. 

Ebenfalls viel Aufmerksamkeit erfordert das Vorhaben schon bald Online-Workshops anbieten zu wollen. Die Resonanz auf meine Frage, ob sich Häkelbegeisterte vorstellen können in Echtzeit mit mir vor dem eigenen PC daheim an einem Häkelstück zu arbeiten, war enorm und sehr sehr positiv. Also leg ich da jetzt einen Zahn zu...zur Zeit tüfteln wir an den technischen Rahmenbedingungen (hier gilt mein großer Dank der lieben Gaby sowie Walter und Leopold, die als Vollprofis auf diesem Gebiet versuchen mir das ganze Prozedere zu verdeutlichen und mir einen möglichst angenehmen und stressfreien Ablauf zu ermöglichen) und Gerald, der mit seiner Kamera für die perfekten Häkel-Großaufnahmen meiner Hände sorgen wird. Es geht mir dabei in erster Linie darum, dass all jene, die eigentlich wegen der räumlichen Entfernung nicht an meinen Workshops hier in Klagenfurt teilnehmen können, auch die Möglichkeit haben mit mir gemeinsam eine coole Beanie, ein putziges Babyjackerl oder eine stylische Handtasche zu häkeln. Wichtig ist mir dabei, dass ich nicht einfach so vor mich hin häkle und man kann mir dabei zusschauen, sondern, dass es zu einer Interaktion mit den Webinar-Teilnehmern kommt. So können fragen gestellt werden, die ich dann hoffentlich auch beantworten kann. Wie ein großes Häkel-Kaffeekränzchen sozusagen...das wäre sooooo schön und ich bin mir sicher: Mit diesem fabelhaften Team im Rücken wird es auch gelingen!

Natürlich liegen meine WollLollis derweil nicht unbenutzt irgendwo herum...neuerdings dürfen sie sich ja in einem eigens für mich entworfenen sogenannten "Needlescout" ausruhen (wenn ích sie denn lass). Dabei handelt es sich um eine einizigartige Mappe in der alles Platz findet, was ich so mit mir herumschleppen mag...beispielsweise wenn ich Workshops bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal leite. Näh- und Stecknadeln, Scheren, Maßbänder, Häkelnadeln, mein Auftrags- und mein Musterbuch, ausgedruckte Anleitungen zum Centipede, meine Visitenkarten, Folder und Labels...einfach alles ist in dem Unikat bestens verstaut. Ich weiß garnicht mehr wie ich vorher ohne meinen "Needlescout" ausgekommen bin. Ausgedacht und umgesetzt hat ihn sich Marion Kalcher-Rock von "Rockerl" in Kottingbrunn. Auf ihrer Facebookseite finden sich unzählige genähte und bestickte Einzelstücke aller Art...ein Besuch lohnt sich.

Wo bin ich stehengeblieben? Ach ja...meine WollLollis kommen nicht wirklich zur Ruhe. Heute gehe ich mit einer neuen Handarbeitstasche samt Zubehör ins Finale (zwei weitere stehen in der Warteschlange). Dann wäre da noch ein Babyjäckchen aus der feinen Ombré von Katia das vollendet werden muss. Es stehen drei weitere Centipede auf meiner To-Do-Liste (des weiteren einer für mich mit einem sommerlicheren Lochmuster...ob er in absehbarer Zeit fertig wird, steht in den Sternen). Es gibt ein Tuch in allen nur erdenklichen Grünschattierungen aus Wunschwicklungen von RHS-Berlin namens "My Fair Lady" das noch nicht ganz fertig ist und der eine oder andere Kleinmädchentraum will entworfen und umgesetzt werden. Ich arbeite derzeit an zwei neuen Anleitungen...für ein Tuch mit ganz besonderer Optik und meiner Interpretation eines Catniss-Cowl, den ich aus einer ganz besonderen Wolle von Ferner Wolle anfertigen werde. Mein Sohn Leon ist derweil mit der Namensfindung beauftragt...er war es ja auch, der dem Centipede vor knapp zwei Monaten seinen Namen gegeben hat. Ich vertraue ihm da voll und ganz. 

Nächste Woche beginnt ein neuer Workshop in dem wir Kleinmädchenträume häkeln und nähen werden und ab der letzten Märzwoche zeige ich Interessierten wie man zu seiner eigenen Häkelhandtasche kommt. Heute beende ich mein 3500-Likes-Gewinnspiel auf Facebook. Acht tolle Preise warten auf acht (hoffentlich) glückliche Gewinner. 442 Namen sind im Lostopf gelandet, so viele wie noch bei keinem meiner Gewinnspiele zuvor. Allmählich wird es richtig schwierig all das mit der Familie, die ja nicht unter meiner Arbeitswut leiden soll, in Einklang zu bringen. Immer wieder muss ich erkennen...ohne meine Lieben, die mich wo sie können so tatkräftig unterstützen, wäre das alles gar nicht machbar. 

"together!"...ein Kunstprojekt aus vielen Händen

Ich habe ein Kunstprojekt ausgerufen. Es heißt "together!" und soll zeigen, dass wir als Häkelcommunity zu allerhand Wundervollem im Stande sind.  Die Aufgabe aller, die dabei sein wollen, lautet: Fertige ein Granny aus Baumwollgarn der Nadelstärke 3 nach der vorgegebenen Häkelschrift an und schicke es mir. Gemeinsam mit einigen Mitgliedern unseres Carinthian Crocheter Clubs, die mir in ihrer grenzenlosen Liebenswürdigkeit ihre Hilfe angeboten haben, werde ich die kleinen Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Das fertige Stück, wie groß es auch immer werden mag, möchte ich dann der Öffentlichkeit präsentieren und es mit einer Botschaft versehen: Häkeln verbindet! Weit über die Grenzen aller Länder hinaus, denn ich habe bereits Grannys gesehen, die mich in den kommenden Tagen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Italien, Spanien, Finnland und sogar aus den USA erreichen werden. Zum einen bedaure ich jetzt schon ein klein wenig unseren Postboten, der die Kuverts und Päckchen zu mir bringen muss, zum anderen orte ich natürlich mehr als viel Arbeit für die Damen vom Häkelclub und mich selbst. Egal...die Sache ist es wert. Und das aus vielen Gründen: Zum einen finde ich den Gedanken, dass man Teil eines Ganzen sein kann (und das mit einem relativ geringen Aufwand) einfach nur schön, zum anderen macht es deutlich, dass Menschen, die sich mit so fabelhaften Dingen wie Wolle, Handarbeit und Design beschäftigen zusammen ungeheuer stark sind. 

Noch habe ich keine Vorstellung wie groß das, was ich in meinem Kopf als bunten Wandbehang mit Wow-Faktor konzipiert habe, letztendlich werden wird. Bei Maßen von rund elf mal elf Zentimetern pro Granny und (ich schätze mal vorsichtig) 200 bis 250 Teilnehmern...da wird schon ganz schön was zusammenkommen. Für den Fall, dass das Projekt "together!" den Rahmen jeder mir zur Verfügung stehenden Wand sprengt, werden wir es an einem öffentlichen Platz mitten in der Kärntner Landeshaupstadt zeigen. Ich nehme an, dass die Botschaft bei den Menschen ankommen wird, auf diese Art. Zumindest würde ich mir das wünschen. Letztendlich werde ich "together!" wohl versteigern und den Erlös einer sozialen Einrichtung zukommen lassen...im Namen all derer, die daran gearbeitet haben. Dazu werde ich rechtzeitig auf Facebook die Details bekanntgeben. Noch ist es nicht so weit...erstmal müssen mich die Grannys erreichen und verarbeitet werden. Es wird auf jeden fall Spaß machen...und das ist es was zählt. Wer keinen Facebook-Account hat und dennoch dabeisein möchte kann gerne ein Mail an regina.schwarzfurtner@gmx.at schreiben, ich übermittle dann alle notwendigen Einzelheiten und die Häkelschrift für das anfängertaugliche Granny. Bis Mitte April sollte das Projekt "together!" abgeschlossen sein, so dass wir es Anfang Mai in einem angemessenen Rahmen präsentieren können.

Eine kurze Mitteilung in eigener Sache möchte ich auch noch machen. Auf vielfachen Wunsch wird es weitere Workshops bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal geben. Mit dem Thema "Meine Häkelhandtasche" beschäftigen wir uns am 29. März und 5. April (jeweils von 15.30 bis 17.30 Uhr) und ein hübsches Kinderkleid mit gehäkeltem Oberteil und Rock aus Baumwollstoff befassen wir uns am 8. und 22. März (ebenfalls jeweils von 15.30 bis 17.30 Uhr). Anmeldungen bitte direkt an Wolle Wohlgemuth unter Tel. 04223/2226. Dort erfahren Interessierte auch Details zur Workshopgebühr. Passende Wolle kann vor Ort erworben werden. ich freu mich auf euch!

Wir nehmen jede Hürde...gemeinsam!

Es kommt mir vor, als würde im Moment alles in rasend schnellem Tempo passieren...nur mit meiner aktuellen Häkelarbeit, einem Set aus Loop und Beanie für den Frühling mit dem klingenden Namen "Nelly" komm ich nicht so recht weiter. Dafür ist runderhum alles in Bewegung. Der erste Workshop bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal geht morgen mit dem zweiten Teil zu Ende, ein Neuer beginnt schon nächste Woche. Der Run auf die Anleitung zu diesem Schal ist ungebrochen groß und ich habe mich deshalb entschieden täglich nur noch von 9 bis 10 und 16 bis 17 Uhr meine Hilfe und das Versenden der PDF via Mail anzubieten. Diesem Schritt sind viele Tage vorausgegangen an denen ich praktisch nur noch am PC saß und meine Häkelnadeln schon fast schmerzlich vermisst habe. 

In der Vorwoche habe ich ein 3000-Likes-Gewinnspiel auf Facebook veranstaltet. Eigentlich glaubte ich, das würde ein bis zwei Tage laufen, ehe die magische Hürde genommen ist. Gedauert hat es dann nicht einmal zwei Stunden bis ich meinen 3000sten Fan auf meiner Seite begrüßen durfte. Die drei Gewinner freuen sich über einen Centipede in Wunschfarben, eine Beanie und ein kleines Wollpaket. Außerdem ist eine Großlieferung an Papatya Cakes von Béla angekommen. Leider nicht alle für mich, sondern größtenteils für die Mitglieder des Carithian Crocheter Clubs, der übrigens am 24. Februar das nächste Mal, zwecks gemeinsamen Nadelschwingens, zusammenkommen wird.

Ich hätte diese wundervolle Wolle wirklich gerne behalten, aber wohin damit. Die Werkstatt platzt aus allen Nähten. Nach wie vor belagere ich mit Wolle, Nadeln, Laptop und Boxen, in denen das Material für meine nächsten Aufträge schlummert, den halben Esszimmertisch und eine umittelbar angrenzende breite Fensterbank. Ebenfalls den Weg von der Druckerei zu mit gefunden haben meine neuen Folder, Visiten- und Dankekarten. Ich habe den Gewinner-Centipede "Shadow", eine Beanie und eine große Handarbeitstasche fertiggestellt und versendet. Und ich habe mich beim Dortex-Design-Award 2017 beworben und wurde auch bereits angenommen. In den kommenden Tagen wird der Centipede also auf dieser Plattform online gehen.

Die bevorstehenden Tage werden also bestimmt kein bisschen weniger aufregend und ereignisreich. Ich werde an zwei Handarbeitstaschen arbeiten, für die ich eine Kooperation mit einem echten Taschenprofi eingegangen bin. Ab sofort werden die unteren Bereiche der Taschen aus individuell und nach Kundenwunsch besticktem Kunstleder gefertigt...ich kümmere mich in gewohnter Weise um das Innenleben, den gehäkelten Korpus und den Tragegurt jeder Tasche. In meiner Werkstatt werden die beiden Teile dann zu einem Ganzen. So kann ich meinen Kunden praktisch jeden - und sei er auch noch so ausgefallenen - Wunsch erfüllen. Ich freue mich unbändig über diese Kooperation und werde zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr darüber berichten. 

Zwischenzeitlich ist natürlich das Familienleben nicht stillgestanden. Leon fiebert den Semesterferien entgegen. Er wird sich über ein ausgezeichnetes Zeugnis freuen und dann eine Woche lang auf der faulen Haut liegen...das sei ihm von Herzen gegönnt, denn er hat wirklich, angetrieben von seinem eigenen Ehrgeiz, Höchstleistungen in der Schule erbracht. Luca fiebert auch, aber leider in anderem Sinne, denn er arbeitet sich tapfer von einem Infekt zum nächsten durch. Zuerst die Bronchien, dann der Hals, jetzt der Magen...eine Endlosgeschichte für den armen kleinen Kerl. Dabei verliert er niemals seine gute Laune und bietet seine Mithilfe beim Knöpfesortieren, Wollpaketeauspacken und dem Auslosen von Gewinnspielteilnehmern an. Mein Mann ist in gewohnter Weise als Materialscout unterwegs, wenn er nicht gerade arbeitet, und stemmt weiterhin einen erheblichen Teil der Hausarbeit, damit ich mich auf das Häkeln und alles was damit zu tun hat, konzentrieren kann. Meine liebe Mama hütet den kleinen Luca, wenn ich aus dem Haus muss und mein Stiefpapa behält die Buchhaltung im Auge. Gerade jetzt in dieser mehr als turbulenten Zeit bin ich unendlich dankbar für den Zusammenhalt in unserer Familie und dankbar für gute Freunde, die uneigennützig helfen wo immer sie können. Ich wertschätze alle Freude, die ich durch Facebook und das Häkeln kennenlernen durfte und dir mir mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Da haben Neider, die der Erfolg des Centipede auf den Plan gerufen hat, einfach keine Chance mir die Freude an dem was ich mit so viel Leidschenschaft tue, zu verderben. Jenen die glauben, dass sie mich mit Drohungen und Angriffen, einschüchtern können, kann ich nur eines sagen: Ich lasse mich nicht unterkriegen, egal mit wieviel Inbrunst ihr es auch versuchen mögt. Ich war schon einmal in einer solchen Hölle und ich kenn mich da ganz gut aus mittlerweile. Ich habe keine Angst vor euch...vielmehr seid ihr es, die eigentlich mein Mitleid verdienen. Nur dumm, dass ich dafür gerade gar keine Zeit habe.

Mein erster Workshop ... ich freu mich!

Eigentlich müsste ich den Centipede umtaufen...in Durchstarter oder Glücksbringer...denn genau das hat er getan...er hat mir Glück gebracht und hilft mir beim Start in das neue Jahr enorm. Die Anleitung zu dem guten Stück verbreitet sich wie ein Lauffeuer und ich freue mich jeden Morgen wenn ich meine Mails und Facebook-Anfragen bearbeite über die tollen Feedbacks der begeisterten Häkler(innen), die den Centipede zu ihrem neuen Projekt gemacht haben. Ich hab schon jede Menge toller Fotos gesehen...halberftige, fertige, solche die schon getragen werden...das ist ein richtig richtig gutes Gefühl. 

Nächste Woche gehe ich einen Schritt weiter und veranstalte meinen ersten Workshop bei Wolle Wohlgemuth in Maria Saal. Innerhalb weniger Stunden war er ausgebucht, ein weiterer befindet sich bereits in Planung. Ich kann das noch garnicht glauben, dass mein Angebot so großen Anklang findet. Nun freue ich mich natürlich unbändig auf diesen Tag. Ich liebe es ja mit Menschen in Kontakt zu kommen, die auch begeistert und bekennend häkelsüchtig sind. Sich über Wollqualitäten und Häkelnadeln, neue Techniken und Althergebrachtes zu unterhalten macht einfach Spaß. Ich bin mir sicher, dass diese Workshops schon alleine deshalb etwas ganz Besonderes sein werden. Die Vorbereitungen dafür laufen bei mir also auf Hochtouren. Ich häkle noch einen Centipede (meinen achten mittlerweile), denn ich will ja zeigen können, wie das Teil fertig aussieht und wie man es sich am schönsten um Hals und Schultern drapieren kann. Aus meinem Drucker purzeln die Anleitungen nur so heraus und nebenbei beantworte ich weiter fleißig alle Fragen, die mich via Facebook und Mail erreichen. Hartnäckig okkupiere ich also weiterhin mit meinem ganzen Krimskrams den Esszimmertisch...allerdings nicht mehr zur Hälfte sondern ganz. Ich habe neue Folder und Visitenkarten in Druckauftrag gegeben und neue Wollbestellungen erledigt...ganz schön turbulent geht es derzeit bei uns also zu...erinnert mich ein bisserl an alte Zeiten, wenn etwas Berichtenswertes passiert war und in der Redaktion plötzlich alles wie im Zeitraffer ablaufen musste. Im Moment wäre es genial, wenn der Tag ein paar Stunden mehr hätte.

Zum Glcük habe ich wirklich ausnahmslos liebe und geduldige Kunden, die mir nun auch mal etwas mehr Zeit bis zur Fertigstellung ihres Unikates zubilligen. In allen Fällen hab ich mir die entsprechende Wolle und Zubehör wie Knöpfe, Futterstoffe und Reißverschlüsse ordentlich in kleine Kisten gepackt und beschriftet...nach und nach werde ich diesen Stapel abarbeiten. Ich hab auf niemanden vergessen...zwei Mützen, eine voll ausgestattete Handarbeitstasche, eine Handtasche, zwei Centipede in wolliger Qualität und einen für den Sommer in herrlichen Grünnuancen von RHS-Berlin, ein Mützen-Loop-Set und so weiter und so weiter...alles gespeichert. Und dann hab ich da ja noch diese Idee von einem neuen Tuch, das ich unbedingt ausprobieren und zeigen möchte. Wenn es Anklang findet, wird es dazu auch in absehbarer Zeit eine Anleitung von mir geben. 

Natürlich bleibt der ganz normale Familienalltag derweil nicht stehen. Luca, der sich derzeit mit einer heftigen Erkältung plagt, muss zur Schuleinschreibung, Leons hat zwei Arzttermine, der Haushalt macht sich, trotz meines Bittens und Flehens nach wie vor nicht von alleine...da muss ich schon achtsam sein, dass nichts auf der Strecke bleibt. 

Centipede und American  Cheesecake

Es liegen ein paar wirklich aufregende Tage hinter mir. Am Mittwoch ist meine erste Anleitung auf den Markt gekommen. Ein tolles Gefühl! Der von mir kreierte Schal Centipede verbreitet sich wie ein Lauffeuer. In den Häkelgruppen werden schon die ersten Bilder von den begonnenen Arbeiten gezeigt...in so vielen Farben und Variationen...unglaublich. Die Anleitung lässt viel Spielraum für die eigene Kreativität...genau so wie ich es wollte und wie es offensichtlich auch die Kunden zu schätzen wissen. Alle haben Spaß daran zu arbeiten...das finde ich wunderbar. Ich mache mich schon an diverse Modifikationen des Grundmodelles...es muss auch einen Centipede für den Sommer geben...mit Lochmuster und aus feinen Wunschwicklungen von RHS-Berlin. Ich bleibe am Ball.

Zum Häkeln bin ich seit Mittwoch praktisch garnicht gekommen. Da ich das E-Book ausschließlich über meine eigene Facebook-Seite in Umlauf bringe, gab es anfänglich sehr sehr viel Arbeit für mich. Täglich 12 bis 15 Stunden vor dem PC. Anfragen/Bestellungen entgegennehmen, E-Mails verschicken, Fragen auf meinem FB-Profil beantworten, den Instagram-Account betreuen...es gab ein paar Momente, da wusste ich nicht mehr wo mir der Kopf steht. Dank einer lieben Freundin, die mir beherzt unter die Arme gegriffen hat, habe ich es dennoch geschafft allen zukommen zu lassen wofür sie ja schließlich auch bezahlt haben. Kurzfristig war ich der Verzweiflung nahe weil der Fehlerteufel mir eine Breitseite verpasst hatte, aber letzten Endes ist alles gut gegangen...und ich denke ich darf mit meinem Jungfernflug auf dem Pattern-Markt ganz zufrieden sein.

Um meine Exklusivität zu erhalten werde ich vorläufig davon Abstand nehmen meine Anleitung, und welche die vielleicht noch folgen werden, auf Plattformen wie Crazy Patterns oder Ravelry anzubieten. Mir ist der Kundenkontakt einfach wichtig und ich denke es ist gut, dass ich jetzt eigentlich jeden, der den Centipede häkelt, zumindest vom Namen her kenne. So lassen sich eventuell auftretende Fragen rasch und unkompliziert beantworten. Meine Kundenaufträge für von mir maßgefertigte Produkte gehen dadurch zwar etwas weniger rasch von der Hand, aber das nehmen derzeit zum Glück alle in Kauf. Ein großes Dankeschön muss ich auf jeden Fall meinem Mann und meinen beiden Söhnen aussprechen, die geduldig meinen Stess ertragen und mich aufgefangen haben, wenn es zu viel zu werden drohte. Die drei haben gemeinsam den Haushalt organisiert und alles von mir fern gehalten was nicht mit Centipede zu tun hatte. Nicht nur dafür liebe ich meine drei coolen Männer über alles.

Am Freitag hat dann das erste Treffen des Carinthian Crocheter Clubs bei uns daheim stattgefunden. Es war einfach nur schön und entspannt mit Birgit Subosits, Andrea Ruprecht, Sonja Holzer, Verena Okorn, Melanie Shala und Melanie Kienzer (allesamt passionierte Häklerinnen) gemeinsam die WollLolli glühen zu lassen. Wir haben natürlich geschnattert und gefachsimpelt und über unsere Wollvorräte diskutiert und dieselben natürlich für zu gering befunden. Ein paar Wuzzalan haben den Besitzer gewechselt und bei Kaffee/Tee und American Cheesecake haben wir einander kennenlernen dürfen. Bis dato waren wir ja alle "nur" auf Facebook miteinander befreundet und haben uns über Häkelfragen ausgetauscht. Es war einfach ein tolles Erlebnis einander live zu begegnen. Es ist beschlossene Sache, dass diese Treffen nun künftig mindestens einmal pro Monat stattfinden werden und ich bin mir sicher, dass die Runde stetig wachsen wird und wir bald eine etwa größere Location brauchen werden. 

Ich hab also allen Grund für die vergangenen paar Tage richtig richtig dankbar zu sein. Ich durfte viele liebe Menschen kennenlernen, hab einen passablen Start in Sachen Anleitung hingelegt, hab erfahren dürfen, dass ich Freunde habe auf die ich mich immer verlassen kann und einmal mehr meine Familie als Rückendeckung und Energiequelle erlebt. 

Der nächste Schritt...meine erste Anleitung kommt auf den Markt!

Eines hab ich in den vergangenen paar Tagen gelernt: Das Schreiben von Anleitungen fällt mir, bin ich erstmal am Werk, nicht ganz so schwer, wie ich immer angenommen habe. Gut ich gebe zu, dass mir die WollLolli in meiner Hand nach wie vor ein deutlich besseres Gefühl gibt, als der Kugelschreiber, aber in Summe bin ich mit mir selbst nicht unzufrieden.

Ob meine Familie das heute auch unterschreiben würde, weiß ich nicht. Fünf Tage lang hat sich alles nur um diese Anleitung gedreht. Zuerst die Namensfindung. Alle haben angestrengt nachgedacht...letztendlich war Leon sozuagen der Taufpate des Projektes und hat mit seinem Vorschlag mein neues Schalmodell Centipede (engl. für Hundertfüßler, ausgesprochen Sentipidi) zu nennen maßgeblich zum Gelingen deselben beigetragen. Wenn das Kind erstmal einen Namen hat, sind die Dinge schon klarer. Weniger klar war mir welches Material ich verwenden sollte, weshalb ich insgesamt auch viermal von vorne begonnen habe. Letztendich ist meine Wahl auf eine Verlaufswolle von Papatya in sanften Caramelltönen gefallen, weil sie auch mit einem Kundenauftarg zusammengepasst hat und ich so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. 

Das Niederschreiben dessen, was ich Sekunden zuvor gehäkelt habe, lief soweit ganz gut...allerdings muss ich zugeben, dass das viele Maschenzählen so sehr meine Aufmerksamkeit gefordert hat, dass unsere Wohnung, bis mein Mann am Abend heimkam, regelrecht im Chaos zu versinken drohte. So stand er abends nicht nur knöcheltief in den Spielsachen von Luca, sondern sah sich auch mit einem Berg schmutzigen Geschirrs in der Küche konfrontiert. Ich gestehe, es gab jüngst vermehrt Tiefkühlpizza, Spaghetti mit Sauce aus dem Glas und diverse andere Fertiggerichte. Gut nur, dass es meinen Söhnen dennoch geschmeckt hat. Ich denke die waren sogar ganz froh, dass es kein Gemüse gab. Allabendlich war ich ganz schön kaputt. Wenn ich mich endlich in die Kissen fallen lassen konnte, drehten sich meine Gedanken nur um Centipede...3 Steigeluftmaschen, 61 Stäbchen, 11 Luftmaschen, Arbeit wenden, 10 halbe Stäbchen, 61 Luftmaschen...und so weiter und so weiter.

Morgens den Kleinen in den Kindergarten bringen, das Nötigste einkaufen, heimkommen, weiterhäkeln. Zwischenzeitlich musste ich mich natürlich auch administrativ ein bisserl neu aufstellen. PayPal-Konto einrichten, eine eigene E-Mail-Adresse anlegen, ein Layout für die Anleitung aussuchen, verwerfen und neu festlegen. Den Kleinen wieder abholen, irgendein Mittagessen zu stande bringen, dem Zwerg eine sinnvolle Beschätfigung ans Herz legen, Kundenanfragen beantworten, neue Wolle ordern, etwas auf Facebook posten, die liebe Janina Winkler (crochetmama) mit allerhand rechtlichen Fragen quälen...alles hat sich gedreht und in einem scheinbar schwindelerregenden Tempo bewegt.

Irgendwann war mir klar: Ich brauche ein bisschen Hilfe. Meine liebe Freundin Uschi hat sich angeboten in den kommenden Tagen den Versand der Anleitungen zu übernehmen, damit ich in Ruhe weiter an meinen Aufträgen arbeiten kann und Leon hat eingegriffen. Mit seiner offenbar angeborenen Gelassenheit und seinen hervorragenden Computerkenntnissen hat er den technischen Teil übernommen und die Anleitung zu Centipede in eine ansprechende Form gebracht, Fotos bearbeitet und ertragen, dass ich dieselben wieder und wieder doch lieber an einer anderen Stelle positioniert haben wollte. Natürlich hab ich ihm dabei über die Schulter geschaut und gelernt. Beim nächsten Mal schaff ich das ganz alleine...hoffe ich...denn mein Wissen rund um Layout, Bildbearbeitung und PDF aus Journalistentagen hat in der hintersten Ecke meines Gehirns laut "Hier!" geschrien...es ist also noch vorhanden und abrufbar. Luca hat auch seinen Teil beigetragen indem er während dieser Tage deutlich gemacht hat, dass er sich mit seinen sechs Jahren wirklich gut selbst beschäftigen kann und  versteht, dass Mama sich in einem Ausnahmezustand befindet. Ich hab die besten Kinder der Welt!

Gestern dann noch ein Probedurchgang in Sachen Ablauf...Anleitung bestellt und bezahlt, Geld angekommen, Anleitung versendet, Anleitung ausgedruckt...alles gut. Nun hoffe ich also, dass ganz viele großen Gefallen an Centipede finden und sich die Anleitung gönnen...mich sozusagen auf meinem Jungfernflug begleiten. Ich freue mich jetzt schon auf die ersten Fotos von gelungenen Arbeiten und hoffe inständig, dass meine Anleitung fehlerfrei und - wie versprochen - auch anfängertauglich ist. Sollte sie aber, denn sie wurde ja schließlich auch von einem Anfänger gemacht 🤭!

Der Ausverkauf meiner selbst

Sei es meiner Erziehung geschuldet oder meiner genetischen Veranlagung...ich bin ein durch und durch höflicher Mensch. Ich gehöre zu jenen Leuten, die anderen einen "Guten Tag" wünschen und "Bitte" und "Danke" kommen mir ganz automatisch über die Lippen. Freilich hab ich auch mal einen Tag an dem das Gute-Laune-Level gefährlich absinkt, aber das dauert meist nicht lange und mit ein bisschen Selbstbeherrschung ist das Problem eigentlich gar keines mehr. 

Umso mehr erstaunt es mich immer wieder, dass andere Mitmenschen eben anders ticken und Höflichkeit sowie gutes Benehmen nicht ansatzweise einen ähnlich hohen Stellenwert in deren Leben zu haben scheinen. Ich bekomme derzeit viele Anfragen bezüglich meiner neuen Schals, die - und das freut mich natürlich über alle Maßen - sehr gut ankommen. Es sind viele darunter auf die ich am liebsten gar nicht antworten würde. "Was kostet das?" oder "Aus was ist der gemacht?" ... einfach so, kein "Hallo" oder "Darf ich dich fragen"! Es mangelt einfach an Umgangsformen. Ich frage mich dann immer, ob das nur so abläuft, weil man die Anonymität des Internets vor Augen hat...und da scheint es ja egal zu sein, ob man nun freundlich ist oder nicht, oder ob diese Menschen auch im realen Leben in einen Laden gehen und dort zur Verkäuferin sagen "Wurscht, zwanzig Dekagramm". Sollte Erstere der Fall sein, dann kann ich nur sagen: Auch im Internet sitzen am anderen Ende Menschen, die es verdient haben, dass man ihnen höflich begegnet. Zumal wenn man eigentlich selbst derjenige ist, der eine Auskunft haben möchte. Ist Zweiteres zutreffend, dann macht es mich einfach nur unendlich traurig.

Ich versuche meinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein und sehe mich in diesem Vorhaben bestätigt, wenn mir Menschen begegnen, die jedes Maß an zivilisiertem Umgang miteinander vermissen lassen. Vorallem, wenn es um meine Häkelarbeit geht, fühle ich mich durch den Mangel an Manieren fast schon persönlich gekränkt, denn es spiegelt auch eine gehörige Portion Ignoranz gegenüer dem, was ich in mühevoller und stundenlanger Arbeit geschaffen habe, wider.  An dieser Stelle möge man mich nicht falsch verstehen...ich brauche kein puderzuckersüßes Lob. Was ich gerne hätte wäre etwas mehr Freundlichkeit und Wertschätzung dem anderen gegenüber. Ich bin bei Gott nicht das Maß aller Dinge, aber wenn man mir begegnen würde, wie ich anderen begegne, dann wär das schon was Feines. 

Mittlerweile raten mir meine Freunde schon etwas an meinem Sozialverhalten zu ändern, etwas weniger hilfsbereit zu sein, weniger auskunftsfreudig, weniger nett. Das ist gar nicht so einfach wie es klingt. Ich hab die letzten 44 Jahre so funktioniert und hatte eigentlich vor es zumindest in den kommenden 44 auch so zu handhaben...für den Fall dass ich älter als 88 werde, hätte ich ab dann ja eine gute Ausrede und könnte auf "Altersbissigkeit" plädieren. Dennoch haben meine Ratgeber natürlich Recht, denn gerade dieser Tage habe ich wieder erfahren dürfen, dass meine Ratschläge und Tipps gerne angenommen, am Ende aber sogar dafür benutzt werden, um mit mir in irgendeine Form von Konkurrenz zu treten. Einen Konkurrenzkampf scheue ich nicht, aber es macht mich sprachlos, dass mit dem Wissen, dass man sich auch durch meine Hilfe aneignen konnte, dann ganz dreist Geschäfte gemacht werden. 

Sollte ich mir also tatsächlich vornehmen etwas weniger umgänglich zu sein, weniger nett? Es liegt nicht in meiner Natur, aber ich will dennoch etwas vorsichtiger werden und nicht alles, was ich mir an Wissen und Fertigkeiten angeeignet habe, auf Zuruf preisgeben. Weil die Pferde schnell mit mir durchgehen, hat sich eine Art Netzwerk um mich herum gebildet...Freunde, die ein Auge darauf haben, dass ich achtsam bin und etwas zurückhaltender. Und ganz ehrlich: Für dieses Netzwerk bin ich dankbar! Alle die daran beteiligt sind meinen es mir gut und wollen mich vor dem Ausverkauf meiner selbst beschützen. 

Kreatives Chaos oder akribische Ordnung?

Das Neue Jahr hat mich auf eine neue Idee gebracht, die mich wiederum in eine echte Zwickmühle bringt. Ich habe mir eine Art Schal/Schultertuch ausgedacht und umgesetzt. An und für sich ein mehr als erfreulicher Umstand...wäre da nicht die Sache mit der Anleitung. "Carneval" und "Purple Sky" sind so gut angekommen bei meinen Facebook-Abonennten und Instagram-Followern, dass ich in den vergangenen Tagen kaum eine Frage so oft beantworten musste wie die nach einer entsprechenden Anleitung für das Modell. Wer mich schon ein bisschen kennt, der weiß, dass ich mit Anleitungen auf Kriegsfuß stehe. Nicht nur wenn es darum geht eine bereits Existente zu erwerben, zu verstehen und im Anschluß zu benutzen. Ich kann mich auch nicht wirklich überwinden eine zu schreiben. Einmal mehr beschäftgit mich natürlich die Frage nach dem Warum.

An und für sich bin ich ein recht sortierter Mensch...speziell wenn es um Häkelangelegenheiten geht. Es fällt mir nicht schwer bei Wolle, Knöpfen und Stoffen so viel Ordnung zu halten, dass ich alles was ich brauche finde, wenn es darauf ankommt. Ich müsste also nichts weiter tun, als während des Häkelns eines eigenen Entwurfes alles fein säuberlich mitzuschreiben. Jetzt kommt auch schon das große Aber...das bremst mich nämlich total aus. Alleine der Gedanke, dass ich nach jeder Reihe meine WollLolli gegen einen Kugelschreiber austauschen müsste, macht mir Gänsehaut. Es ist nicht so, dass ich es nicht schon versucht hätte. Meistens ist nach 15 bis 20 Reihen Schluss. Ich tröste mich dann selbst mit dem Gedanken, dass ich rein theoretisch auch eine Anleitung schreiben könnte, wenn ich mit dem Projekt fertig bin. Natürlich passiert das nie, denn in meinem Kopf gibt es spätestens im letzten Drittel der aktuellen Arbeit schon ein oder zwei Ideen für was Neues und diese Ideen brennen so in mir, dass ich umgehend mit deren Umsetzung beginnen muss. Schon oft hab ich mir gewünscht es gäbe einen Ghostwriter für Anleitungen. Sogar der Gedanke nach jeder Reihe auf Band aufzunehmen was ich gerade gemacht habe, ist mir schon gekommen. Man könnte das dann ja einfach abtippen und gut ist es.

Wie auch immer...ich werde mir etwas überlegen beziehungsweise mich überwinden müssen, denn der Gedanke einige meiner schönsten Entwürfe mittels Buch vielen Menschen zugänglich zu machen, begeitet mich ja bereits seit einem Jahr. Das ist also der einzige echte Vorsatz, den ich für 2017 gefasst habe: Schreibe Anleitungen! Und ich werde mit dem eingangs erwähnten Schal den Anfang machen. Nächste Woche, wenn mein Materialnachschub angekommen ist, werde ich einen Weiteren für eine Kundin anfertigen und da werde ich gnadenlos zu mir selbst sein und jeden Schritt notieren. Ich verspreche es...hoch und heilig...vor allem all jenen, die ich in den vergangenen Tagen entäuschen musste, wenn es um die Frage ging, ob ich denn für "Carneval" oder "Purple Sky" eine Anleitung verkaufe. Schon jetzt steht mir der Schweiß auf der Stirn wenn ich daran denke, aber ich werde es tun. Papier, Kugelschreiber und mein gutes altes Diktafon aus Journalistentagen liegen bereit. 

Vielleicht habe ich ja sogar Spaß daran? Gut wäre es, denn ich habe auch eine neue Handarbeitstasche (in einer Farbkombination, die jetzt schon mein Herz höher schlagen lässt) auf meiner Agenda für die kommenden zwei Wochen und die wäre ebenfalls eine Anleitung wert. Genauso wie eine kuschelige Jacke, die ich für eine ganz liebe Stammkundin anfertigen darf und die in meiner Vorstellung auch etwas sehr Besonderes werden soll. Aber vielleicht nehme ich mir da schon wieder zu viel vor...eine Art Krankheit, die man schon immer bei mir diagnostizieren konnte. Wenn ich eines eigentlich längst gelernt haben müsste, dann: Auch kleine Schritte sind Schritte und bringen mich vorwärts. Aber wenn die Pferde erstmal mit mir durchgehen....

Es stellt sich also die Frage: Kreatives Chaos (zumindest im Kopf) oder akribische Ordnung (die unerlässlich ist, wenn ich Anleitungen schreiben möchte)? Aus dem Bauch heraus fiele meine Wahl auf das kreative Chaos, aber der Verstand sagt: Kann doch nicht sein, dass du es nicht schaffst deine Arbeitsschritte zu dokumentieren! Apropos Arbeitsschritte dokumentieren...ich arbeite ja gerade an einer Tasche, in der eine Yogamatte Platz finden soll. Das ursprünglich vorgesehene Prinzip, nach dem ich vorgehen wollte, hab ich nochmal überdacht. Abgesehen von dem bereits fertigen Gurt bleibt von der bisher erledigten Arbeit nicht viel übrig. Aber das spielt keine Rolle, wenn ich das Ergebnis dadurch otimieren kann. Also drück ich jetzt nochmal eilig den Reset-Kopf, denn spätestens übermorgen soll die Tasche fertig sein, damit ich mit etwas Neuem beginnen kann.

Ein Blick zurück...

Das alte Jahr neigt sich dem Ende. Grund genug, den Blick noch einmal zurück schweifen zu lassen auf ereignisreiche 12 Monate. Meine Leidenschaft, die in meinem ganz speziellen Fall hoffentlich wenig Leiden (für andere) schafft, hat ordentlich Fahrt aufgenommen und wird 2017, so mein Plan, erst richtig in Schuss kommen. 

Im Jänner 2016 habe ich mit "designed & handmade by REGINA" zum ersten Mal meine Sucht nach außen getragen, indem ich auf einer Jagd- und Fischereimesse hier in Klagenfurt meine Werke einer breiten Öffentlichkeit präsentieren durfte. Dem vorausgegangen waren zwei Monate in denen ich praktisch ausschließlich Mützen im Jagd-, Trachten- und Landhausstil angefertigt habe. Insgesamt sind da knapp 30 Kilometer Wolle durch meine Finger geglitten. 

Im Februar habe ich das Thema Handtaschen für mich entdeckt und mit der "Fat Bee" etwas begonnen, das ich nicht mehr aufhalten konnte und wollte. Meine Kunden waren von meinen Taschenentwürfen begeistert und ich habe wunderbare Modelle anfertigen dürfen. Auch in Sachen Babykleidung war ich nicht faul und hatte die Chance putzige Sets für kleine Zwerge anzufertigen. Daran hat mich auch eine schwere Grippe, die sechs Wochen gedauert hat, nicht hindern können.

Im März kam mir die Idee mit meinen Kleinmädchenträumen. Zum Ersten Mal habe ich Gehäkeltes mit Genähtem kombiniert. Es galt meine Fertigkeiten an der Nähmaschine aufzufrischen und auszubauen. Ich habe Stunden im Stoffgeschäft meines Vertrauens zugebracht, um nach passenden Stoffen und Accessoires Ausschau zu halten. Die meisten meiner Entwürfe wurden von da an in einem renommierten Kindermodengeschäft hier in der Kärntner Landeshaupstadt zum Verkauf angeboten. Online war ich auch recht aktiv und habe vielen Mitsüchtigen Tipps und Tricks verraten dürfen, damit auch sie zu ihren ganz persönlichen Kleinmädchenträumen finden konnten.

Im April hab ich dann leider erleben müssen, wie meine Facebookseite gehackt wurde und ich auf einen Schlag 2500 Abonennten und Fans verloren habe. Nur der unbändige Wille auch weiterhin mit Wolle und WollLolli kreativ zu bleiben, hat mich damals nicht verzweifeln lassen. Was meinen Internetauftritt mit "designed & handmade by REGINA" betraf, habe ich also nochmal bei Null beginnen müssen. Nach vielen vielen Stunden am PC und (ich gebe es zu) der einen oder anderen Träne, die ich vergossen habe, konnte ich den Resetknopf drücken und nochmal starten. Leider stand der ganze Monat unter keinem guten Stern, denn ich erkrankte an der gefürchteten Gürtelrose...und das auch noch im ganzen Gesicht. Das Häkeln hat die Schmerzen erträglicher gemacht.

Im Mai war ich zwar noch lange nicht wieder hergestellt, aber voller Tatendrang. Einige größere Aufträge haben meine WollLolli und mich ordentlich gefordert. Ich habe begonnen meine Fotos mit Wasserzeichen zu schützen,  viel Zeit auch an der Nähmaschine verbracht, Großeinkäufe in Sachen Wolle, Stoffe, Knöpfe und Perlen getätigt und meine Werkstatt so eingerichtet, wie es unsere Wohnung zuließ. Mein Mann hat einen tollen Schrank für Wolle und allen anderen Krimskrams gebaut. Das absoute Highlight im Mai war aber der Besuch eines Teams vom ORF Kärnten, das bei mir angefragt hatte, ob ich mit einem Fernsehbeitrag über meine Häkelleidenschaft einverstanden wäre. Was für eine Frage?

Im Juni hatte ich etwa 1000 Fans für meine Facebook-Seite zurückgewonnen. Ich war/bin glücklich über jeden Einzelnen, der den Weg zu mir gefunden hat/findet und dem gefällt, was ich mache. Luca und ich haben nachmittags viel Zeit auf dem Kinderspielplatz verbracht...er spielend und tobend, ich häkelnd. Wir haben den Frühsommer genossen und ich habe einige Überlegungen für eine Homepage und ein paar andere Marketingmaßnahmen angestellt. Paralell dazu sind einige Taschenunikate entstanden und Babysandalen in mehreren Varianten. Außerdem durfte ich Administrator bei "Häkeln unzensiert" werden. 

Der Juli stand schon ganz im Zeichen unseres bevorstehenden Urlaubes...sechs Wochen in unserem Haus in Ugarn. Diesmal musste allerdings praktisch meine ganze Werkstatt mit umziehen. Sehr zum Amusement meines Mannes landete schließlich eine Wagenladung voll Wolle, Häkelnadeln, Stoffen, Knöpfen, Reißverschlüssen und meine Nähmaschine in der Sommerfrische. Zum Glück war ich gut ausgestattet, denn es folgte...

...der August und mit ihm eine regelrechte Flut an Taschenbestellungen. Ich habe also die Terrasse unseres Hauses in Beschlag genommen und gehäkelt und gehäkelt und gehäkelt. Bei uns wuchsen die Taschen praktisch im Garten auf den Bäumen, was auch einige Fotos dokumentieren. Ich habe mein erstes Gewinnspiel auf meiner FB-Seite veranstaltet. Es war ein wunderbarer Sommer indem ich die Zeit mit meiner Familie genießen durfte und trotzdem keinen Tag auf meine Kreativität verzichten musste. Außerdem hatten wir endlich die Gelegenheit meinen Top-Wolllieferanten Bela Szoradi und seine Frau Andrea kennenzulernen und wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit Silke und Norbert Schmenk (und ihren bezaubernden Sprösslingen) von WollLolli.

Im September hat dann, zurück in Kärnten, der Alltag wieder Einzug gehalten. Alle Utensilien waren wieder an ihrem Platz und...tadaaa...der Fernshebeitrag über meine Häkelwerkstatt wurde (am 8. September) gesendet. Bis zu diesem Tag hatte ich nicht gesehen, was aus dem Rohmaterial vom Drehtag im Mai gemacht worden war. Was soll ich sagen...der Beitrag war toll, hat mich gezeigt wie ich nunmal bin und mir einen großen Motivationsschub beschert. Als er im TV lief, saß ich im Zug von Salzburg nach Klagenfurt, denn an diesem Tag durfte ich auch meinen Häkelfreund Tom aus Bayern zum Ersten mal treffen. Außerdem habe ich mit Bianca und Patrick Müller von RHS-Berlin  wunderbare Partner in Sachen Wunschwicklungen gefunden. Die Produktkategorie "designed & handmade by REGINA...limited edition" ist entstanden. Ein rundum perfekter Monat also. 

Im Oktober hab ich mit dem Aufbau meiner Website begonnen und entschieden darauf auch zu bloggen. Es freut mich seither Tag für Tag an den stetig steigenden Zugriffsdaten zu sehen, dass vielen (derzeit etwas mehr als 10.000) gefällt, was ich so zu erzählen habe. Außerdem habe ich begonnen auch auf Instagram zu zeigen, was meine wollige Welt ausmacht. Zurzeit finden das knapp 350 Follower offenbar nicht schlecht. Auf Facebook freute ich mich im Oktober auch über 2000 Abonennten...gefeiert wurde mit einem Gewinnspiel. Das alles wäre mir nicht ohne die Hilfe meines Sohnes Leon gelungen, der...wie wohl praktisch alle Teenager heutzutage...in technischen Fragen ein Ass ist. Am 1. Oktober hat "designed & handmade by REGINA" auch sein erstes Geschäftsjahr gefeiert. Grund genug für mich zum Ersten Mal eine Tasche zu versteigern. 

Der November stand ganz im Zeichen von Mützen und Loops. Ich habe begonnen mit Muster- und Materialmix zu experimentieren und die Linie "max mix" (maximum mixture) entworfen. Die eine oder andere Tasche und einige Babysets haben ebenfalls meine Werkstatt verlassen. Ich habe viel Zeit mit der Planung all dessen verbracht, was ich 2017 in die Tat umsetzen möchte. Ich habe 1000 neue Labels geordert, zuviel Wolle gekauft (aber das ist etwas, das eigentlich in jedem Monat des ablaufenden Jahres so war), fleißig gebloggt und noch fleißiger gehäkelt.

Im Dezember hab ich meinen 44. Geburtstag mit der Verlosung von vier Mützen gefeiert und einigen meiner Kunden dabei geholfen ihre Liebsten, stellvertretend für das Christkind, mit Überraschungen zu versorgen. Leider hat mich eine heftige Erkältung gequält, die zu den Weihnachstfeiertagen von einem neuen Infekt abgelöst wurde. So ein Glück aber auch. Wollte mit meinem Elend nicht alleine sein und hab die ganze Familie angesteckt. Die letzten Tage des alten Jahres verbringe ich mit der Arbeit an der Tasche "Joy", einem Modell aus Grannys, die ich am 1. Jänner 2017 auf meiner FB-seite versteigern werde. Sie soll den Auftakt bilden für ein neues, ich würde mir wünschen auch erfolgreiches und vor allem glückliches 2017.

Ach ja und einen Vorsatz fürs Neue Jahr hab ich schon in die Tat umgeetzt. Am 13. Jänner findet das Erste von hoffentlichen vielen Häkeltreffs bei mir statt. Der "Carinthian Crocheter Club" wird zusammen mit einigen Mitsüchtigen aus der Taufe gehoben. 

Zeit enger zusammen zu rücken

In den vergangenen Tagen ist so viel passiert...die Welt hat neue Greuel erlebt und die Menschen sind verunsichert, traurig, wütend, angsterfüllt...da fällt es einem schon ein bisschen schwer sich zu besinnen auf das Fest der Liebe und Familie, das morgen gefeiert werden wird. Allem Terror und aller Furcht und Frustration zum Trotz rücken die Menschen dennoch, oder gerade deshalb, enger zusammen und geben einander Halt. Und morgen werden sie das auf eine ganz besondere Art tun...nicht nur in Berlin oder Nizza oder Brüssel...überall dort, wo die Liebe dem Hass keine Chance lässt.

Auch für unsere Familie ist der 24. Dezember alle Jahre wieder ein besonderer Tag, an dem wir unser Miteinander genießen und dankbar dafür sind, dass wir...allesamt bei recht guter Gesundheit...zusammen sein dürfen. Traditionell gibt es am 24. Dezember einen Brunch bei uns. Mein Mann, Leon, Luca und ich beginnen den Tag etwas später als gewohnt und zelebrieren ein reichhaltiges Frühstück im Schein der vier Kerzen auf dem Adventkranz und untermalt von kitschiger Weihnachtsmusik. Im Idealfall würde das große Fenster am Esstisch den Blick auf dicke vom Himmel fallende Schneeflocken freigeben, aber dieses Zusatzglück hat es hier bei uns schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Glaubt man dem Wetterbericht sind es morgen allenfalls Regentropfen, die zu sehen sein werden. 

Auch wenn die Geschenke für die Kinder schon seit einiger Zeit in ihren sicheren Verstecken ausharren, werde ich morgen noch alle in Geschenkpapier wickeln und mit Schleifen versehen müssen, denn...und das hat ebenfalls schon fast Tradition...aus irgendeinem Grund ist es mir Jahr für Jahr schier unmöglich das zeitgrerecht zu erledigen. Während ich also mit Papier und Klebeband kämpfe, unternehmen meine drei Männer einen Spaziergang über den Weihnachtsmarkt, der bei uns ja praktisch vor der Haustüre liegt und mit Glühwein, Kinderpunsch,  kandierten Äpfeln, gebrannten Mandeln, Kunsthandwerk und Fahrten mit dem Ponywagen für ein bisschen Kurzweil sorgt. Zwischenzeitlich werden, wie im Zeitalter modernen Kommunikationstechniken kaum anders möglich, Weihnachtsgrüße an die engsten Freunde verschickt. Wir wollen sie einfach wissen lassen, dass wir an sie denken. Am Nachmittag erledigen wir gemeinsam die Vorbereitungen für das Abendessen. Es gibt, ebenfalls schon seit vielen vielen Jahren, Fondue. Darauf freuen sich immer alle schon sehr...das Um-den-Topf-herum-Zusammensitzen und Bruzzeln macht eben nicht nur den Kindern Spaß. Meine Mama und ihr Mann essen und feiern mit uns. Irgendwann läutet das kleine silberne Glöckchen des Christkindes und kündigt die heiß ersehnte Bescherung an. Ein paar zarte weiße Federn liegen auf dem Boden verstreut...die hat das Christkind verloren, als es zum Fenster hereingeflogen kam, um die Geschenke zu bringen. Das wird es so lange tun, bis unser Luca nicht mehr so recht an das weißgewandete engelsgleiche Kind glauben mag. 

Niemand möchte Ohrenzeuge sein, wenn wir "Stille Nacht, Heilige Nacht" anstimmen...und trotzdem tun wir es. Luca voller Inbrunst, Leon mit dem leicht beschämten Blick eines Teenagers, mein Mann mit einem wundervollen Akzent und ich selbst, weil einer es tun muss. Meiner Mutter und ihrem Mann fehlt ebenfalls jegliche musikalische Begabung...es hört sich bestimmt grauenvoll an, aber es gehört zu unserem Weihnachtsfest einfach dazu. Ebenso wie ein Teller mit Keksen, über den sich die Kinder hermachen, und das Anstoßen mit alkoholfreiem Sekt. Der Rest des Abends wird mit dem Auspacken, Begutachten und gegebenenfalls In-Betrieb-Nehmen der Geschenke zugebracht. Der eine oder andere Gedanke wird morgen auch bei all jenen Menschen sein, für die ich heuer Weihnachtsgeschenke anfertigen durfte. Zweifelsohne werde ich mich fragen ob Mützen, Loops, Handtaschen und dergleichen auch passen beziehungsweise Anklang finden. Es freut mich zu wissen, dass ich - oder besser gesagt meiner Hände Arbeit -heuer Teil des Heiligen Abends in anderen Familien sein darf. Wir werden auch an jene denken, die nicht mehr mit uns feiern können...unsere Großmütter, Großväter, Freunde, die gegangen sind und nicht wieder kommen. Wir sind zwar katholisch, aber praktizieren unsere Religion nicht wirklich. Morgen werden wir dennoch ein Vater Unser beten...für jene Menschen, die im vergangenen Jahr aus dem Leben gerissen wurden...sei es nun durch Bomben, Maschinengewehre, Krankheit oder Lastkraftwagen. Wir werden für alle beten, die einen geliebten Menschen vermissen müssen.

Ich wünsche allen Freunden, Fans, Kunden und Geschäftspartern von "designed & handmade by REGINA"  an dieser Stelle ein wunderschönes, fried- und liebevolles, ein zuversichtliches und gesegnetes Weihnachstfest im Kreise von Familie und Freunden, sowie ein energiegeladenes, kreatives, gesundes und glückliches Jahr 2017!

Selbst Kali käme da an ihre Grenzen...

Wer dem Häkeln verfallen ist, der kennt das Problem...Man weiß einfach vor lauter Ideen nicht, womit man als nächstes beginnen soll. Mir geht es praktisch tagtäglich so. Morgens wenn ich aufwache und mir die Frage stelle, ob mein Wollvorrat ausreichend groß ist (das ist er eigentlich nie und doch immer), schwirren auch schon die ersten Ideen durch meinen Kopf. Nichts selten sind das solche, von denen ich noch ein paar Minuten zuvor im Tiefschlaf sogar geträumt habe.

Im Laufe der Zeit entsteht eine To-Do-Liste, die man selbst als die mehrarmige hinduistische Göttin Kali nicht abzuarbeiten in der Lage wäre. Egal, einen Plan mach ich mir trotzdem. Heute wird noch eine Mütze fertig für eine besonders liebe Freundin, von der ich eigentlich immer dachte, dass sie keine Kopfbedeckungen mag. Nachdem ich das Design schon festgelegt habe, geht es dabei aber nur noch um das Häkeln selbst. Zu diesem Zeitpunkt ist das Projekt für mich mehr oder weniger schon erledigt und gedanklich befasse ich mich bereits mit dem Nächsten. Aus einem Bobbel von RHS-Berlin, den ich mir vor einiger Zeit habe wickeln lassen, möchte ich ein Weihnachtsbabykleidchen häkeln...ein Prototyp, der dann wahrscheinlich erst im kommenden Jahr den Besitzer wechseln und den am Weihnachtsabend 2017 eine kleines Fashion Victim unterm Tannenbaum tragen wird. Zwei bis drei Tage will ich mir dafür Zeit nehmen. 

Dann gibt es da diese neue Farbverlaufswolle (Papatya Cake), die ich bei meinem Top-Lieferanten (Szoradi Bela, Cernacucko) in Ungarn gekauft habe. Ein Wuzzale von vieren hab ich bereits zu einem coolen Loop verarbeitet, drei weitere wollen in Form gebracht werden. Oh oh...Im Hinterkopf braut sich die Idee zu einem Mantel aus diesem Material bei mir zusammen. Da wird wohl bald eine Großbestellung fällig werden. Eine solche wird auch nötig für ein Kleid, das sich eine Kundin wünscht und mit dem ich zeitig beginnen möchte, damit sie es dann im Frühjahr auch anziehen kann. Und dann ist da noch dieser langweilige cremefarbene Fauteuil, den mein Mann angeschleppt hat und den ich im Laufe des kommenden Jahres mit Grannys oder besser gesagt einer Freeform-Häklerei zu einem Unikat umgestalten möchte. So kann ich wenigstens einen Teil meiner Wollreste zu etwas Sinnvollem (das würde mein Mann jetzt schon mal vorsichtshalber schmunzelnd in Frage stellen) werden lassen.

Na ja und dann habe ich da ja noch diesen ganz großen Plan rund ums Häkeln, von dem ich hoffe, dass er sich auch in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erfüllen wird, über den ich aber an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten mag. Ich bin zuversichtlich, dass ich euch und ein bisschen auch mich selbst werde überraschen können. 

Auf meiner Agenda für Jänner 2017 gibt es einen enorm wichtigen Punkt...ich will endlich ein Häkeltreff organisieren. Während der vergangenen paar Monate durfte ich einige ebenfalls schwer Abhängige - zumindest via Facebook - kennenlernen. Es wird Zeit einander auch im realen Leben zu begegnen und gemeinsam gemütlich die Nadel zu schwingen. Die Weichen sind bereits gestellt...sprich ich habe meiner Familie schon erklärt, dass an irgendeinem Abend im Jänner hier bei uns der Teufel los sein wird. Mein Mann hat sich mit der Bedrohung bereits arrangiert und angeboten seinen legendären American Cheesecake zu backen (er weiß halt, dass eine hungrige Frau arge Probleme machen kann...was passiert dann erst, wenn wir im Rudel auftreten). 

Upps....schon schweifen meine Gedanken zu den Projekten ab, die das neue Jahr bringen wird. Dabei ist das Alte ja noch garnicht vorbei...in zwei Wochen kann in meiner Häkelwerkstatt so einiges passieren. Ein paar Last-Minute-Geschenke werd ich wohl noch für einige Kunden entwerfen dürfen und dann wäre da ja auch noch ein Familienfest, das immer bei uns daheim stattfindet und für das ich noch die eine oder andere Vorbrereitung zu treffen habe. Mit Sicherheit werde ich gleich nach den Weihnachtsfeiertagen (wer an dieser Stelle glaubt, dass ich an denselben eine Häkelpause einlegen werde, der irrt) mit diversen Handtaschen beschäftigt sein. Wie die aussehen werden weiß ich selbst noch nicht, denn die neuen Besitzerinnen werden vom Christkind mit einem Gutschein von "designed & handmade by REGINA" überrascht werden und dürfen sich dann natürlich Farbe, Form und Accessoires bei mir aussuchen, ehe ich mit der eigentlichen Arbeit beginne. 

Was möchte ich noch alles unbedingt und am besten sofort meiner WollLolli anvertrauen? Abgesehen von allem, was meine Kunden gerne haben möchten, träume ich von Ponchos, Schulterschmeichlern, Tuniken, Pullis, Tüchern, Kleidchen, Taschen, Babyschuhen, Sonnenhüten, Zierkissen, Lampenschirmen, Wandbildern, Cardigans, Armbändern, Colliers, Smartphonehüllen, Pulswärmern, Bootcuffs, Beanies, Plaids,...wie gesagt...selbst Kali könnte das nicht schaffen, aber man wird doch wohl noch Pläne machen dürfen....

"Häkeln unzensiert"...wo ich mich zuhause fühle

Als ich mit dem Extrem-Häkeln begonnen habe, wusste ich nicht, dass Facebook ein Füllhorn an einschlägigen Informationen und Gruppen über mir auszuschütten bereit ist. Ich erfuhr: Es gibt tausende und abertausende Communities, die sich einzig und allein mit dem Thema befassen. Da jene herauszufiltern, die zu einem selbst passen, ist gar nicht so einfach. Am Anfang war ich in sehr vielen Gruppen vertreten.

Wie schon einmal irgendwo hier auf diesem Blog erwähnt, finde ich es toll, dass man die Fortschritte an seiner eigenen Arbeit mit so vielen anderen Gleichgesinnten teilen kann und, dass man sich schnell und unkompliziert Rat und HIlfe holen kann, wenn man mal unschlüssig ist. Im Laufe der Zeit habe ich allerdings gemerkt, dass nur einige wenige Gruppen auch meinen Vorstellungen entsprechen. Also habe ich mich von vielen dankend wieder verabschiedet...in einem Fall wurde ich verabschiedet, was ich übrigens als "spannende Erfahrung" verbucht habe, die mir deutlich mehr genutzt als geschadet hat. Mein virtuelles Zuhause in Häkelfragen ist seit geraumer Zeit die Gruppe "Häkel unzensiert" (kurz HUZ) von Crochetmama (Janina Winkler) und WollLolli (Silke und Norbert Schmenk).

Erst gestern hat die Gruppe ihr 18.000stes Mitglied begrüßen dürfen. Heute morgen, als ich in meiner Funktion als Admin dieser Gruppe einen Blick darauf geworfen habe, waren es schon 18.033. Zum einen natürlich ein Grund zu großer Freude, zum anderen aber auch der Beweis, dass in dieser Gruppe einfach der Häkelbär steppt und der Wohlfühlfaktor ein wirklich großer ist. Eigentlich habe ich immer das Gefühl, dass wir in HUZ zu einer großen Familie zusammenwachsen. Ich habe so viele liebenswerte Menschen in dieser Gruppe kennenlernen dürfen...Wahnsinn...und das Beste daran...es werden einfach täglich mehr!

Natürlich stellt sich da die Frage, warum das bei HUZ so gut klappt...und glaubt mir ich war schon Mitglied in anderen Gruppen, da geht es drunter und drüber, es wird gestritten, gehetzt und auf einem Niveau diskutiert, da bleibt einem sprichwörtlich jeder Kommentar im Hals stecken. In erster Linie herrscht bei HUZ so eine gute Grundstimmung weil Janina, Silke und Norbert starke Persönlichkeiten mit Herz und Verstand sind, die Spaß daran haben mit Menschen in Kontakt zu kommen, die ebenfalls an der Nadel hängen und ihre (harmlose) Sucht ungehindert ausleben wollen. Ein respektvolles Miteinander ist die oberste Prämisse. Höflichkeit ist das Zauberwort und es wird auch darauf geachtet, dass niemand das in der Hitze des Gefechtes vergisst. Schlechte Vibes haben bei HUZ so gut wie keine Überlebenschance. Darauf stets ein Auge zu haben, kostet natürlich unglaublich viel Zeit und Geduld. Es erfordert aber auch an hohes Maß an Diplomatie und Umsicht. 

Ich selbst bin noch nicht so lange Admin in der Gruppe...erinnere mich also noch gut an den Tag, an dem ich gefragt wurde, ob ich diese Aufgabe übernehmen möchte. In diesem Moment haben sich zwei sehr starke Emotionen getroffen. Zum einen fühlte ich mich sehr geehrt überhaupt gefragt worden zu sein, zum anderen war ich mir sehr unsicher, ob ich das überhaupt kann. Mein Status Quo lässt sich schnell in zwei Sätzen zusammenfassen: Ich lerne noch (und werde auch niemals damit aufhören). Es macht unglaublich viel Spaß (und der wird auch niemals weniger, davon bin ich überzeugt). Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Antje Blüthner, die auch Admin der Gruppe ist, genau so geht...oder zumindest ganz ähnlich! 

Natürlich kann das reibungslose Zusammenspiel von so vielen Menschen nur funktionieren, wenn es auch Regeln gibt, an denen man sich orientieren kann. Bei HUZ sind das verdammt wenige (finde ich), aber auf deren Einhaltung achten wir strikt. Vorallem die Wahrung von Urheberrechten ist uns wichtig. Dienstag ist übrigens Werbetag...da darf alles angeboten werden, was mit dem Häkeln zu tun hat. Diese Möglichkeit nutzen viele natürlich gerne und posten Links zu ihren Anleitungen etc. Aber auch sonst wird man immer fündig, wenn man auf der Suche nach Inspirationen und/oder Feedback ist. Sich durch HUZ zu klicken ist wirklich Tag für Tag ein Erlebnis und legt Zeugnis von der schier grenzenlosen Kreativität aller Mitglieder ab. Es ist (mir) eine Freude dabeisein zu dürfen!

Haaatschiiii....so lange ich noch häkeln kann....

Ich hab jetzt ein paar Tage nichts von mir hören lassen hier auf meiner Website. Das lag zum einen daran, dass ich das Gewinnspiel rund um meinen 44. Geburtstag zu Ende bringen wollte, ohne mit zusätzlichen ....haaaatschiii....Blogeinträgen für Verwirrung zu sorgen, zum anderen daran, dass ich so kurz vor Weihnachten recht viel zu tun habe, um all die Wünsch zu erüllen, die meine Kunden noch haben. Ach ja und nicht ganz unwesentlich ist in diesem Zusammenhang auch mein derzeit alles andere als guter Gesundheitszustand. Als Mutter von einem Schüler und einem Kindergartenkind ist es mir natürlich nicht neu, dass die Lieben gerne mal die eine oder andere Ladung Viren mit nach Hause bringen. In den meisten Fällen konnte ich meinen Mann....haaatschiii.... und mich, dank diverser vorbeugender Maßnahmen und unzähliger Hausmittelchen aus Omas Arzneischrank,  recht erfolgreich dagegen schützen. Diesmal hat es nicht geklappt...also zumindest was mich betrifft.

Seit drei Tagen brennt mein Hals, tut das Innere der Nase bei jedem Atemzug weh, quält mich ein arger Reizhusten, pochen meine Ohren und plagen mich Gliederschmerzen. Ein grippaler Infekt hat mich als sein Opfer auserkoren...und ich gewinne den Eindruck, dass der mit mir macht was er will. Zum Glück habe ich meine....haaaaatschiiii....drei Männer und eine liebevolle und fürsorgliche Mama, die sich erbarmt hat und den kleinen Luca morgens in den Kindergarten bringt und mittags wieder abholt. So erspare ich mir den Weg hinaus in die Kälte. Jetzt darf nämlich kein Kindergartentag versäumt werden, denn der Nikolaus hat sich bei den Zwergen angekündigt...und das will natürlich keiner verpassen.

Wenn ich mich morgens aus dem Bett wälze ist das begleitet von einem Ächzen und Stöhnen, denn es scheint, als wären alle meine Körperteile über Nacht aus ihrer Verankerung....haaaaaatschiiii....gerissen worden. Der Eimer mit den Taschentüchern, die diese Nacht an meiner Nase ihren Dienst versehen haben, ist voll, die Thermoskanne mit dem Ingwertee dafür leer. Ein Blick in den Spiegel: Du lieber Himmel, wie schau ich denn aus? Alles in meinem Gesicht schreit: Pfui, krank! Ich überprüfe schnell, ob die Gelenkigkeit meiner Finger eingeschränkt ist...Gott sei Dank, die quietschen nur in den Gelenken, aber richtig weh tun sie nicht. Das Fazit: ich kann zwar kaum atmen, aber häklen kann ich. Das ist das Einzige was zählt.

Alle sind natürlich schon aus dem Haus, also schlepp ich mich in die Küche, fülle den Wasserkocher auf und bereite mir frischen Tee zu. Es kommt mir vor, als hätte ich Hektoliter davon in den vergangenen Tagen zu mir genommen. Na ja, wenns hilft...runter damit. Zwanzig Minuten Inhalieren mit Meersalz und Eukalyptus, dann ins Bad und der Frau, die da so kraftlos daherkommt, die Zähne Putzen, das Gesicht waschen und die Haare kämmen. Ich danke dem lieben Herrgott, dass das keiner mit anschauen muss.

Ich schnappe mir meinen Häkelkorb....haaaaatschiii.... und pflanze mich - in meine rote, kuschelige Weihnachtsdecke mit den grünen Elchen drauf gehüllt - auf das Bigsofa und greife zur WollLolli. Mein Mann sagt immer: So lange sie noch häkeln kann, ist es nicht dramatisch! Da hat er Recht. Seit ich so intensiv oder eher exzessiv die Nadel schwinge, ist das Häkeln das Maß aller Dinge, auch das an dem man ablesen kann, wie gesund bzw. krank ich bin. Im März diesen Jahres hatte ich eine echte Grippe. Sechs Wochen hat das gedauert und gehäkelt hab ich in dieser Zeit so gut wie nie. Selbst die leichtesten Garne lagen wie Blei in meinen Händen und der Kopf hat mir so weh getan, dass an Konzentration kaum zu denken war. Ich weiß noch wie sehnsüchtig ich immer meine Wuzzalan betrachtet habe und wie traurig ich war, dass ich mir die schier endlos lange Zeit....haaaatschiiii.... nicht mit Häkeln vertreiben konnte. 

Ganz so schlimm ist es diesmal also nicht. Ich habe gestern die Mütze zu einem neuen Set fertiggestellt und heute und morgen werde ich mich mit dem passenden Loop beschäftigen. Es soll ein Überraschungsgeschenk für eine bezaubernde Lady werden...geordert von ihrem Mann. Bin heute schon gespannt, wie die Reaktion am 24. Dezember wohl ausfallen wird. Ich steh drauf, wenn ich dem Christkind, das dieser Tage vor lauter Stress eh kaum weiß, wo rechts und links ist, ein bisserl unter die Arme greifen kann. So ganz nebenbei kann ich mich auch noch mächtig an dem Ergebnis der gestern in Österreich....haaatschiiii....abgehaltenen Bundespräsidentenwahl erfreuen und mir via TV die Pressesteimmen aus aller Welt zu Gemüte führen. Gut gemacht Österreich, ich bin stolz auf dich! Nach der Pleiten-, Pech- und Pannenserie des vergangenen Jahres ein durchaus wohltuender Gedanke! Und ich bin auch stolz auf mich selbst, ein bisserl wenigstens, denn ich hab mich gestern trotz der heftigen Erkältung ins Wahllokal geschleppt und meinen klitzekleinen Beitrag dazu geleistet.

Den Rest des Tages werde ich heute wohl auf der Couch verbringen, mittags Pizza für die Kinder ins Haus liefern lassen und der vollen Schmutzwäschetonne.... haaaatschiiii.... im Badezimmer einfach keinerlei Beachtung schenken. Ich werde Tee schlürfen, mir die wunde Nase putzen, vielleicht das eine oder andere Vanillekipferl verspeisen, alle zwei Stunden meine Tempertaur messen, Halspastillen lutschen und die Nadel glühen lassen....Allen die ebenso krank sind, wünsche ich an dieser Stelle gute Besserung und genügend Kraft für ein schönes Häkelprojekt. Allen anderen, dass sie gesund bleiben und den Viren tapfer Widerstand leisten!

4 ist eine wunderbare Zahl!

Am 1. Dezember werde ich 44 Jahre alt. Das darf natürlich nicht unbegossen bleiben. Nichts könnte mir mehr Freude bereiten, als dieses spezielle Schnapszahl-Wiegenfest mit allen zu feiern, die...wie ich...an der Nadel hängen. Also werde ich vier Mützen "designed & handmade by REGINA" verschenken. Wer also in dem nachfolgenden Text vier Worte findet, die da gar nicht hingehören, am Ende aber dennoch einen sinnvollen Satz ergeben, ist eingeladen diesen Satz auf meiner Facebook-Seite zu posten und so mit in den Lostopf zu springen. An meinem Geburstag werden die vier Gewinner ermittelt, benachrichtigt und beschenkt. Doch Vorsicht...es macht keinen Sinn den Satz aus den vorangegangenen Kommentaren auf FB zu übernehmen, denn ich werde ihn im Laufe der Zeit mehrmals verändern. Ihr kommt also nicht umhin, euch diesen Text durchzulesen...

Der eine ist (noch bis Anfang Jänner) 4zehn, braucht täglich 4 Stunden im Bad und steht auf seine PS 4, der andere hat 4zig Zentimeter lange Haare, 4 beste Häkeln Freunde im Kindergarten und kann 4 Stunden ohne Unterbrechung reden. Insgesamt sind wir (mein Mann, die Kids und ich) zu 4t.

 Ich streiche also morgens 4 Leintücher glatt, schüttle 4 Kissen auf und falte 4 Bettdecken mehr oder weniger ordentlich zusammen. Unnötig zu erwähnen, dass bei allen Mahlzeiten für 4 Personen gedeckt wird und ich (mindestens) zweimal die Woche 4 Ladungen für unsere Waschmaschine anbieten kann, unser Auto 4 Räder hat und unsere Wohnung 4 Zimmer (abgesehen von Küche, Bad, Vorratskammer, Toilette und Vorrraum natürlich). Wenn wir einen Familienausflug planen gilt es aus 4 Vorschlägen den besten herauszufinden und wenn ich frage, was ich kochen soll, werden mir 4 Gerichte genannt. Du liebe Güte, diese Liste

 ließe sich praktisch bis in die Unendlichkeit fortsetzen...

Ich finde, dass 4 einfach eine wunderbare Zahl ist. Und sie spielt, bei näherer Betrachtung, in meinem Leben eine nicht unwesentliche Rolle. Ich habe zwar nur zwei Söhne (von der Sorte hätte ich auch spielend 4 vertragen), aber ihre Namen haben jeweils 4 Buchstaben...LEON und LUCA. 

Ich häkle eine Mütze in durchschnittlich 4 Stunden. Wenn ich mit einer beginne, dann kommen 4 mal 3 Maschen in den Magic Ring. Am Ende besteht ein Bündchen (zumeist) aus 4 Reihen Reliefstädbchen im Wechsel. Wenn ich den Faden vernähe, dann mache ich vier Knoten, damit es bombenfest hält. Das Label, das ich dann einnähe hat 4 Ecken (aber gut, mit dem Erbsenzählen will ich jetzt nicht beginnen). Ich besitze 4 Produkte aus dem Hause WollLolli (drei Nadeln und einen wunderschönen Nadelpilz). Mit einer solchen Ausstattung gehen mir meine Häkelprojekte natürlich besonders leicht von der Hand. So schaffe ich pro Monat mindestens 4 Handtaschen, 4 Mützen und 4 Loops. Was die Anzahl meiner Wuzzalan, sprich meines Wollvorrates, betrifft, komme ich mit der 4 nicht weit...obwohl...444 sind es mit Sicherheit (ich befürchte und hoffe aber zugleich, dass es

 deutlich mehr sind...also ein Vielfaches von 4). Derzeit stehen (so ein Zufall aber auch) 4 Projekte auf meiner To-Do-Liste für die kommenden Tage...ein Poncho, zwei Handtaschen und ein Mützen-Loop-Set. Der von meinem Mann selbst entworfene und selbst gebaute Schrank, in dem ich die meisten meiner Häkelsachen aufbewahre, hat 4 große Türen und dahinter verstecken sich jeweils 4 Regale und 2 mal 4 Schubladen. Bei RHS-Berlin habe ich zuletzt 4 wundervolle Bobbel zusammenge- und in der Folge be-stellt, die mich jeden Morgen anlachen und zu sagen scheinen: "Na, wann ist denn der Erste von uns 4en endlich an der Reihe?" Damit mir die Energie für das viele Häkeln nicht ausgeht, trinke ich pro Tag maximal 4 Tassen Kaffee. Und damit ich immer weiß, was in den Häkelgruppen auf FB so alles los ist, schaue ich bestimmt mehr als 44mal am Tag auf mein Smartphone (schlimm, ich weiß, aber die Sucht fordert eben ihren Tribut in vielerlei Hinsicht). Dass ich um 4 Uhr nachts ab und an noch an der Nadel hänge oder auch mal schon um 4 aufstehe, weil ich unbedingt häkeln will (oder weil mein Mann so laut schnarcht, dass an Schlaf nicht zu denken ist) versteht sich unter Häklern praktisch von selbst. Ach ja...ich hätte gerne 4 Hände, aber auch das ist ein Wunsch, den ich vermutlich mit all den anderen Nadelkünstlern teile.

 Weihnachten vermutlich sogar zwei. Nach 4 Jahren Volksschule, 4 Jahren Unterstufe und 4 Jahren Oberstufe im Gymnasium habe ich 4 Jahre lang studiert. Im Laufe meines bisherhigen Lebens habe ich 4mal meinen Reisepass verloren (ein Umstand, den ich meiner Schusseligkeit zu verdanken habe) und ich habe meinen wunderbaren Mann am ersten Tag des 4ten Monats im Jahr 2000 geheiratet...kein Scherz. Das Hochzeitsmenü bestand übrigens aus 4 Gängen und wir hatten nicht zwei sondern 4 Trauzeugen. 

Alle meine Pins und Log-Ins bestehen aus 4 Zahlen und 4 Buchstaben (weil ich mir mehr einfach nicht merken kann). Zum Schreiben am PC benutze ich seit mehr als 20 Jahren nur 4 meiner zehn Finger (trotzdem gehörte ich in den Jahren, in denen ich mit dem Journalismus mein Geld verdient habe, immer zu den Schnellsten). Über meine Kleidergröße sage ich an dieser Stelle nur soviel...es kommt auch eine 4 drin vor, nach

Am kommenden Donnerstag werde ich also 44 Jahre alt...in sich eine tolle Zahl...auch wenn man die Ziffern verdreht bleibt alles beim Alten.  Apropos alt...so fühle ich mich nicht. Im Gegenteil...seit ich mit dem Häkeln den für mich perfekten Weg gefunden habe um mein kreatives Potential ausschöpfen zu können, fühle ich mich jünger denn je. Ich bin dankbar für jedes einzelne Jahr, wohlgemerkt auch die dunklen, denn sie haben mich hierher gebracht und aus mir gemacht, was ich nun mal bin.

Na, hast du die vier verstecken Worte gefunden und einen Satz daraus gebildet? Dann schnell auf meine FB-Seite und kommentieren. Vielleicht gewinnst du ein Mützen-Unikat aus meiner Häkelwerkstatt? Viel Glück!

Onlineshopping oder doch im Woll-Laden um die Ecke kaufen?

Immer wieder flammt eine Diskussion darüber auf, ob man seine Wolle und diverses Zubehör online kaufen soll oder doch lieber den Woll-Laden um die Ecke aufsucht und sich dort mit allem eindeckt, was das Herz des Häkelfans höher schlagen lässt. Obwohl ich recht viel Wolle verbrauche...bis zu 15 Kilometer pro Monat...kaufe ich nach wie vor auch vor Ort meine geliebten Wuzzalan.

Es gibt da nur zwei Ausnahmen. Zum einen die Catania von Schachenmayr, deren gleichbleibend gute Qualität ich zu schätzen weiß und kenne. Die kaufe ich bei meinem Top-Lieferanten Sozardi Bela, dessen Frau Andrea einen bezaubernden kleinen Handarbeitsladen im ungarischen Papa betreibt, und Farbverlaufsgarn, das ich seit geraumer Zeit ausschließlch bei RHS-Berlin bestelle. In beiden Fällen bin ich hoch zufrieden, sowohl mit dem freundlichen und zuvorkommenden Kundenservice, als auch mit der hohen Qualität der Produkte. Wenn man für anspruchsvolle Kunden häkelt, ist das das Um und Auf. Nichts ist schlimmer, als Wolle, die nicht den eigenen Anforderungen entspricht und letztendlich auch denen des Kunden nicht genügt. 

Damit hat es sich dann aber auch schon wieder mit meinem Online-Shopping in Sachen Wolle. Ich bin eine jener Süchtigen, die Wolle einfach gerne angreifen mag, bevor ich sie kaufe. Zum einen natürlich um zu fühlen wie anschmiegsam, robust, glatt oder flauschig sie ist, zum anderen weil ich oft mehrere Farben miteinander kombiniere und es einfach unerlässlich ist, dieselben in Natura in Augenschein zu nehmen. Deshalb bleibt der Woll-Laden um die Ecke für mich die erste Wahl. Dort kann ich mich letzendlich auch hervorragend beraten lassen, wenn ich unschlüssig bin...ein Service auf den man im Internet leider oft verzichten muss. Und ganz im Vertrauen: Wenn ich in den Laden gehe, schweife ich von meiner Einkaufsliste gerne auch einmal ein bisschen ab und kaufe was mir darüber hinaus gut gefällt. 

Freilich ist die Entscheidung, ob man vor Ort einkauft oder im www, eine Frage des Geldes. Die Preisunterschiede sind teilweise enorm und natürlich gibt es im Internet mehr Auswahl. Aber weil ich auch in Zukunft nicht darauf verzichten möchte Wolle in meiner Nähe einkaufen zu können, bleibe ich Stammkunde bei den wenigen Anbietern hier in Klagenfurt. Es ist mir einfach ein Anliegen die kleinen Händler, allesamt Idealisten und mit Leib, Herz und Seele bei der Sache, zu unterstützen. 

Auch Stoffe und Nähzubehör, beides brauche ich für Handtaschen und Kleinmädchenträume, habe ich noch nie online bestellt. Es gibt so viele wunderbare Materialien und Muster in berauschenden Farben...die will ich einfach sehen und fühlen bevor ich viel Geld dafür ausgebe. Knöpfe und Schmuckbänder fallen ebenso in diese Kategorie wie Reißverschlüsse, Magnetverschlüsse, Filz und Perlen für Taschenbaumler oder solche, die ich einhäkle in Mützen, Taschen, Pullis oder Tücher.

Letztendlich hat das Einkaufen vor Ort für mich noch einen anderen unschätzbaren Wert. Es geht schnell und ich kann auch mal einen ganz eiligen Wunsch innerhalb weniger Tage (oder gar Stunden) erfüllen. Freilich muss ich aber zugeben, dass mittlerweile die Versandmöglichkeiten so vielfältig und gut aufgestellt sind, dass man innerhalb von zwei bis drei Tagen beliefert wird, wenn man anderswo Wolle ordert. Auf der Strecke bleibt dabei zwar das Shopping-Erlebnis, dafür darf man sich halt am Pakettag über das Klingeln des Postboten freuen. 

Beide Varianten haben sicher ihre Vor- und Nachteile. Ein guter Grund auch beide zu nutzen. Für mich ist wichtig, dass das Verhältnis ausgewogen bleibt. 

Ein Zeichen höchster Wertschätzung

Die Häkel-Community ist im Weihnachstfieber. Egal ob auf Facebook oder Instagram...derzeit kann man live miterleben wie Häkelfeen an Weihnachtsgeschenken arbeiten. Nicht selten schon heute (fünf Wochen vor dem schönsten Fest des Jahres) mit einem leicht verzeifelten Unterton, weil nicht ganz klar ist, ob alles Geplante auch rechtzeitig fertig werden wird. Bis zum 24. Dezember erfährt der Weihnachtsstress an der Häkelnadel noch diverse Steigerungen...bis hin zur Hysterie. Letztendlich bleibt dann immer noch in vielen Fällen die Frage: Wir das gute Stück überhaupt passen? Wird es gefallen? Wir der Beschenkte es wertschätzen?

Am 25. Dezember häufen sich dann leider Posts in denen erzählt wird, das genau diese Wertschätzung fehlte. Oft werden handgearbeitete Präsente achtlos zur Seite geschoben. Vielen ist einfach nicht klar, dass sie mit einem Geschenk, das jemand ganz speziell für sie angefertigt hat, etwas ganz Besonderes in Händen halten. In einer gehäkelten Mütze oder einem gestrickten Schal steckt so viel Zeit und Liebe und Aufmerksamkeit...abgesehen von den nicht unerheblichen Kosten für gutes Material. Die Schnelllebigkeit unserer Wegwerfgesellschaft bringt es wohl mit sich, dass Handgearbeitetes heute eher belächelt wird. Viele meinen auch sie hätten etwas Selbstgemachtes bekommen, weil das Geld nicht für etwas "Anständiges" gereicht hat. Ich finde das sehr sehr schade. 

In meiner Häkelwerkstatt entstehen in der Vorweihnachtszeit auch deshalb keine Geschenke. Meine Familie und enge Freunde, die meine Arbeit zu schätzen wissen, versorge ich so oder so das ganze Jahr über mit Unikaten.Ich beschränke mich also darauf anderen dabei zu helfen etwas Einmaliges verschenken zu können. Viele meiner Kunden wollen sich auch selbst zu Weihnachten etwas aus meinen Händen gönnen. So werden in nächster Zeit einige neue Handtaschen entstehen und viele Wintersets (bestehend aus Mütze und Loop oder Schal). Wie immer werde ich in jedes einzelne Stück ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit und natürlich Zeit investieren. 

Nichtsdestotrotz freue ich mich mit jedem Einzelnen, der sich im Advent der Anfertigung von Geschenken verschrieben hat, wenn am 24. Dezember die Augen der Empfänger nicht nur strahlen, weil sich die Lichter auf dem Tannenbaum darin spiegeln. Und ich fühle mit jenen, deren mühselige Arbeit achtlos beiseite geschoben wird. 

Der Advent ist aber auch für mich die beste Zeit, um jenen Menschen eine kleine Freude zu breiten, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Es ist eine gute Zeit für die eine oder andere gute Tat. Ich spende also Mützen an Organisationen, die diese dann an Bedürftige weiterreichen, an Menschen, die vielleicht kein Dach über dem Kopf haben oder sich einfach keine warmen Sachen für den kalten Winter leisten können. Das ist keine große Sache, aber ein kleines Stück Mitgefühl, Wertschätzung und Liebe kann ich so trotzdem verschenken.

Fünf Strategien gegen das Häkel-Burnout

Wer kennt das nicht? Ab und an ist sozusagen ein Knoten in der Wolle...nichts geht mehr. Besonders bei jenen, die viel häkeln kann (muss) das hin und wieder mal passieren. Häkel-Burnout! Ich kenne das natürlich auch. Da steh ich dann vor den prallgefüllten Wollschränken und nichts will mir gefallen für ein neues Projekt. Das liegt natürlich nicht daran, dass es nicht genügend Auswahl an Wolle und Garnen gäbe. Auch sind meine Foto-Ordner bestens gefüllt mit Ideen, die ich umsetzen möchte. Auch ein Mangel an Accessoires, die ich verwenden könnte, ist nicht der Grund für dieses Gefühl, dass nichts was ich anfangen könnte, mir auch gelingen wird.

An solchen Tagen bin ich natürlich irgendwie frustriert. Ein Tag ohne Häkelnadel erscheint mir in diesem Moment unvorstellbar. Ich ahne dann schon, dass ich unausgeglichen und zickig daherkommen werde und meine Mitmenschen gut daran täten mir aus dem Weg zu gehen. Im Laufe der Zeit hab ich mir aber ein paar Strategien zugelegt, die mich über solche Tage bringen...ohne das ständige Gefühl jemandem an die Gurgel springen zu müssen. 

Strategie Nummer 1: Wolle sortieren!

Ich habe gelernt, dass der Umgang mit Wolle mich erdet. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn ich die bunten kuscheligen Wuzzalan angreifen kann, stellt sich ein Wohlgefühl bei mir ein. Ich überliste mich also selbst und sortiere meine Vorräte. Ich kann euch sagen, da sind in den hintersten Ecken der Schubladen schon Schätze zum Vorschein gekommen, die längst in Vergessenheit geraten waren. Ich lege die Vergessenen also etwas weiter nach vorne, damit hin und wieder mein Blick darauf fallen kann und ich in nächster Zeit eine Bestimmung für sie finde. Ich widme mich meinen Knöpfen und Bändern und anderem Krimskrams. ich hab da so ein Fünf-Liter-Glas, da werfe ich eine Zeit lang alles rein, was mir in die Hände fällt...an einem Häkel-Burnout-Tag sortiere ich auch den Inhalt dieses Glases...Perlen zu Perlen, Knöpfe in die passenden, farblich sortierten Gläser und und und... Ich lege meine Stoffe wieder fein säuberlich zusammen und mach mir ein paar Notizen, wenn mir auffällt, dass etwas fehlt. Das Level meiner Frustration ist danach schon deutlich gesunken.

Strategie Nummer 2: Das www durchforsten!

Weil ich ja nie nach Anleitungen häkle, dienen mir Fotos als Inspiration. Dabei halte ich nicht nur Ausschau nach Gehäkeltem sondern auch Gestricktes und Genähtes ist vor mir nicht sicher. Oft geht es dabei nur um den Schnitt oder nur um die Kombination von Farben. Ich lasse also die "Speichern unter"-Taste auf meinem PC glühen und genieße die Faszination der Farben und Formen. Es kommt mir ein bisschen so vor, als wäre ich auf der Jagd nach den ultimativen Fotos. Die erlegten Teile wandern als Trophäen in meinen Foto-Ordner. Es gibt mittlerweile Tausende davon und jedes einzelne entlockt mir ein entzücktes "Oh!", "Wow!" oder "Wahnsinn!". Es gibt so viele hochtalentierte Menschen auf diesem Gebiet, das finde ich einfach wunderbar! Das Level meiner Frustration sinkt weiter!

Strategie Nummer 3: Muster ausprobieren!

Sind die Vorräte geordnet und genügend Fotos für einen Tag gesammelt, setze ich mich mit einem Korb verschiedener Wollsorten auf die Couch und probiere. Manchmal nehme ich ein Musterbuch zur Hand und blättere darin, ehe ich ein neues Muster versuche. Ich häkle jeweils ein paar Reihen, um die Wirkung zu testen und lege die Maschenproben in einen Korb. Wenn ich später mal wieder auf der Suche nach einem Muster bin, breite ich die kleinen Fleckchen vor mir aus und entscheide mich für eines. Auch die Wirkung der Kombination von Farben oder verschiedenen Garnen lässt sich so ermitteln und für die Ewigkeit konservieren. Zwischendurch häkle ich noch ein paar Blüten und Blätter in gängigen Farben...so hab ich, wenn es mal schnell gehen muss, gleich welche zur Hand. Und alle, die ich nicht brauchen werde, möchte ich irgendwann mal zu einem großen Wandbild, einer Art Collage, verarbeiten. Davon hab ich meinem Mann aber noch nichts gesagt, denn er würde sofort wissen wollen, wohin wir das Monstrum dann hängen sollen...und darauf hab ich natürlich (noch) keine Antwort. Mittlerweile ist aber das Maß meiner Frustration schon auf ein erträgliches Maß abgesunken. 

Strategie Nummer 4: Taschenbaumler basteln!

An den meisten meiner Taschenunikate hängen am Schluss farblich passende Taschenbaumler! Die fertige ich aus Perlen, Silberanhängern, Knöpfen, Federn, Schwemmholzstücken, Hirschhorn, Glas, umhäkelten Styroprokugeln und anderen Materialien wie Seidenbändern und dergleichen an. An Häkel-Burnout-Tagen ist schon der eine oder andere Taschenbaumler entstanden...kann nie schaden, wenn man auch von diesen ein paar vorrätig hat. Nach zwei drei Taschenbaumlern kann von Frustration schon kaum mehr die Rede sein!

Strategie Nummer 5: Fotos machen!

Abschließend gönne ich mir an einem Häkel-Burnout-Tag noch eine kleine Fotosession. Ich drapiere einige meiner Schätze in einer schönen Schale, lege sie auf Marmorplatten oder arrangiere sie auf einer Etagere, bringe Knöpfe und andere Utensilien in Position und kröne das Setting mit meinen geliebten WollLollis und Scheren. Mein Dekowahn kommt mir da immer zugute, denn ich verwende wirklich alles, was bei mir zwischen Badezimmer und Wohnzimmer zu finden ist, um den Fotos meinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Anschließend gibts eine kleine Nachbearbeitung mit diversen Fotoprogrammen. Diese Fotos verwende ich dann für meine Facebook-Seite, meinen Instragram-Account oder meine Homepage. Spätetens dann ist meine Frustration wie weggeblasen und ich bin mir sicher, dass ich am darauffolgenden Tag wieder beherzt zur Nadel greifen werde, um etwas Neues entstehen zu lassen. 

Experimente im Häkellabor

Ich werde sehr oft gefragt, woher ich die Ideen für meine Designs nehme, wie ich Größen bestimme (sofern ich kein Naturmaß nehmen konnte), woher ich weiß, welche Farben gut zusammen passen, warum ich gerade das eine oder andere Muster verwendet habe ... kurz gesagt, wie ich ein harmonisches Ergebnis erreiche, mit dem ich am Ende zufrieden bin. Desto öfter ich gefragt werde, desto mehr denk ich natürlich darüber nach, frage mich ob es ein paar Rezepte gibt, die ich verraten könnte. Nun ich denke es gibt keins. Vielmehr scheint es mir als würde ich die schönsten Werkstücke häkeln, wenn ich einfach intuitiv an die Sache herangehe. Vielleicht ist das ein Talent? Vielleicht bin ich auch einfach nur zu faul mich mit komplizierten Anleitungen auseinander zu setzen? 

Ob ihr es glaubt oder nicht...wenn ich mit einem neuen Projekt beginne, dann habe ich ein ziemlch deutliches Bild vor Augen ... ein Bild davon, wie es am Ende aussehen soll. Nur in etwa der Hälfte aller Fälle gelange ich jemals an dieses Ziel. Meistens verändert sich das Bild im Laufe der Arbeit. Ich wollte zum Beispiel mal so einen Catniss Cowl häkeln, also in der Art wie man ihn überall im Netz findet. Als der Kragen fertig war fragte ich mich wie das aussehen würde, wenn man es mit Reliefstäbchen und einem Muschelmuster umsetzen würde. Sowas frage ich mich nur selten zweimal...ich probiere es einfach. Was kann im schlimmsten Fall passieren? Variante A: Es gefällt mir nicht...dann verbuche ich die Arbeit eben in der Rubrik "War einen Versuch wert". Oft verwerfe ich die Idee dann ganz oder ich habe mich festgebissen und überlege neu. Variante B: Es passt nicht (also meiner Schneiderpuppe, die ja beim Entwerfen von Kleidung mein Maß aller Dinge ist). Dann nehme ich noch einmal Anlauf, füge da und dort Maschen hinzu oder häkle welche doppelt ab, so lange bis es perfekt sitzt. Unterm Strich kann ich beim Experimentieren also nur gewinnen...wenn kein neues Kleidungsstück dabei herauskommt, so doch wenigstens Erkenntnisse, die in neue Projekte einfließen können. 

Das Um und Auf auf dem Weg zu einem Werkstück an dem am Ende ja nicht nur ich, sondern in erster Linie meine Kunden viel Freude haben sollen, ist die Wahl des passenden Materials und stimmiger Farben. Im Fall von Taschen ist noch ins Auge zu fassen, dass das gute Stück langlebig/strapazierfähig und formbeständig sein soll. Bei Babyausstattungen geht es natürlich um Hautfreundlichkeit und den gewissen Kuschelfaktor, aber auch optimale Pflegeeigenschaften. Wenn ich mir im Geschäft Wolle kaufe, dann meist zielgerichtet, also für ein konkretes Projekt. Die zwei drei (oder mehr) Wuzzalan, die ich zusätzlich mitnehme, einfach nur weil ich Farbe oder Beschaffenheit so schön finde, möchte ich an dieser Stelle am liebsten verschweigen...mach ich aber nicht. Die werd ich schon irgendwann für irgendwas, das irgendwer bei mir bestellt, brauchen können. Das erklärt vermutlich meinen praktisch unerschöpflichen Vorrat. 

Hab ich mich also auf eine Art von Wolle festgelegt, geht es an die Auswahl der Farben. Wenn ich keine Kundenvorgaben zu erfüllen habe, dann wird auch hier wild drauflosexperimentiert. Oft sehen die Knäule, wenn sie da so nebeneinder liegen, richtig gut zusammen aus, aber während der Verarbeitung komme ich zu dem Schluss, dass die Farbe des einen oder anderen das Gesamtbild stört. Der wird dann freilich ersetzt oder einfach weggelassen. Nicht selten ziehe ich andere zu Rate um auf Nummer Sicher zu gehen. Im Laufe der Zeit haben sich bei mir ganz deutlich Farbkombinationsfavoriten (was für ein Wort) herauskristallisiert. Ich liebe Grau und Rosa mit ein bisschen Weiß, Kakaobraun und Lavendel, Grün und Weiß, Pink oder Eisblau mit Schokobraun, Schlamm zusammen mit Türkis oder Altrosa in Kombination mit Bordeauxrot. Für mich stellt sich auch immer die Frage, ob ich möchte, dass das Stück am Ende matt oder glänzend (nicht im Sinne von Lurex, sondern ehe im Sinne von Catania) ausschauen soll. Lautet die Antwort matt, dann sind die wundervollen Farben der Alize Cotton Gold Uni meine erste Wahl. Anderenfalls gehört mein Häklerinnenherz der qualitativ hochwertigen Catania und ihrer prächtigen Farbpalette. 

Wenn ich zwischendurch mal Zeit finde, dann leg ich einen Tag ein an dem ich garnichts Konkretes häkle, sondern mich einfach dem Rausch der Farben, Muster und Materialien hingebe. Ich häkle dann Grannys in verschiedenen Varianten ... so kann ich das Zusammenspiel der Farben besser einschätzen. Ich probiere neue Muster aus oder stocke meinen Vorrat an Häkelblüten auf. An so einem Tag kommen mir meist ein zwei Ideen in den Sinn, die ich später bei einem Projekt umsetzen kann. Diese Tage liebe ich, denn auch wenn sie auf den ersten Blick unproduktiv sein mögen, so bringen sie mir doch viel und fordern mein kreatives Denken heraus. 

Meine Lieblingsnadelstärke ist die 3 (natürlich von WollLolli). Also bin ich immer richtig glücklich, wenn ich die auch verwenden kann bei einem neuen Auftrag. Es kommt wirklich ganz ganz selten vor, dass ich auf eine andere Nadelstärke ausweichen muss. In diesem speziellen Fall, lass ich das Experimentieren also sein, wenn möglich. Dafür liebe ich es mich mit verschiedenen Mustern zu beschäftigen. Vor allem bei den Mützen, die ich aktuell häufiger häkle, kann ich da aus dem Vollen schöpfen. Mit vier bis zehn Farben und etwa genauso vielen verschiedenen Musterreihen macht das Häkeln einfach großen Spaß und wird nie langweilig. Auch so eine Sache ... die Langeweile. Ich hab immer ein bisserl Bauchweh bei großen Projekten wie Plaids, Tüchern oder Kleidern, wenn es drum geht ein und dasselbe Muster über weite Strecken zu häkeln ... irgendwie ermüdet das meinen Geist ... ich muss mich also dazu zwingen nicht schlapp zu machen. Ich mag es einfach lieber, wenn ich bei jeder Reihe neu nachdenken darf. Dabei geht es weniger ums Maschenzählen, (was ich extrem nervig finde) sondern eher um die Wirkung, die immer neue Muster in immer neuen Farben erzielen.

Da gerate ich schon wieder ins Schwärmen und mich überkommt diese unbändige Lust zur WollLolli zu greifen und loszulegen. Und das mach ich jetzt auch, denn heute entsteht ein Mustermix-Loop in vier Lila-Nuancen. Ich werde als gleich ganz viel Spaß haben ... hoffe ihr auch, bei allem was ihr tut. 

Als die "Fat Bee" landete

Wenn man mich fragt, was ich am liebsten häkle...nun Babysachen bereiten mir besonders viel Freude. Sie dürfen niedlich sein mit ein paar Maschen und Rüschen und Blümchen, sie dürfen in allen Farben daherkommen und sie erfüllen, das Herz derer, die sie bei mir in Auftrag geben mit diesem Gefühl etwas Einmaliges gekauft zu haben, etwas das dem ebenfalls einmaligen Kind gerecht wird. Hosen, Jacken, Schuhe, Mützen, kleine Halstücher vor allem aber Kleidchen könnte ich praktisch am laufenden Band entwerfen und umsetzen. Und wenn mich dann Fotos erreichen von den Minis, dann rührt das irgendwie am Ende auch an mein Herz...vorausgesetzt natürlich alles sitzt und sieht gut aus. Mein Fotoarchiv ist schon auf eine resepktable Größe angewachsen und wenn ich mal schlecht drauf bin, dann schaue ich mir diese Bilder an und bin wieder froh. 

Wenn ich nicht garde mit einem neuen Babyset beschäfigt bin, dann hängt mit einer hochprozentigen Wahrscheinlichkeit eine Handtasche an meiner WollLolli. Ich schätze ich habe mir innerhalb des vergangenen Jahres um die 50 Modelle ausgedacht und sie gehäkelt. Begonnen hat aber meine Taschen-Mania mit der "Fat Bee". Eine Kundin wünschte sich für eine liebe Freundin, mit einem Faible für Bienen, ein Set bestehend aus Schal und Mütze auf dem ihre Liebelingstiere in Schwärmen vorkommen sollten. Beim Beratungsgespräch hat sich dann aber gezeigt, dass es im März praktisch schon zu spät im Jahr ist für ein solches Set. Beim Überlegen was noch schön sein und passen könnte, sagte ich eher so nebenbei: "Na ja, eine Tasche wäre auch was Tolles. Auf ihr könnten Bienen landen. Man kann sie unabhängig von den Jahreszeiten tragen. Sie hat einen praktischen Nutzen. Und...vielleicht das wichtigste Argument überhaupt...Frauen lieben Handtaschen und wollen immer noch eine!" Die Entscheidung fiel und ich machte mich sofort ans Werk.

Aus ungezählten Reliefstäbchen ließ ich die grasgrüne und beutelförmige Tasche in die Höhe wachsen. Immer im Hinterkopf der Gedanke: "Ich hab noch nie eine Biene gehäkelt...wie stell ich das an?" Natürlich habe ich auch nach Häkelbienen gegoogelt, aber keine wollte bei mir landen. Ich hab also herumexperimentiert und schließlich eine Form gefunden, die ich persönlich super fand. Um herauszufinden, ob andere das auch so sehen, hab ich ein Foto in einigen Häkelgruppen gepostet und da waren sich bald alle einig...hübsch, niedlich, schön gearbeitet, aber fett. Tatsächlich hatte ich die Tierchen aus einem Kreis gehäkelt, sie waren also rundlich. Ich plazierte die Bienen auf der grünen Tasche, umhäkelte Plastikringe in der passenden Farbe für den Tragegurt, fütterte sie mit schwarz-weiß-kariertem Baumwollstoff, gab ihr den Namen "Fat Bee" und war zufrieden...meine Auftraggeberin auch und - so weit ich vernommen habe - auch die Beschenkte. Die "Fat Bee" wurde in die Vereinigten Staaten exportiert und summt dort mit ihrer Besitzerin durch ein sonniges Leben in Los Angeles.

Nach diesem ersten Exemplar verwandelte sich meine Häkelwerkstatt in eine Art Taschenmanufaktur. Viele neue Kundinnen hatten schon so ihre Ideen im Kopf und wünschten sich von mir eine entsprechende Umsetzung. Übung macht den Meister...bei jedem neuen Stück fielen mir neue Möglichkeiten und Verbesserungen ein. Reißverschlüsse kamen zum Einsatz, die Gurte waren mitunter in der Länge verstellbar für mehr Tragekomfort, ich brachte mir selbst bei sie mit Filz zu unterfüttern und mit Innenfächern auszustatten. Bei einem Stück, das mir irgendwie nackt vorkam, ich glaube das war die zimtfarbene "Jenny-Bag", hab ich dann mit den Taschenbaumlern begonnen und so für optisch ansprechende Akzente gesorgt. 

Meine Kundinnen sind immer voll des Lobes und freuen sich sehr über ihre Unikate, tragen sie mit Stolz...was mich natürlich wahnsinnig freut und mir Ansporn ist es beim nächsten Mal wieder gut oder besser noch besser zu machen. Gerade habe ich ein 2000-Likes-Gewinnspiel auf meiner Facebook-Seite veranstaltet und zu diesem Zweck nachgefragt, was als erster Platz willkommen wäre. Das Ergebnis war eindeutig. Der schönste Gewinn wäre eine Handtasche von "designed & handmade by REGINA". Und so werd ich in den kommenden Tagen auch wieder eine Handtasche in Angriff nehmen...in Blautönen, so wie es sich die Gewinnerin gewünscht hat und aus Catania natürlich.

Likörflaschenpudel, der Vier-Jahreszeiten-Pulli und Häkelbikinis

Der Umgang mit Nadeln und Fäden aller Art hat in meiner Familie lange Tradition. Meine Urgroßmutter Rosalia war Schneiderin und ich erinnere mich noch genau an ihre Kostüme und Kleider. Nicht etwa weil sie bis ins hohe Alter (sie wurde 102 Jahre alt!) noch an der Nähmaschine zu Gange gewesen wäre, sondern weil sie in ihrer kleinen süßen Wohnung, die heute locker als Shabby-Chic-Paradies durchgehen würde, einen Schrank stehen hatte, in dem sie ihre Entwürfe aufbewahrte. Zweifelsohne eine Motten-Hochburg in der es nach Schneierkreide roch, aber hin und wieder nahm sie ein Stück heraus und erzählte uns Kindern aus der Zeit in der es entstanden war. Am liebsten mochte ich, wenn sie sich für uns an die Zeit der K & K-Monarchie erinnerte und berichtete, wie sie als kleines Mädchen in Wien dem Kaiser höchst persönlich zugewunken hatte, wenn er in seiner Kutsche vorbeigefahren kam.

Natürlich hat sie auch gestrickt und gehäkelt...so lange bis ihre Augen nicht mehr recht wollten. In einem Schränckchen im Wohnzimmer, gleich neben dem rosenübersäten Sofa, lagerten die feinen Tropfen...sprich Eierlikör, Portwein und Magenbitter. Jede einzelne Flasche stand nicht einfach nackt hinter den Türen, nein...sie waren alle sorgsam umhäkelt. Pudel in allen Farben und mit teils skurrilen Gesichtsausdrücken verliehen den Flaschen Persönlichkeit. Ich weiß noch, dass der Pudel unter dem der Eierlikör - die "Lieblingsnachspeis" meiner Uromi - verborgen war,  genauso geblich war wie der Inhalt und, dass dem wolligen Hündchen eine lange rote Zunge aus dem Maul hing und seine schwarzen Knopfaugen ein bisschen glänzten. Unnötig zu erwähnen, dass sie einen großen, auf Holzbeinen thronenden, Handarbeitskorb hatte, in dem ich immer nach Knöpfen und Bändern für sie suchen durfte, wenn wieder ein kleines zartes Häkeldeckchen für den Wohnzimmertisch oder ein neues Häkelkissen für das Gästebett das Licht der Welt erblickt hatte. 

Meine Urgroßmutter hat ihre Liebe zur Handarbeit an meine Großmutter weitergereicht. Auch sie war eine begabte Strickerin und Häklerin, wobei ich glaube, dass ihr der Umgang mit zwei und mehr Nadeln mehr Spaß gemacht hat, und ihr auch leichter von der Hand ging, als das Hantieren mit dem Haken. Meine Oma Martha hatte ein besonderes Talent mit Worten umzugehen. Sie schrieb wundervolle, oft amüsante, ja gar satirische, Gedichte und Kurzgeschichten. Einige davon wurden anno dazumal sogar im lokalen Radio vorgelesen und in Tageszeitungen abgedruckt. In erster Linie erinnere ich mich also an diese kleine, grauhaarige Frau mit den roten Lederpantoffeln, die sie zu Hause so gerne trug, wie sie an ihrer mächtigen dunkelgrauen Schreibmaschine saß und mit viel Kraft und unter ohrenbetäubendem Lärm in die Tasten hämmerte. In den stilleren Momenten strickte sie Pullover, Mützen und warme Stutzen für ihren Mann, der es als passionierter Jäger draußen im Wald immer schön warm und kuschelig haben sollte, wenn die Quecksilbersäule fiel. Uns Enkelkinder hat sie auch immer wieder mit lustigen Socken und ausgefallenen Schals bestückt.  

Ganz besonders deutlich erinnere ich mich aber an einen Pullover. Den sollte eigentlich ich stricken im lästigen Handarbeitsunterricht in der Schule. Irgendwie wollte mir das nicht so recht gelingen...ich stand wohl schon damals mit den Stricknadeln auf Kriegsfuß. Ich hätte ihn gerne gehäkelt, aber der Lehrplan sah eben das Stricken eines Pullovers vor. Ich war verloren. Meine Oma zwinkerte mir zu, als ich frustriert von der Schule nach Haus kam, und erklärte feierlich: "Dann strick halt ich den, aber so, dass ihn die Lehrerin nie vergessen wird!" Wir schlossen also den Pulloverpakt und meine Oma machte sich ans Werk. Nach ein paar Tagen präsentierte sie mir das Ergebnis. Ich werd den Moment nie vergessen. Der Pullover war cremefarben mit Rollkragen und Zopfmuster an den langen Ärmeln. Eigentlich nichts Besonderes, doch sie hatte auch zur Häkelnadel gegriffen...sorgsam hatte sie das Vorderteil in vier Bereiche eingeteilt und in jedem Feld eine der Jahreszeiten dargestellt. Ein Baum auf einer Wiese und zwei Kinder, die darunter spielten...im Herbst, im Winter, im Frühling und im Sommer. Der Pullover war ein Traum aus Wolle und Garn. Unnötig hinzuzufügen, dass meine Handarbeitslehrerin mir nicht abgenommen hat, dass das gute Stück mein Werk war. Aber ich glaube meine Oma hat Recht behalten, denn die Lehrerin hat den Pullover wohl nie vergessen...so schön war er. 

Auch meine Mama bewies sowohl an der Häkelnadel als auch an der Nähmaschine immer großen Eifer. Wenn sie das Fieber packte, eilte sie ins beste Woll- oder Stoffgeschäft der Stadt, suchte sich aus, was sie für ihr neues Projekt brauchte, schimpfte ein bisserl über die horrenden Preise für gute Wolle und schöne Stoffe...und los ging es. Sie hat viel und gerne für mich genäht...Kleider, Röcke, Hosen und das was man heute wohl Jumpsuits nennt aus bunten Alloverprints, sogar Dirndlkleider (die braucht hierzulande einfach jeder).

An ein von ihr gehäkeltes Teil aus meiner Kinderheit erinnere ich mich gut. Wir hatten damals ein kleines Haus direkt am Ufer des Wörthersees zwischen Pörtschach und Velden und haben dort immer die Sommerferien verbracht. Die Standardbekleidung zu jener Zeit bestand also aus Bikinis und Badeanzügen. Ich blieb immer so lange im Wasser, bis meine Lippen vor Kälte blau anliefen und ich am ganzen Körper zitterte. Mein Großvater sagte, im Scherz, zu meiner Mutter: "Häkel ihr halt einen Bikini, der hält länger warm!" Sowas musste man meiner Mama nicht zweimal sagen. Sie griff zur Häkelnadel und zauberte mir einen dunkelgrünen Bikini auf den Leib (ein Rest vom letzten Jagdpullover für den Großvater wurde dafür hergenommen). Sie hat Höschen und Oberteil mit rosa Baumwollstoff gefüttert und kleine rosa Blümchen auf beide Teile gestickt. Unvorstellbar süß...die Mädchen aus der Nachbarschaft wollten auch alle so einen tollen Bikini haben. Ich fühlte mich wunderbar darin. Dass er kein bisschen weniger warm gehalten hat im kalten Wasser, als die Badebekleidung von der Stange, hat mich überhaupt nicht gestört oder gar interessiert.

Auch wenn meine Mama heute noch gerne zur Entspannung häkelt und strickt, ihre große Leidenschaft gehört mittlerweile dem Schmuckdesign und dem Umgang mit Farben...sprich der Malerei. Wenn ich Kundenaufträge zu erfüllen habe, dann geht sie mir beim Fädenvernähen oder dem Anbringen der Labels zur Hand. Oft sitzen wir bei einer Tasse Tee zusammen und fragen uns, was wohl Urgoßmutter und Großmutter zu meinem Häkelwahnsinn sagen würden. Ich hoffe nur, dass sie stolz auf mich wären....

Botschaft an Leidensgenossen im Kampf für wollfreie Zonen

Prolog

Mein Mann, viele von euch wissen das, ist ja kein waschechter Österreicher. Er kommt nämlich aus einem der schönsten und gastfreundlichsten Länder, die ich kenne...aus Ungarn. Man mag darüber nachdenken, ob ich Ungarn seinetwegen so lieb gewonnen habe, aber Fakt ist, dass sein Heimatland auch mir eine zweite Heimat geworden ist...zumindest immer während der Sommermonate, wenn wir mit Sack und Pack und Kind und Kegel und einer Wagenladung voll Wolle gen Osten aufbrechen, um unser sonst leerstehendes Haus mit Leben zu füllen. Ich gerate schon wieder ins Schwärmen...stopp...ich wollte ja was über meinen Mann erzählen...das heißt eigentlich...erzählt er...ich übersetze nur...

1. und letztes Kapitel

Meine Frau ist verrückt. Schön wäre es, sie wäre nach fast 20 gemeinsamen Jahren noch verrückt nach mir, aber man muss es einfach sagen wie es ist: Sie ist verrückt nach Wolle! Nicht nur das, denn damit einher gehen seltsame Leidenschaften für WollLollis, Knöpfe, Bänder, Reißverschlüsse, Garne, Stoffe, ihre Nähmaschine...eigentlich alles, was sich in ihrer Werkstatt unterbringen lässt. Ein gewisser Grad an Besessenheit ist da wohl schon erreicht. Aber dazu neigt sie im Allgemeinen. Schon immer war sie Feuer und Flamme für ihre Arbeit. Früher für die als Redakteurin, heute für die als Häkelmonster mit Gewerbeschein. Und immer und jeder zeit für ihre Familie...nur einer der Gründe, weshalb ich sie so wertschätze und liebe.

Kreativ war sie schon immer. Ihr wollt nicht wissen wieviele Hobbys ich still mitgetragen und nach Ablauf der ersten Euphorie, säuberlich in Kisten verpackt, auf dem Dachboden abgestellt habe. Serviettentechnik, Seidenmalerei, Schmuckdesign...harte Zeiten liegen hinter mir und Platz am Dachboden gibts auch keinen mehr. Dafür musste sogar meine Werkzeugsammlung Federn lassen...heute kommt sie in einer eher abgespeckten Version daher. Als sie mit dem Häkeln begann, dachte ich im Stillen: "Du lieber Himmel, in sechs Monaten brauch ich noch ein paar Kartons (Wolle verbraucht viel Platz) und Stellflächen zur Einlagerung." Aber ich habe mich geirrt...und glaubt mir, das zuzugeben fällt mir garnicht schwer, denn durch die Arbeit mit Häkelnadel und Wolle, hat sie nach der Fahrt durch einen sehr langen und sehr dunklen Tunnel am Ende desselben wieder ein Licht gesehen. Und wir mit ihr.

Nach meiner anfänglichen Skepsis...die liegt jetzt schon gute zwei Jahre zurück...habe ich mich irgendwie mit vor ihren Karren spannen lassen und...nur so am Rande...ich finde das toll. Immer wenn ich von der Arbeit heimkomme, präsentiert sie mir was Neues, was Fast-Fertiges oder etwas, das sie noch einmal überarbeiten will, weil es ihr nicht so recht gefallen mag. Sie kann so voller Begeisterung über ihre Projekte erzählen...ich staune immer wieder. Da versteht es sich von selbst, dass ich ihr einen riesigen Schrank zusammengezimmert habe, in dem sie ihre Schätze vor Staub und Licht schützen kann. Das ist...ganz unter uns gesagt...auch der einzige Schrank in dem immer Ordnung herrscht. Dass ich manchmal meine Liebelingsssocken in der Schublade bei der Unterwäsche finde oder ich schon ungekochten Reis aus dem Kühlschrank fischen durfte, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Auch verzichte ich mittlerweile auf das Verschenken von Blumen oder Schokolade...ich weiß, dass ich sie mit einer Hand voll ausgefallener Perlen oder einem Knäuel besonderer Wolle weiteraus mehr begeistern und erfreuen kann, als mit Rosen und Milka. 

Ich bin fast ein bisserl stolz darauf, dass sie mich als erklärten Modemuffel zu Rate zieht, wenn es um die Auswahl von Materialien geht, die zusammenpassen sollen. Gut, sie hört was ich zu sagen habe, aber in den meisten Fällen schaut das Endprodukt so garnicht danach aus, als hätte sie meinen Ratschlag beherzigt. Mir macht das nichts, denn es ist immer schön, was dann da auf ihrer Schneiderpuppe oder dem blauen Glaskopf, den sie zur Präsentation von Mützen benutzt, zu sehen ist. Ich bin stolz auf das was sie kann. Ich beschränke mich also darauf ihre Wünsche zu erfüllen. Die Damen im Stoffgeschäft lachen schon, wenn sie mich kommen sehen. Grade gestern war ich wieder mit etwas beauftragt...Sockenstopp (was soll das bitte sein?) musste herbeigeschafft werden. Ich hab die Lizenz zum Woll- und Stoffeinkauf...zum Glück gibt es Smartphones...das erleichtert meine "Arbeit" ungemein. Sie schickt mir ein Foto, ich schicke eines zurück...so läuft es ganz gut. 

Zuhause hat ihre Leidenschaft natürlich auch in praktisch jedem Raum Platz gegriffen. Ich bette mein Haupt nach einem langen Arbeitstag auf gehäkelte Kissen. Wenn ich das Kochen übernehme, darf ich die heißen Töpfe oder Pfannen mit gehäkelten Topflappen anfassen. Im Badezimmer finde ich Kamm und Bürste in einem gehäkelten Körbchen wieder. An der Einganstür hängt ein gehäkelter Willkommensgruß im Kranzformat. Auf unserem Bett breitet sich eine riesige weiße Tagesdecke aus...gehäkelt, aber das ist sowieso klar. Diese Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen. Ich habe keinen Mützenkopf, sagt meine Frau immer, deshalb bleibt der meine frei von ihren wolligen Kreationen...ein Umstand, für den ich ein kleines bisschen dankbar bin. Dafür werden halt die Häupter unserer beiden Söhne behäkelt. 

Wenn wir nach Ungarn in den langen Sommerurlaub fahren, ist immer mein ganzes Geschick gefragt. Ich muss dann so gut wie ihre ganze Werkstatt in unseren Mazda 5 verladen. Bis zum Platz unter dem Beifahrersitz wird jedes Fleckchen perfekt ausgenutzt. Für die Familie ist da kein Platz mehr, die wird in einem zweiten Auto transportiert. Ich frage mich immer, was passieren würde, wenn mich an der Grenze ein Beamter aufhalten würde, um einen Blick auf meine Ladung zu werfen. Der würde vom Glauben abfallen, denn ich verreise ja nicht etwa mit Badehose und Luftmatratze sondern mit Catania in 70 Farben, sogenannten Bobbeln, Baumwollstoffen mit niedlichen Kindermotiven und einem Sortiment an Häkelnadeln. Meine Schmuggelware besteht allenfalls aus einer Nähmaschine und 50 Wuzzalan Merinowolle. Ich trag es mit Gelassenheit. 

Und die Moral von der Geschicht...

Meine Frau liest mir oft Facebook-Posting vor...da beschweren sich Frauen, dass ihre Männer kein oder nur wenig Verständnis für ihr Hobby aufbringen...all jenen Leidensgenossen und Mitstreitern im Kampf für zumindest eine wollfreie Zone im gemeinsamen Zuhause sei ins Stammbuch geschrieben: Ist die Frau glücklich, kannst du als ihr Mann es auch sein. Wenn Wolle sie glücklich macht, dann gilt es nicht das zu hinterfragen oder abzuwerten, es gilt diese Leidenschaft tapfer mit zu tragen. Augen zu und durch!

                                                                                                                  Herzlichst euer Istvan

Wenn ich nachts nicht schlafen kann...

Jetzt ist es ja draußen schon um 17 Uhr finster, der Abend beginnt also früh...und die Zeit schöne Tageslichtfotos von fertigen gehäkelten Unikaten zu machen, ist geschrumpft. Zugenommen hat dafür aber propotional die Zeit in der man gemütlich auf der Coch Platz nimmt, Tee trinkt, Musik hört (mit "All I Want For Christmas" in der Interpretation von Michael Bublé lass ich mir aber noch ein bisserl Zeit), Kekse bereitstellt und...ja logisch...häkelt. Ein paar Stunden der absoluten Tiefenentspannung folgen, mit denen man den Tag...egal wie hektisch, ungemütlich oder gar abtraumhaft er gewesen sein mag, perfekt ausklingen lassen kann. 

Unser Großer lümmelt auf dem zweiten Sofa (wie schafft er es eigentlich diese langen Gliedmaßen derart verrenkt über- und nebeneinander zu schlichten?) und liest ein Buch. Nicht so sehr weil er es möchte, vielmehr weil er es muss. Der Auftrag aus dem Deutschunterricht scheint ihn zu nerven, denn nach jedem Umblättern kommt aus seiner Richtung ein kläglicher Seufzer, mit dem er sein Unbehangen zum Ausdruck bringen möchte. Der Kleine sitzt am Boden auf einer (natürlich gehäkelten) Decke und spielt mit seinen Meerschweinchen "Mavis" und "Carlotta". Aus dieser Richtung ist das Glucksen seines Lachens zu vernehmen, untermalt von dem Quietschen der beiden Damen, die seine Streicheleinheiten (und die dargebotenen Karotten- und Apfelstückchen) zu genießen scheinen. Mein Mann hat es sich auch gemütlich gemacht und verfolgt mit großem Interesse die Nachrichten im TV. Zu hören ist da ab und an ein "Um Gottes Willen" oder ein "Was ist nur mit den Leuten los".

Ich sitze, konzentriert auf meine Häkelarbeit, unter dem Licht der Stehlampe auf meinem Lieblingsplatz...umgeben von drei Körben mit Wolle, Häkelnadeln, Scheren und all dem anderen Klumpert (Kärntnerisch für Krimskram), das ich brauchen könnte. In Gedanken gehe ich grade wieder einmal die Liste der Bestellungen durch und zimmere mir einen Plan für deren Fertigstellung zusammen. Das geht relativ leise vonstatten, wäre da nicht das Handy, das fortwährend piepst und vibriert. Ja, am Abend steppt in den Häkelgruppen auf Facebook der Bär. Da gibt es immer viel Neues zu erfahren und die eine oder andere Diskussion, zu der man auch noch gern seinen Beitrag leisten möchte. Wenn ich also grade nicht eine WollLolli in Händen halte, dann das Handy.

Wenn es sich bei dem beschriebenen Abend um einen Freitag, einen Samstag oder den Abend vor einem Feiertag handelt, dann bleiben wir lange so zusammen...malerisch im Wohnzimmer verteilt...und genießen die Ruhe. Irgendwann kommt aus der Ecke meines Mannes ein erstes zartes Schnarchen, das sich rasch zu einem regelrechten Getöse (ähnlich des Triebwerks eine Boeing 747) hocharbeitet. Leon klappt das ungebliebte Buch zu und erklärt lapidar: "Genug!" Luca bringt seine haarigen Begleiterinnen ins Bett...sprich in den von meinem Mann mit viel Liebe zum Detail selbst gebauten Mega-Käfig (von uns nur "das Schweineparadies" genannt). Zuvor werden alle...also alle, die noch wach sind...in die Pflicht genommen und müssen "Mavis" und "Carlotta" eine gute Nacht wünschen. Eine halbe Stunde später gehört das Wohnzimmer mir ganz allein. 

Zu früh um schlafen zu gehen, stelle ich fest und greife noch einmal zu meiner Häkelarbeit. "Drei Reihen noch...dann ists genug für heut", schlage ich mir selbst vor...und los gehts. Mitternacht! Der einzige Geist, der noch immer hellwach durch unsere Altbauwohnung spukt, bin ich. Natürlich hat der Spaß erst nach der dritten Reihe so richtig angfangen. Ein bisserl noch, dann ist das Set - bestehend aus Mütze und Schal - an dem ich gerade dran bin, fertig. Zwischenzeitlich habe ich nochmal Tee gekocht für mich und im Kühlschrank nach dem Rechten gesehen. Dabei ist mir zufällig etwas ins Auge gestochen, das danach verlangt hat gegessen zu werden. Ich habe mich also erbarmt. Auch wenn es nur ein halbes Kürbiskernweckerl mit ein bisserl Käse war...mit so etwas schwerem im Magen, kann ich unmöglich schlafen...lieber noch eine Runde häkeln. Oder doch mal an den PC und Pinterest durchforsten? Nein besser noch...einen Beitrag für meinen Blog schreiben! Vielleicht noch schnell ein Paket für den Versand fertig machen? Oder wie wäre es, wenn ich schon mal die ersten zwei Reihen für den neuen Auftrag in Angriff nehme? Die Wolle sieht so schön aus und fordert mich geradezu heraus...

Zwei Uhr! Ich sollte wirklich ins Bett gehen. Luca wird immer so gegen acht Uhr wach...da sollte ich fit und ausgeschlafen sein. Na ja, ein bisserl geht noch. Noch die Fäden an der Mütze vernähen und den ausgesuchten Knopf anbringen. Dauert ja nicht lange. Ich beschwichtige mich selbst: "Um spätestens drei bist du im Bett!" Allmählich macht sich ein Gefühl von Müdigkeit breit...sicherstes Anzeichen dafür: Ich treffe nicht mehr jede Masche mit der Präzision und Schnelligkeit, die ich von mir kenne. Ich bereite noch schnell das Set für mein nächstes Foto vor. Das geht immer...auch um vier Uhr nachts. Alles schön zurechtgelegt und dekoriert...passt. Schnell noch einen letzten Blick ins Netz. Was tut sich in den Gruppen? Hat jemand eine Frage an mich gerichtet, die ich vielleicht noch beantworten könnte? Klar...irgendwas gibt es immer zu tun!

Vier Uhr! Ich habe diesen Punkt an dem ich nichts lieber möchte als mich ins Bett zu legen und zu schlafen (am besten drei Tage lang) bereits überwunden und laufe zu einer erneuten Höchstform auf. Untermauert wird das Gefühl plötzlich nochmal Bäume ausreissen zu können von meiner Überzeugung: "Jetzt zahlt es sich ja schon nicht mehr aus noch zu schlafen!" Ich schalte also die Waschmaschine ein, räume noch ein paar von Lucsas Spielsachen in die dafür vorgesehen Kisten und Truhen, nehme eine Dusche, bemühe die Kaffeemaschine, werfe einen Bick aus dem Küchenfenster und stelle fest: Es dämmert bereits! "Gut, gehst halt heute am Abend früher ins Bett", tröste ich mich selbst und greife zur WollLolli. Ein (guter) neuer Tag beginnt mit einem neuen Projekt! Die Zeit vergeht wie im Flug, die Nadel glüht. Plötzlich ist es acht Uhr morgens. Draußen verhüllt der Klagenfurter Nebel den Blick auf die Dächer der umliegenden Häuser, aber es lässt sich erahnen, dass dahinter irgendwo die Sonne scheint. Plötzlich steht der Kleine vor mir. Sein langes Haar hängt ihm zerzaust wirr um den Kopf, die Augen noch auf Halbmast, sein Spiderman-Pyjama hat sich skurril auf ihm verdreht, während er geschlafen hat. "Guten Morgen, Mama! Kann ich bitte Cornflakes zum Frühstück haben?"...

Der große Traum vom kleinen Glück

Man wird ja wohl noch träumen dürfen...ich jedenfalls tue es (und mit mir Tausende andere, die der Arbeit mit Wolle und Nadeln ebenfalls verfallen sind). Mit etwas Glück, gutem Willen und ganz viel Energie und Eifer wird dieser spezielle Traum vielleicht sogar in abesehbarer Zeit für mich in Erfüllung gehen...ich wäre bereit und hoffe, dass Klagenfurt das auch ist. 

Ich träume von einem Ort an dem sich Menschen zusammenfinden, die gerne kreativ sind...vorzugsweise mit Wolle und Häkel- oder Stricknadeln. Ich seh da einen großen Tisch mit mindestens zehn Stühlen drumrum. Auf dem Tisch stehen Gläser und Schachteln mit Nadeln, Scheren und Maßbändern und Körbe mit Wolle in allen nur erdenklichen Farben. Große Leuchten hängen von der Decke und verstrahlen ihr Licht. Rund um den Tisch stehen weiße Regale an den Wänden. Da finden sich Bücher und Zeitschriften zum Thema, wunderbare WollLollis in allen Stärken, Farben und Formen sowie ausgewählte Wolle und Farbverlaufsgarne. Es gibt hübsche Schachteln mit Knöpfen, Karabinern, Perlen, großen Sicherheitsnadeln, Maschenmarkierern, Schmuckbändern, Nähseiden, Magnet- und Reißverschlüssen und einen Stapel bedruckter Baumwollstoffe.

Auf einem länglichen Tisch an der Wand steht ein PC, da kann man sich im Netz nach Anleitungen umschauen oder sich Häkel- und Stricktutorials zu Gemüte führen und eine Nähmaschine. In einer kleinen Vitrine sind süße Babysets aus Mützen und Schühchen und ein paar gehäkelte Schmuckstücke zu bewundern und es gibt ein großes Schausfenster, das hinaus auf die belebte Straße führt. Auf Schneiderpuppen sind gehäkelte Ponchos, Cardigans und Pullis zu bestaunen und viele bunte Mützen liegen, wie zufällig hingeworfen, auf dem Boden davor. An der Türe hängt ein Schild, da steht "Herzlichen wollkommen!" drauf und wenn die Türe aufgeht, dann zeigt ein altmodisches Glöckchen oben am Rahmen an, dass jedmand den Weg hierher gefunden hat. Ich sehe eine gemütliche kleine Couch und einen Tisch davor. Auf dem stapeln sich Bücher, die man in aller Ruhe durchblättern kann, um sich Anregungen zu holen. Der Holzboden an diesem ganz speziellen Ort knarzt ein bisschen, aber das macht es erst so richtig gemütlich. Im Hintergrund läuft leise Musik und es riecht nach Vanille, Rosenholz und Kreativität. Auf einer Minitheke thront die Kaffeemaschine und es gibt bunt zusammengewürfelte Tassen und Teller aller möglichen und unmöglichen Stiltichtungen, die darauf warten mit Kaffee oder Tee befüllt zu werden.

Rund um den großen Tisch sitzen Frauen (und ich persönlich würde mir wünschen auch Männer), die ganz in ihre Arbeit vertieft sind und dabei ausgelassen miteinander plaudern. Da werden tolle Geschichten erzählt...wie man zum Handarbeiten kam, was man so am liebsten häkelt oder strickt, warum es da noch das eine oder andere UFO gibt daheim im Schrank....Wie gehts den Kindern? Wie war der Urlaub? Was wird am Sonntag gekocht? Wer wird Päsident(in) in den USA? Hin und wieder beugt sich jemand zur Seite und begutachtet die Arbeit des Sitznachbarn, gibt vielleicht einen kleinen Ratschlag, wie es noch besser ausschauen könnte, wimet sich wieder seinem eigenen Werk. 

Das Glöckchen...Schönen guten Tag...was kann ich für sie tun? Eine Kreisweste soll es werden? Nun, da gibt es viele Möglichkeiten der Gestaltung...wollen wir mal zusammen schauen, was wir finden...ja dieses Farbverlaufsgarn eignet sich perfekt...sie werden viel Freude an der Arbeit haben und mit dem Ergebnis erst recht glücklich und zufrieden sein. Wenn es fragen gibt, können sie jederzeit hierher kommen. Wir finden eine Lösung. Ein 1200-Meter-Bobbel verlässt samt WollLolli und nützlichen Tipps diesen magischen Ort. Derweil wird am Tisch darüber diskutiert mit welcher Abfolge an vorne und hinten eingestochenen Reliefstäbchen der Bund an Mützen am besten aussieht. Draußen wird es allmählich dunkel. 

Das Telefon läutet...ja, nächste Woche findet wieder ein Workshop statt...wir häkeln zusammen ein paar Applikationen für Winterprojekte...ja es ist noch ein Platz frei...das freut mich, dann bis nächste Woche Donnerstag, 17 Uhr, hier im Laden, open end. Und weiter geht es in der geselligen Runde...die Löffel in den Tassen klimpern, es wird gelacht. Jemand hat Kuchen mitgebracht...der wird jetzt genüsslich verspeist und ganz nebenbei das Geheimrezept von der Urgroßmutter preisgegeben. Mit dem Smartphone wird ein kurzes Video von dieser Zusammenkunft gedreht und auf Facebook live gestreamed...Grüße aus Klagenfurt in die große weite Welt der Gleichgesinnten. 

Irgendwann, es ist schon spät geworden, trennt man sich schweren Herzens von den lieben Leuten rund um den Tisch, packt sein Häkel- oder Strickzeug ein und geht, gewärmt von vielen schönen Momenten, nach Hause. Man freut ich schon aufs nächste Mal. In meinem Traum ist das nächste Mal für mich immer gleich der darauffolgende Tag und der Schlüssel zu diesem magischen Ort hängt an meinem Schlüsselbund. 

Vom unvorhersehbaren Wechsel der Jahreszeiten

Da stell sich mal einer vor...der Winter naht mit großen Schritten. Eben wars noch so schön warm draußen und morgens gab es auch noch keinen Nebel...und jetzt das...kalt, feucht, ungemütlich, morgens beim Aufstehen noch fast dunkel und am Abend ist es nach 18 Uhr auch sowas von zappenduster. Mein sarkatischer Unterton an dieser Stelle ist mehr als gewollt, denn nicht nur meine Kunden sondern auch ich selbst kommen immer zum Wechsel der Jahreszeiten in diese Bredouille. Plötzlich werden Mützen, Loops und Schals gebraucht, warme Pullis, Handstulpen, Bootcuffs, Ponchos und und und...

Ich nehme mir fest vor, dass ich azyklisch häkeln werde...im Sommer wird für den Winter gearbeitet und umgekehrt. Also ich nehme es mir vor...und das schon seit ungefähr jetzt vor einem Jahr. Wäre doch so einfach: Man deckt sich am Ende der Saison mit oft stark reduzierten Wollsorten und Garnen ein und sitzt dann im Sommerurlaub am Pool und häkelt Wintermützen aus Merinowolle. Umgekehrt könnte man natürlich auch luftig leichte Kleider und Cardigans in der Adventszeit in Angriff nehmen...macht nur wahrscheinlich kaum jemand. Sinn würde es aber machen, denn dann wäre man auf alle Eventualitäten vorbereitet, wenn es mal wieder - ganz unvorhergesehen - von Warm auf Kalt umspringt. 

Ich habe im Vorjahr für eine Messe, auf der ich meine Werke präsentieren durfte, etwa 180 Mützen in zwei Monaten gehäkelt. Drei pro Tag also. Die Nadel hat geglüht, das kann ich euch sagen. Die Mützen haben sich allerorts in der Werkstatt gestapelt...meine Mütter hatte schon wunde Fingerspitzen vom Einnähen der Labels...ja wir wissen, dass es Fingerhüte gibt, meine Mama verwendet sie bloß nicht so gerne.

Leon hat Visitkarten gelocht, mein Mann hat sie mit Bast an die Mützen gebunden, ich hab die Preise draufgeschrieben. Luca hat die 500 braunen Papiertragetaschen, die ich bestellt hatte, mit meinem tannengrünen Logostempel ebenfalls in kreative Einzelstücke verwandelt. Ich hab die Wolle nur noch grob nach Farben sortiert und immer von rechts nach links durchgearbeitet...einen benutzbaren Esszimmertisch gab es zu dieser Zeit bei uns nicht, der wurde nämlich zum Lager umfunktioniert, auf das ich extrem schnell zugreifen konnte. Mein Mann hat abends aus Patronenhülsen und Fasanenfedern, Magnetknöpfen, Abwurfstangen, Schwemmholzstückchen, silbernen Hirsch- und Steinbockminiaturen, selbstgemachten Hirschhornknöpfen, Lederbändern und anderem Kleinkram Anstecker gebastelt...damit die Mützen auch dem Thema der Messe (es ging um Jagd und Fischerei) gerecht werden konnten. Mich wundert es heute noch, dass mir damals nicht einfach unterwegs die Ideen ausgegangen sind. Und ich bin ein bisserl stolz drauf, dass jede der 200 Mützen mit denen ich schließlich auf dieser Messe vertreten war, anders und unverwechselbar gewesen ist. Meine Handschrift hat man aber natürlich, wie es sein soll,  an jeder erkannt.

Fakt ist, dass meine tollen Landhaus-Trachten-Jagd-Mützen verkaufstechnisch weit unter den Erwartungen geblieben sind. Dafür hab ich quietschebunte Kinderkleidchen, Babysets und Schmuck aus umhäkelten Steinen an den (dunkelgrün gewandeten) Mann gebracht. Verkehrte, verdrehte Welt! Mir war schon am zweiten Tag klar, dass die Messebesucher lieber etwas für die Kleinen daheim mitnehmen wollten...und weil es draußen so schön kalt war, fanden die Sommersachen reißenden Absatz. Nun im Laufe der Zeit haben natürlich auch die vielen Mützen den Besitzer gewechselt...die letzten Stücke biete ich noch bis 1. November in einem kleinen Mützen-Sale unter dem Motto "Nimm 3, zahl 2" auf meiner Facebook-Seite an. Kein Drama also. 

Derzeit arbeite ich, der Jahreszeit entsprechend, wieder vermehrt an Mützen und Sets aus Beanies, Armstulpen und Schals...allerdings nur noch auf Bestellung. So kann ich die ganz individuellen Wünsche meiner Kunden perfekt umsetzen...und den Stauraum in meinem tollen Werkstattschrank für Wolle und Zubehör nutzen, nicht für bereits fertig gehäkelte Stücke. Ich habe immer neue Projekte im Kopf...zugegeben auch schon welche für den Sommer 2017. Da gibts zum Beispiel ein Kleid...ganz schlicht und dennoch so einmalig...na ja, zu früh um drüber nachzudenken...oder doch nicht? Würde ich meinen Vorsatz mit dem azyklischen Häkeln tatsächlich umsetzen wollen, müsste ich mir jetzt schon mal wenigstens das Material bestellen. Hmmm...hat noch ein bisserl Zeit. Denn eines darf man ja nicht vergessen...jetzt kommt bald, ganz ohne Vorwarnung und überraschend....tadaaa... Weihnachten! Und da wird der eine oder andere wohl doch noch ein kleines feines Unkat bei mir ordern, um damit einem lieben Menschen unterm Christbaum eine Freude bereiten zu können. In diesem Sinne greife ich jetzt wieder zur WollLolli und sorge für warme Ohren, Hälse und Hände....

Häkelmuster...von der Decke bis zum Boden

Derzeit mache ich eine Therapie für meine arg ramponierte Halswirbelsäule. Massage und Fangopackungen und Heilgymnastik...klingt alles super entspannend und wohltuend, tut aber leider zeimlich weh. Noch klammere ich mich an die Versprechungen der Experten, dass es mit jedem Tag besser wird. Das wär auch wirklich gut so, denn ein bisserl spüre ich schon, dass mich die Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich im Moment beim Häkeln etwas ausbremsen. Nun also nachdem ich Luca in den Kindergarten gebracht habe, düse ich umgehend per pedes in dieses Kurhaus...Dank der überaus überschaubaren Große der Kärntner Landeshauptstadt ist ja mehr oder weniger alles nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernt. 

Erste Station...Fangopackungen...ein Raum, vier Liegen, aus dem Radio leises Musikgedüdel und dieser durchdringende Geruch nach nasser Erde und Schwefel und was weiß ich noch allem. Den Rücken auf die warmen Heilerdepads gepresst und in diverse Tücher gehüllt, ist mein Blick an die Decke geheftet. Bis an den obersten Rand sind die Wände mit weißen Fliesen verkleidet, blau verfugt..."Ganz nett eigentlich die Kombination", sagt mein Gehirn und schon tauche ich ab in meine wollige Welt. Was hab ich denn schon alles gehäkelt in weiß-blau? Ein Set für den kleinen Jannik (blaues Sakko, weiße Hose, Mütze und Schühchen), der darin getauft wurde. Sehr niedlich, ich hab sogar einen Fotobeweis. Dann noch eine kurze Latzhose für den Sommer samt Mütze und Patscherln für Moritz aus der Steiermark. Zwei drei Taschen in Weiß und verschiedenen Blautönen...ja da ist schon einiges zusammengekommen. So schön frisch und eben unwiderruflich die klassische Kombi für kleine Babybuben...da schrillt eine Eieruhr und reißt mich aus meinen Gedanken. Schnell wieder anziehen und weiter geht es. Ansitzen vor dem Raum in dem ich meine nächste Anwendung bekomme. Zwischenzeitlich schnell mal schauen, was sich auf meiner Facebook-Seite tut, ein paar Likes für tolle Häkelwerke vieler Gleichgesinnter dalassen. 

Zweite Station....Heilgymnastik...ein Raum, zwei Liegen durch einen Vorhand sichtgeschützt und etwas das auf den ersten Blick an einen Galgen erinnert. Eine freundliche Therpeutin legt meine Arme in blaue Stoffschlaufen, die an Seilen von der Decke baumeln, der Kopf kommt auch in so eine Schlinge, wieder nehme ich Blickkontakt mit der Decke auf. Ober mir ein Gitter aus Metall an dem mit Karabinern die ganzen Seile befestigt sind. Mein Gehirn sagt "Filetmuster in Stahlgrau"...Stäbchen, zwei Luftmaschen, zwei Maschen überspringen, Stäbchen oder doch halbes Stäbchen, eine Luftmasche, eine Masche überspringen, halbes Stäbchen...egal, kommt ja praktisch auf dasselbe raus. Bin ich froh, dass ich was zum Nachdenken habe, so ist der Schmerz nicht ganz so schlimm.

An so einem trostlosen Gitter würden sich bunte Häkelblüten sehr gut machen, stelle ich fest, und wär doch auch schön anzusehen für alle die Patienten, die hier behandelt werden. Der Vorhang, der mich und meine Therapeutin von dem äußerst gesprächigen Herren nebenan und dessen Therapeutin trennt, hat drei Farben....Gelb, Orange und Grau...aber nicht gestreift oder kariert oder getupft...nein es ist ein Farbverlauf mit fließenden Übergängen. Auch wenn ich die Farben selbst nicht besonders spannend finde, der Übergang ist klasse. Mein Gehirn meldet sich...Farbverläufe...ein Thema für sich. Jüngst hab ich mit einem selbst kreierten Farbverlauf von meinem Kooperationspartner RHS-Berlin das Kleidchen "Elisa" gehäkelt...eine Komposition aus Weiß, Rosa, Pink und Dunkelbraun. Vier neue Bobbel hab ich bereits in Auftrag gegeben...zwei für zwei weitere Kleidchen im festlichen Weihnachtslook und zwei, aus denen ich für meinen Sohn Leon einen Pulli häkeln soll...Schwarz-Stahlgrau-Weiß...phu, das wird viel Arbeit bei der Größe. Die warmen Hände, die meinen Nacken derweil ohne Unterlass mit festem Griff bearbeitet haben, lösen sich von mir und signalisieren, dass schon wieder 25 Minuten um sind. Dankeschön, auf Wiedersehen, bis übermorgen! Draußen nehm ich Platz und warte wieder. Ich nutze die Zeit und durchstöbere Pinterest am Smartphone nach neuen Inspirationen. Wahnsinn, was kreative Leute so alles aus einem simplen Wollfaden entstehen lassen können...ich bin jedesmal aufs Neue begeistert. 

Station drei...Massage...ein Raum, eine Liege und mein Masseur, Herr T. Kurze Nachfrage, ob die Schmerzen am Vortag auszuhalten gewesen seien, ich antworte mit einem bestimmt überaus gequälten Blick, den ich aber an dieser Stelle einfach nicht unterdrücken kann. Er schmunzelt und meint: "Verstehe, aber das ist nur am Anfang so!" Na hoffentlich hat Herr T. Recht, denn in den kommenden zwei Wochen gibt es diese ganze Prozedur täglich für mich. Dann lege ich mich auf das Massagebett und entdecke sofort, das Muster des Bodens unter mir, den ich durch das Loch in der Liege genauer unter die Lupe nehmen kann. Beige mit blauen Sprenkeln...erinnert mich an eine Wolle von Alize namens Pomponella. Daraus hab ich mal für eine ganz liebe Freundin ein Schultertuch gehäkelt...allerdings in Schwarz mit grauen Pompons, die sich äußerst willkürlich, ja geradzu wild, auf dem guten Stück verteilt haben. Beige mit Blau wäre auch toll, würde perfekt zu Jeans passen, sinniere ich so vor mich hin. Mein Rücken brennt wie Feuer....lieber Himmel, schenk mir noch ein paar mehr wollig-warme Häkelgedanken, dann geht alles sicher ganz schnell vorbei. Wenn ich schon mal bei Alize-Wolle bin, dann doch einfach gleich weiter darüber nachdenken. Ein tolles Arbeitsmaterial...vorallem die Cotton Gold liebe ich ja, wenn es darum geht Babysachen zu häklen. Mir gefällt, dass diese Wolle so matt ist und sich so gut verarbeiten lässt. Muss unbedingt mal wieder in den Woll-Laden...schauen ob es vielleicht neue Farben gibt, die ich noch nicht habe. Ich beschließe: Nach dem ganzen Martyrium hier, gönne ich mir einen kleinen Abstecher dorthin...nur schauen, nichts kaufen. Drei Minuten noch, noch zwei, noch eine...geschafft. Auf Wiedersehen!

Den Abstecher in den Woll-Laden verkneife ich mir dann doch. Nicht etwa weil mir die Lust darauf vergangen wäre, sondern weil die Lust zuhause schnell zur WollLolli zu greifen und an meinem neuen Projekt "Sweetheart" weiter zu arbeiten einfach noch viel viel größer ist. 

Gastkommentar: Mein Leben in Mutters Wollhölle !

Nachdem meine Mutter, von euch "Frau Häkelgott" oder "Häkelkönigin" genannt (kein Witz, hab ich selbst schon oft auf ihrer FB-Seite gelesen),  regelmäßig über die rosigen und tollen Seiten ihres Alltags an der Nadel in diesem Blog berichtet, wird es nun Zeit die ganze Sache mal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten ... und zwar aus meiner, der ihres halbwüchsigen Sohnes.

Nun bevor ihr euch abwendet in der Angst, dass dieser Eintrag mit den Wörtern "steil", "krass" und "abgefahren" gespickt sein wird, nur weil ein fast 15-Jähriger ihn schreibt, kann ich euch beruhigen. Mir ist zum einen bewusst, dass sowas hier nicht angebracht ist und zum abnderen reden wir "Jugendlichen von heute" garnicht so....also zumindest niemand, mit dem ich befreundet bin.

Nun, wo soll ich anfangen? Schon morgens werde ich mit gefühlten drei Millionen Wollknäueln und  Niedlichkeiten in Form von gehäkelten Blümchen und kitschig-gemusterten Stoffen konfrontiert. Alles nur weil ich die Werkstatt meiner Mutter durchqueren muss, um überhaupt aus meinem "Verlies" (wie meine gute Frau Mama zu sagen pflegt) zu kommen. Im Wohnzimmer finde ich des öfteren meine Mutter vor, die schon um halb 7 Uhr morgens im Schein einer Lampe mit einem ihrer neuen Projekte beschäftigt ist. Ich mache mich im Bad gesellschaftsfähig, nehm sie mal kurz in den Arm (Mütter brauchen sowas allem Anschein nach) und verlasse mein Zuhause in Richtung Schule. 

Nach einem stressigen oder langweiligen oder durchschnittlich stressig-langweiligen Tag in der Schule komme ich mittags wieder nach Hause ....und meine Mutter sitzt genau dort, wo ich sie das letzte Mal sitzen sah, als ich das Haus verließ. Natürlich weiß ich, dass sie nicht den ganzen Tag dort gesessen haben kann...sie musste bestimmt mal das stille Örtchen aufsuchen. Und natürlich hat sie meinen kleinen Bruder in den Kindergarten gebracht und wieder abgeholt. Weil es in meinem Schrank immer frische Wäsche gibt und aus der Küche der Geruch eines Mittagessens direkt in Richtung meiner Nase wabert, gehe ich davon aus, dass sie auch im Haushalt aktiv war. 

Ich bin lieber alleine als in Gesellschaft (ja das heißt übersetzt, dass ich ein stiller Stubenhocker bin). Ich finde das auch garnicht schlimm, ich bin eben gerne daheim und hänge meinen ausschweifenden Gedanken nach. Mein kleiner Bruder hat ohnedies den ganzen Tag den Schnabel für zwei offen. Doch wenn ich mal einen gesprächigen Tag habe, dann bleibe ich nach dem Essen noch gerne im Wohnzimmer sitzen und versuche meiner Mutter zu erzählen wie mein bescheidener Schulalltag ausgesehen hat. Antworten wie "Aso?", "Aha!" und "Ah, so ist das!" sind allerdings nicht besonders befriedigend, das muss ich zugeben. Ich weiß, dass sie wirklich zuhört und Anteil an allem nimmt, was mich beschäftigt, aber mit der Häkelnadel in der Hand ist ein Großteil ihrer Konzentration immer auf das neue Projekt gerichtet.  

"Augen zu und durch" muss ich wieder durch die "Werkstatt des wolligen Grauens" wandern um in mein Zimmer zu kommen. Im schlimmsten Fall hab ich dann meine Schultasche im Wohnzimmer vergessen und muss zwei weitere Male dem Grauen aus Baum- oder Schafswolle ins Auge blicken. Hin und wieder muss ich dran glauben und für meine Mutter zu ihrem Lieblingswollgeschäft gehen, weil ihr zwei Farben fehlen und ich ja noch angezogen bin. 

Ich betrete das Geschäft meiner Albträume, SEWA! (Product Placement)! Von Kitsch und Dekokram förmlich erschlagen, gehe ich - so schnell ich kann - zu einer der Verkäuferinnen und zumeist kommen die mir schon auf halbem Weg entgegen: "Ah, braucht die Mama wieder Wolle?!" Ich muss nur noch einen Zettel überbringen mit Namen und Nummern drauf und schon verschwindet eine der Damen im Lager. Wenn sie nun mit den "Wuzzalan" zurück kommt, muss ich mich während des Bezahlvorganges schon mental darauf vorbereiten,  dass ich mit einem Plastiksack, der mit kitschigen Herzchen und Schmetterlingen versehen ist, gleich durch die Stadt laufen werde müssen. Es ist nicht weit, aber es reicht aus um mir das Gefühl von Scham zu geben. UND JEDES MAL VERGESSE ICH EINEN ANDEREN BEUTEL MITZUNEHMEN (der Leidensdruck ist wohl doch noch nicht groß genug)!

Wieder zuhause übergebe ich meiner Mutter die neuen Errungenschaften. Ihre Augen funkeln und sie sagt: "Sie hatten noch was da? Sehr gut!" Ich nicke und schlendere in mein Zimmer. Gelegentlich bekomme ich als Dankeschön, Aufmunterung oder Entschuldigung vorher einen Fünfer in die Hand gedrückt, doch dieser kann die Erniedrigung nicht aufwiegen, die ich erleide. Zum Glück hab ich bis jetzt noch nie in dem Laden oder mit dem Sackerl in der Hand jemanden getroffen, den ich kenne. Ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis das mal passiert.  Den Nachmittag verbringe ich am liebsten in meinem Zimmer und lerne, mache Hausaufgaben und höre Musik. Die tollen Beats meiner Lieblingstracks werden ab und an vom nervtötenden Geratter der Nähmaschine in der Werkstatt empfindlich gestört. Macht nichts, dreh ich halt lauter. Manchmal kommt auch noch ein sogenannter "Häkelbesuch", dann mischt sich ausgelassenes Gelächter unter all die Töne. Das mag ich, denn es gab Zeiten, da hat meine Mama garnicht mehr gelacht. 

Abends gibt es eine Neuauflage des Schauspieles von zu Mittag: ich erzähle, Mutter nickt, Vater erzählt, Mutter nickt, Mutter legt die Nadel oder das Handy weg, Vater und ich sind verblüfft, Mutter erzählt von neuen Kundenaufträgen, lustigen Begebenheiten in einer "ihrer" Häkelgruppen oder philosophiert (mit uns Männern!!!!) über die Vor- und Nachteile von Häkelnadeln, die neuerdings in einem Pilz aus Holz dekoartiv zur Schau gestellt werden...

...und Vater und ich nicken (Muhahaha Rache wird am besten zum Abendessen serviert).

Satt, müde und frisch geduscht...jetzt ruft mein Bett nach mir. Papa und Luca drücken..."Schlaft gut!" Nach meiner Mutter muss ich auch nicht lange suchen, denn sie sitzt gaaaanz zufällig grade wieder auf ihrem Lieblingsplatz und häkelt. "Gute Nacht, Mama!", ein Bussi und schon sprinte ich ein letztes Mal für heute durch den (* bitte Adjektiv einfügen das mein Leid symbolisiert*) Gang der Wolle in mein Zimmer.  

Zitternd weine ich mich in den Schlaf und frage mich vor welche Herkules-Aufgabe sie mich am nächsten Tag wohl stellen wird. Pakete zum DPD-Shop bringen? Bei der Auswahl von Farben und Knöpfen helfen? Oder das fertiggstellte neue Projekt begutachten und bewerten? Was immer es sein mag, ich werde es aushalten....

(Natürlich ist das alles nicht so schlimm wie beschrieben......ES IST VIEL SCHLIMMER) 

Ich bin natürlich stolz auf meine Mama und das was sie geschafft hat. Sie geht ganz und gar auf in dem was sie tut und wir alle tun unser Bestes, um sie dabei zu unterstützen. Das bisschen Wollgrauen stemmen wir doch mit Links...damit es ihr gut geht. Das hat sie sich verdient!

Wenn ich eine Tochter hätte....

Wir haben zwei wundervolle Söhne, zwei wie sie auch unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine still und besonnen, der andere wild und so gesprächig, dass wir uns oft fragen woher die vielen Worte kommen. Natürlich habe ich für beide, schon die Nadel geschwungen. Die obligaten Trachtenjackerln zu den Lederhosen gabs für beide und Mützen en masse. Leon hat sich einmal eine Jacke gewünscht, aber um ehrlich zu sein, hab ich für die so lange gebraucht, dass sie ihm garnicht mehr sooo gut gepasst hat, als sie endlich fertig war. Ist ja auch kein Wunder. Wir haben den Eindruck, dass er praktisch über Nacht an Zentimetern zulegt. Luca hat erst vor kurzem auch nach einer Jacke verlangt und sie natürlich bekommen. Er trägt sie mit Stolz...findet er schaut "echt cool" darin aus. Ich genieße diesen Status, denn ich weiß, dass er nicht lange andauern wird. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Begeisterung für Selbstgehäkeltes von Mama proportional ab....also zumindest bei Buben.  

Dennoch gibt es in meiner Werkstatt einen Schrank...darin findet sich nur Mädchenkleidung. Röckchen, Kleider, Tuniken...allesamt süß und verspielt mit Blümchen dran und Schmetterlingen und Vögelchen. Eigentlich das Paradies für kleine Prinzessinnen. Das ist sozusagen der Schrank in dem ich die Prototypen aufbewahre, denn immer wenn es meine Zeit zulässt und ich noch Häkelkapazitäten habe, beginne ich mit einem Kleid, einem Mäntelchen oder einem Trägerrock. So probiere ich neue Ideen aus, kombiniere Farben und Muster, entwerfe neue Schnitte, versuche zu perfektionieren, was ich vielleicht einmal für die Umsetzung eines Kundenwunsches brauchen könnte. Ich mag es gerne lieblich-bunt mit ein bisserl Zuckerguss. Und ich mag den Retrocharme von Häkelkleidchen an kleinen Mädchen. 

Wenn ich eine Tochter hätte, dann wäre das Kind wirklich arm dran bei mir. Ich würde es sozusagen von Kopf bis Fuß einhäkeln. Es gäbe Kleidchen für jeden Anlass...für Omas Geburstag, Ostern, Weihnachten, den Nationalfeiertag in Österreich, Schiffsfahrten am Wörthersee, Kirchtage, den Hochzeitstag der Eltern, Neujahr, den Geburstag von Opa, Sommersonnenwende, Allerheiligen, den Nationalfeiertag in Ungarn, fürs Frühstück, für den Spielplatz, fürs Mittagessen, den Kindergarten, für Spaziergänge, Erntedank, für Shoppingtouren, für Arztbesuche und fürs Abendessen. An dieser Stelle stellt sich die Frage: Würde ich davor zurückschrecken rosa Nachthemden zu häkeln? Wahrscheinlich nicht! 

Natürlich gäbe es zu all diesen Kleidern passende Accessoires wie Mützen, Hüte, Haarbänder, Jäckchen, Schuhe und Mini-Handtaschen. Ich würde vermutlich sogar über meinen Schatten springen und kleine Püppchen häkeln, Schmusebären und Quietscheenten. Das Kinderzimmer wäre vollgepfercht mit Plaids und Dekokissen in Pastelltönen, vor den Fenstern würden gehäkelte Vorhänge ihren Dienst versehen...mit Katzen oder Pferdchen drauf. Bilder aus Häkelblüten würden an den Wänden hängen. "Der perfekte Showroom", fällt mir ein während ich hier sitze und schreibe. Ich bleibe dabei: Das Kind wäre arm dran!

Weil ich nun mal keine Tochter habe, bin ich immer recht euphorisch wenn im Freundes- und Bekanntenkreis Kinder unterwegs sind und sich dann herausstellt: Es wird ein Mädchen! Da greifen in meinem Gehirn Mechanismen, die ich ansonsten zu unterdrücken versuche. Als wäre die Kleine morgen schon auf der Welt suche ich fieberhaft und auf der Stelle nach passenden Farben und Materialien für "ein Mädi". "designed & handmade by REGINA" im Rosarausch. Ok, es darf natürlich auch Lila sein oder ein bombastisches Grün oder Pink, vielleicht doch lieber etwas gedeckter in Beige und Ecru, Grau oder zartem Altrosa? Egal...Hauptsache es ist am Ende sweet und ladylike. 

In diesem Zusammenhang fällt mir eine kleine Anekdote ein. Meine Kleinmädchenträume kann man ja auch im "Mamiladen" im Herzen von Klagenfurt kaufen. Das heißt, dass ich natürlich schon lange nicht mehr jede Kundschaft kenne, die ein Unikat aus meiner Werkstatt besitzt. ich stehe also irgendwann im Juni an einer Kreuzung. Neben mir steht eine Dame mit einem etwa drei Jahre alten Mädchen an der Hand. Die Kleine trägt ein Kleid, das mir total bekannt vorkommt...oben weiß, der Rockteil fliederfarben. Ich schau nochmal genauer...unauffällig aber, wie man es von mir kennt. Ich will ja nicht gaffen. Die Kleine dreht sich um sich selbst und strahlt. Dabei deutlich zu erkennen...hinten am Halsausschnitt hängt noch meine Visitenkarte und das Preisschild dran. Ich schmunzle zwar nur, aber innerlich explodiere ich geradezu vor Freude. Die Mutter wirft mir einen Blick zu und meint: "Das hat sie sich gerade aussuchen dürfen und sie wollte es einfach nicht mehr ausziehen!" Die Ampel wird gleich auf Grün umspringen...es zahlt sich also nicht mehr aus meiner Freude Ausdruck zu verleihen und mich als Ursprung des Kleidchens zu outen. Deshalb sage ich nur: "Kann ich gut verstehen, sie schaut einfach bezaubernd darin aus!"

Übrigens ist der Level der Euphorie bei mir ähnlich hoch, wenn mich Fotos erreichen, die mir zufriedene Kunden schicken und auf denen ihre kleinen Prinzessinnen in einem meiner Kleinmädchenträume zu sehen sind. Das ist einfach immer wieder ein wundervoller Augenblick für den ich stets aufs Neue dankbar bin. 

Das ist alles nur geklaut?

Niemand kann das Häkeln neu erfinden. Alles was der Markt zu bieten hat, war in der einen oder anderen Form schon einmal da. Selbst wenn es tausende verschiedene Möglichkeiten gibt eine Mütze zu häkeln...irgendjemand hat es schon genau so gemacht und bestenfalls sogar eine Anleitung dazu geschrieben. Damit bin ich auch schon beim Thema. Nichts selten stößt man, bei genauerer Betrachtung, auf Anleitungen, die einen frappant an eine erinnern, die man schon mal gesehen hat. Stellt sich die Frage: Ist das alles nur geklaut?

Zu einem gewissen Prozentsatz bestimmt. Auch wenn es mich persönlich immer wieder erstaunt...die Dreistigkeit der Menschen macht auch vor einem so schönen Hobby und einer so erfüllenden Tätigkeit wie dem Häkeln offenbar nicht Halt. In der Branche sind einige unterwegs, die ihr Gehirn offenbar nicht selbst bemühen wollen und lieber bei anderen abkupfern. Da riechen manche wohl das schnelle, große Geld...ich bin mir sicher allein mit dem Verkauf von Anleitungen kann man das so oder so nur schwer bewerkstelligen. Ich selbst bin von diesem kommerziellen Ideenklau nicht betroffen, weil ich weder Anleitungen schreibe, noch welche verkaufe und auch nicht nach solchen arbeite. Dennoch sehe und höre ich viel. Ich kann nur im Ansatz ermessen wieviel Arbeit es macht eine gute und verständliche Anleitung zu schreiben, sie zu bebildern und hochzuladen und wie bitter es sein muss seine eigene Arbeit wenig später irgendwo im Netz wiederzufinden....unter einem anderen Namen, in einer anderen Farbe gehäkelt oder einer anderen Größe. Nur die wenigsten auf diese Art geschädigten Designer leiten rechtliche Schritte ein, weil...wissen wir alle...so Abläufe mit Anwälten und Gerichten zum einen immer für großes Unbehagen sorgen und zum anderen viel Geld und Zeit kosten. Leider ist das so, denn eigentlich müssten allesamt auf die Barrikaden steigen und kämpfen wie die Löwen, schließlich wurden sie bestohlen.

Diesbezüglich habe ich nur eine einzige befremdliche Erfahrung machen müssen. Vor etwa einem Jahr habe ich ein Kleid mit Bolero und Mütze für eine Kundin in der Steiermark entworfen. Viele fragten nach einer Anleitung für "Ariane", also habe ich mich auch an eine gewagt. Freilich habe ich diese kostenlos zur Verfügung gestellt, denn was ich nicht zu 100 Prozent kann, das möchte ich auch nicht verkaufen. Viele Fotos von wunderschönen Kleidchen, die nach meiner Anleitung entstanden sind haben mich im Lauf der Zeit erreicht und ich habe mich über jedes einzelne unglaublich gefreut. Langer Rede kurzer Sinn...einige Wochen später wurde mir meine eigene Gratis-Anleitung zum Kauf angeboten. Da war eben jemand auf seine ganze eigene Art und Weise kreativ. 

Es gibt da auch eine Grauzone zwischen unverschämt abgekupfert und eigener Idee, die vielleicht der eines anderen Designers sehr ähnelt. Ich selbst lasse mich ja oft von Fotos inspirieren und stelle mir nicht selten die Frage wieviele Elemente eines neues Projektes am Ende wohl als gestohlen abgestempelt werden müssten. Jedes Kleidchen, das ich häkle, jede Mütze, die in meiner Werkstatt entsteht, jeder Pulli oder Cardigan ist irgendwo auf der Welt schon existent, wenn ich erst mit der Arbeit beginne. Nur die eigenen guten Ideen, das eigene kreative Potential, die eigenen Fähigkeiten können dann am Ende den Unterschied ausmachen. Ich gebe meinen Kunden eine Unikatgarantie. Eigentlich kann ich das nur insofern, als ich garantiere, dasselbe Stück nicht noch einmal für jemanden anderen anzufertigen. Wenn jemand anderes das tut, vielleicht weil ihm ein Foto von meinen Produkten ins Auge gestochen ist, liegt das aber freilich nicht mehr in meinem Einflussbereich. 

Über Wert und Wertigkeit

Ein Thema, das mich immer wieder aufs Neue beschäftigt, auch weil in den diversen Foren und unter Kollegen, die ebenfalls ein Gewerbe in der Sparte "Sticker, Stricker, Häkler und Wirker" angemeldet haben, immer wieder darüber diskutiert wird, ist das der Preisgestaltung für handgefertigte Unikate. Wieviel darf denn ein Set bestehend aus Mütze und Schal nun kosten? Wieviel ist ein Kunde bereit zu zahlen, wenn er sich einen langgehegten Häkeltraum erfüllen lässt?

Jeder vertritt da natürlich eine andere Meinung und findet einen anderen Weg der Preisgestaltung. Da kommen diverse Formeln zur Anwendung...Materialpreis plus Materialpreis mal zwei oder drei für die Arbeit etc. Fakt ist: Wer kein Gewerbe angemeldet hat und dennoch Handarbeiten verkauft, der macht sich strafbar. Meist sind das dann jene, die ein Paar Paar Babyschuhe und eine Mütze für ein paar Euro an den Mann bringen wollen und jenen, die rechtlich auf der sicheren Seite stehen, mit ihren Preisen das Leben mitunter schwer machen.

Kaum jemand macht sich eine Vorstellung wieviel Arbeit und Zeit in so einem Häkelunikat steckt. Bei mir beginnt jedes Projekt in dem Moment der Bestellung zuerst mit einem mehr oder weniger ausführlichen Gespräch. Was wird gewünscht? Welche Farbe soll es haben? Aus welchem Material soll es gemacht werden? Welche Größe soll es haben? Welche Stilrichtung soll es einschlagen? Kommt nicht selten vor, dass darüber schon ein bis zwei Stunden vergehen. Dann trage ich zusammen was für die Umsetzung gebraucht wird...also Garne, Wolle, Knöpfe, Verschlüsse, Stoffe, Nähseiden, Perlen etc. Eine Stunde ist da schnell um...vorausgesetzt ich habe alles was ich brauche in meiner Werkstatt gefunden. Ist das nicht der Fall gehe ich nun daran entweder online zu bestellen, was noch von Nöten ist oder ich gehe in den Woll-Laden beziehunsgweise fahre ins Stoffgeschäft (was ja, wie schon erwähnt, oft auch mein Mann erledigt). Ist alles zusammengetragen gibt es ein Foto für meine Kundschaft und einen letzten Check, ob die Farben und alles andere auch gefallen. Zwei weitere Stunden sind also mindestens vergangen. 

Dann mache ich mich daran eine kleine Skizze anzufertigen. Bei Kleidungsstücken trage ich die Maße ein, damit am Ende auch wirklich alles perfekt sitzt. Ich notiere mir welche Muster eventuell in Frage kommen könnten. Wälze machmal noch das eine oder andere Buch um meine grauen Zellen zu füttern und suche in meinen Foto-Ordnern nach entsprechendem Bildmaterial als Inspiration. Weil ich keine Anleitungen verwende vergeht über diesem kreativen Prozess zumindest eine weitere Stunde. Noch hatte ich die Häkelnadel noch garnicht in der Hand.

Dann geht es los! Nach drei bis vier Stunden intensiven Häkelns, kann man oft schon erkennen wie es am Ende ungefähr aussehen wird. Bis dahin hab ich natürlich auch einige Male was aufgetrennt, weil es mir nicht so recht gefallen wollte, vielleicht die Nadelstärke gewechselt oder doch zu einem anderen Garn gegriffen, weil es sich nicht richtig angefühlt hat. Dann gibts nochmal ein Foto für meine Kundschaft, ein Update sozusagen. Je nach Größe und Art des Projektes braucht es durchschnittlich zwischen zehn und 20 Stunden reiner Häkelzeit. Oft bemühe ich dann noch meine Nähmaschine um beispielsweise einen Futterstoff einzunähen. Ab und an, und wenn es die räumliche Distanz zulässt, gibt es zwischenzeitlich zumindest eine Anprobe.

Ist das Projekt beendet mache ich Fotos von dem guten Stück und schicke es erneut meiner Auftraggeberin oder meinem Auftraggeber. Bis hierhin habe ich 25 Stunden Arbeit investiert. Ich habe mein ganzes Wissen aufgeboten, um das Stück gut aussehen zu lassen, habe mich bemüht seine Einzigartikeit zu unterstreichen. Ist meine Kundschaft zufrieden wird das Unikat verpackt und samt Visitenkarte und Infofolder versendet. Materialkosten plus Arbeitszeit...wieviel darf eine Stunde kosten? Was ist fair dem Kunden gegenüber, was ist fair mir gegenüber? Den Goldenen Mittelweg finden, das ist immer erstrebenswert. Ein kleines Rechenbeispiel anhand einer Handtasche "designed & handmade by REGINA": Materialkosten (Catania von Schachenmayr, Filz für die Stabilisierung des Taschenbodens, Stoff und Nähseide für das Innenfutter, Reißverschluss, Perlen aus Holz, Glas oder Stein sowie ausgefallene Knöpfe für den Taschenbaumler) 40 Euro, Arbeitszeit insgesamt 25 Stunden zu je 8 Euro. Das ergibt nach Adam Riese dann satte 240 Euro plus rund 8 Euro Versand. So würde es aussehen, würde ich eine korrekte Rechnung aufstellen wollen. Alle, die schon einmal etwas bei mir bestellt haben wissen natürlich, dass das nicht mein Preis für eine Handtasche ist. Ich bringe den Freude-Bonus zur Anwendung und halbiere den Preis für eine Arbeitsstunde...vier Euro also. Da kommt mir sofort in den Sinn, dass hierzulande kaum jemand für vier Euro die Stunde einen Finger krumm machen würde. Aber in mir brennt die Leidenschaft für das was ich tue und die ist eng mit dem Gefühl verknüpft, dass ich jemandem eine große Freude bereiten kann.

Handarbeit ist nichts mehr wert...das höre ich oft. Ich denke aber, dass jeder, der in diesem kreativen Bereich tätig ist etwas dazu beitragen kann, dass sie wieder mehr wert wird. Wer seine Stücke einfach um den Verkaufens willen unter Wert an die Frau oder den Mann bringt, der tut der Branche sicher keinen Gefallen. Auch mir haben protentielle Kunden schon gesgat, dass ich viel zu teuer verkaufe und wollten feilschen. Das sind dann die, denen ich erhobenen Hauptes empfehle doch einfach in irgendeinen Laden zu gehen und sich dort was zu holen, was zu ihrem Budget und ihren Ansprüchen passt. Individualität, Qualität, Originalität...das hat alles seinen Preis. Einzelstücke sind ja auch keine Alltagsstücke...es sind Lieblingsstücke für besondere Momente im Leben, etwas das man sich gönnt, auf das man sich freut, das man in Ehren hält. Wenn sie gut gemacht sind spiegeln sie die Persönlichkeit der Trägerin oder des Trägers wider. Niemand sollte seine Arbeit verschleudern (müssen). Vielleicht steckt in dem Spruch "Was nicht viel kostet, ist auch nicht viel wert" doch ein Körnchen Wahrheit?

Jedes Projekt ist ein Abenteuer

Oft werd eich gefragt: Wie kommst du eigentlich zu deinen Mustern? Wie triffst du deine Farbauswahl? Woher kommt die Idee? Woher weißt du, wieviele Maschen du für welche Größe brauchst? Nun, für mich ist jedes Projekt...vom Damenpulli bis zum Babyschühchen...ein kleines Abenteuer. Ich durchforste regelmäßig die unendlichen Weiten des Internets nach Fotos, die meinen Gedanken auf die Sprünge helfen könnten. Dabei geht es zum einen um Formen, sprich Schnitte, zum anderen aber auch um die Kombination von Farben. Auf meiner FB-Seite hab ich mir also Ordner angelegt in denen ich Inspirationen sammle. Die waren mir schon sehr oft von großem Nutzen. Ich gehe natürlich auch (fast täglich) in den Woll-Laden meines Vertrauens hier gleich um die Ecke und befühle die Neuankömmlinge (meistens bleibt es nicht beim Befühlen, aber das habt ihr euch jetzt sicher schon gedacht).

Auch in meiner Werkstatt bin ich oft nur am Schauen was da ist und sich eignen könnte....bei mehr als 2000 "Wuzzalan" ist da die Auswahl auch reichlich. Leider vergesse ich allzu oft, auf das eine oder andere Schätzchen, das da noch wäre und gerne eine Mütze, eine Jacke oder ein Babyset werden möchte. Knöpfe und andere Accessoires wie Perlen spielen bei meinen Arbeiten auch oft eine tragende Rolle....bei den Taschen werden sie zu Taschenbaumlern verarbeitet, an Mützen und Schals als Dekoelemente eingesetzt, auf Kleinmädchenträumen werden sie zu lieblichen Hinguckern. Dann kommen wir schon bei den Stoffen an, die ich oft verwende und am Ende eines Projektes unter Zuhilfenahme meiner Nähmaschine mit dem gehäkelten Stück zusammenbringe. Wir nennen das zuhause "die Hochzeit".  Baumwollstoffe in aufregenden Mustern für kleine Prinzessinnen, Leinenmischungen oder Segeltuch als Futter für Handtaschen und Kosmetiktäschchen, Teddyfleece für kuschelige Winterjacken, aber auch Leder und Jute für diverse Accessoires stapeln sich in der Werkstatt. Leider ist ganz oft das, was ich für mein nächstes Projekt brauche eben nicht vorhanden...und sei es nur ein farblich passender Reißverschluss, Druckknöpfe oder Nähseide. Nichtsdestptrotz nutze ich jeden Winkel aus um Material zu horten. Knöpfe und Perlen lagern in Gläsern, Wolle und Garne in meinem Werkstattschrank und diversen Regalen, Kisten und Körben, Nähzubehör in Holzschatullen, Stoffe in Schubladen und und und...

Zumeist arbeite ich ja auf Bestellung, das heißt ich erfülle einen Kundenwunsch. Oft bekomme ich dann ein Foto zugeschickt, das mir die Richtung vorgibt. Nur in ganz seltenen Fällen gelingt es mir mich an dieses Ausgangsfoto zu halten, weil meine Fantasie mit mir durchgeht. Durch den engen Kontakt mit den Kunden und Updates zu meinen Fortschritten gelingt es mir aber trotzdem immer nicht am Ziel vorbeizuschießen. Ich bin stolz darauf viele Stammkunden zu haben, die sich gerne auf mein Gespür für Farben und Formen verlassen und mir wieder und wieder freie Hand geben. 

Das Material für ein Projekt lege ich in Schachteln ab...so habe ich alles auf einen Griff parat, wenn es losgeht. Von der Niete bis zum Seidenband findet sich dann alles in einer Box. Die Mustersuche beginnt. Natürlich hab ich da meine Favoriten, die ich immer wieder gerne verwende. Reliefstäbchen zum Beispiel, die finde ich klasse, weil man schöne plastische Muster damit erzeugen kann. Auch das Muschelmuster in seinen unendlichen vielen Varianten findet man bei mir immer wieder. Ich erarbeite mir die Wirkung meist indem ich ein bisserl experimentiere. Bei Häkelstücken im Mustermix zum Beispiel ist oft ganz entscheidend welches Muster nach welchem zum Einsatz kommt und in welcher Farbe es am besten wirkt. Einzig bei Farbverläufen probiere ich nicht so extrem viel herum, weil ich finde, dass die am besten wirken, wenn das Muster nicht allzu unruhig ist. Ist aber nur mein ganz persönlicher Geschmack. 

Meine Projekte sind nicht von A bis Z durchgeplant, vieles ergibt sich im Laufe der Arbeit. Die einzige Vorgabe, die ich einzuhalten habe ist die der Größe. Wenn möglich lass ich mich von meinen Kunden mit den Originalmaßen versorgen oder nehme selbst Maß in meiner Werkstatt. Anderenfalls orientiere ich mich an einer Liste aus dem Internet, die zum Beispiel für Kindergrößen alle wesentlichen Maße in Zentimetern angibt. Bei Mützen habe ich früher allerhand Formeln ausgetestet. Heute kann ich das auch so gut abschätzen. Bei Taschen, die fallen bei mir alle immer ziemlich groß aus, lege ich die Maße mit dem ovalen, runden oder viereckigen Taschenboden fest. Auch bei Babyschuhen arbeite ich mit Zentimetertabellen, wenn ich mir nicht ganz sicher bin. Der Rest ist Improvisation, was eben jedes Stück zu einem Unikat macht. Wenn ich meinen Ideen freien Luft lasse, klappt das immer recht gut. 

Ich werde oft gefragt, ob ich eines meiner Stücke nacharbeiten könnte, vielleicht in einer anderen Größe oder Farbe. Das mache ich nur, wenn ich für mich deutlich einen Unterschied zum Original herstellen kann. So ist es mir möglich allen meinen Kunden zu garantieren, dass sie ein Unikat "designed & handmade by REGINA" bekommen und auch lange Freude daran haben. 

Wo gehäkelt wird, da lass dich nieder!

Wenn ich eines mit Gewissheit sagen kann, dann dass das Häkeln Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet. Dank moderner Kommunikationstechniken ist es auch garkein Problem mehr in Kontakt zu kommen und zu bleiben....und sei es mit Menschen auf der anderen Seite der Erde (an dieser Stelle einen lieben Gruß an Silke in den USA und Maria in Peking). Ich habe viele wunderbare Menschen kennengelernt in den vergangenen Wochen und Monaten. Für jemanden wie mich, der durch Missgunst, verbale Gewalt und Verachtung erfahren musste was es bedeutet am Abgrund zu stehen, ist jedes liebe Wort und jede nette Geste etwas ganz Besonderes. Deshalb genieße ich es auch so sehr, Gleichgesinnten begegenen zu dürfen.

Einige sind mir ganz besonders ans Herz gewachsen. Tom zum Beispiel aus Bayern. Durch eine Mütze, die ich vor einem Jahr auf Facebook gepostet habe, sind wir miteinander bekannt geworden. Viele Abende haben wir bis jetzt damit zugebracht über Wollarten, Maschen und Häkelnadeln zu diskutieren und deren Vor- und Nachteile abzuwägen. Unzählige Fotos von gerade aktuellen Häkelprojekten werden da via WhatsApp hin- und hergeschickt. Freilich bleibt es da nicht aus, dass man auch Privates bespricht und sein Herz ausschüttet. Eine Freundschaft ist entstanden, die ich nicht mehr missen möchte...und ganz im Vertrauen...einen Mann vom Fach zu kennen ist immer gut...er sieht nicht nur die Welt, sondern in erster Linie auch die Werkstücke mit ganz anderen Augen. Was ich als Frau oft umwerfend finde, entlockt ihm maximal ein "Jo, sche!" Vor einigen Monaten hat mir Tom eine ganz besondere Freude bereitet. Ich komm selbst praktisch nie dazu etwas für mich selbst anzufertigen. Also hat Tom sich erbarmt und mir zwei wundervolle Tücher gehäkelt...und auch wenn er manchmal ein bisserl gejammert hat, dass es nicht so recht vorankommt und es so lange dauert, so hat er sich doch durchgebissen. Im September haben wir uns dann auf halben Wege zwischen ihm und mir...also in Salzburg...getroffen und was soll ich sagen: Wir haben dieselbe Wellenlänge, haben stundenlang in einem Cafe gesessen und über Gott und die Welt diskutiert. Es war ein wunderbarer Tag mit einem wunderbaren Menschen. Ich hoffe, dass noch viele folgen werden.

Da Gute liegt oft so nahe...eine Redensart, die sich für mich durch die Freundschaft zu Silvia aus Kärnten mehr als bestätigt hat. Ebenfalls über das Häkeln via Facebook haben wir einander kennengelernt und ins Herz geschlossen. Wie gut, dass sie in Klagenfurt praktisch um die Ecke arbeitet. Einige Nachmittage haben wir schon damit zugebracht gemeinsam zu häkeln und dabei zu tratschen als gäbe es kein Morgen. Ich durfte für sie ein Kleid samt Jacke anfertigen, dass sie anlässlich der Hochzeit ihrer Nichte trug und sogar im Urlaub in Ungarn hat sie uns mit ihrer Familie besucht. Ihre Weltoffenheit und liebe Art begeistern aber nicht nur mich. Luca ist regelrecht vernarrt in die Silvi und darf sich rühmen sein erstes Rendezvous im Kino mit ihr erlebt zu haben. Wenn sie uns besucht gibts Donuts für alle, Kaffee für sie und mich, Gummibärchen für die Kinder und ganz viel Ausgelassenheit und Spaß. Die Stunden mit ihr sind immer ein Highlight für die ganze Familie.Wir alle haben sie lieb gewonnen.

Wenn nach 21 Uhr das Telefon klingelt, dann gibt es nicht viele Möglichkeiten, wer dran sein kann. In jüngster Zeit ist es Bianca aus Berlin. Sie und mich verbindet ebenfalls die Liebe zum Häkeln und zu gefachten Garnen. Sie ist da mit ihrem  eigenen kleinen aber feinen Unternehmen der Profi und versorgt mich mit den schönsten Wicklungen. Bis kurz vor Mitternacht besprechen wir Farbfolgen und Laufmeter. Wir sind aber nicht mehr nur Geschäftpartner, mittlerweile sind wir Freunde...tratschen über die Erlebnisse der Kleinen im Kindergarten oder loben unsere geduldigen und leidensfähigen Ehemänner. Wir haben viel gemeinsam. Gäbe es das Häkeln nicht, hätten wir einander bestimmt niemals kennengelernt.

Auch mit Andréa und Béla aus Ungarn verbindet mich (nein eigentlich meine ganze Familie) viel mehr als nur das Fachsimpeln über Garne, Scheren, Knöpfe und Schmuckbänder. Die beiden betreiben ein bezauberndes Handarbeitsgeschäft (Cernacucko) und beliefern mich mit allem, was mein Herz begehrt. Da darf ich auch mal sonntags am späten Nachmittag noch eine Bestellung via Messenger aufgeben, die sich schon am Montagmorgen auf den Weg zu mir macht. Im Sommer hatten wir die Gelegenheit einander kennenzulernen. Wir haben einen wunderbaren Tag zusammen verbracht. Ihr könnte euch vorstellen, dass mein Mann, der ja aus Ungarn stammt, kaum noch zu bremsen war.  Endlich hat er mit Béla einen Leidensgenossen kennengelernt, denn auch in deren Wohnzimmer türmen sich Wolle und Häkelnadeln. Als nächstes auf unserer gemeinsamen To-Do-Liste: Die beiden müssen uns unbedingt mit ihrem süßen kleinen Sohn in Klagenfurt besuchen kommen. Darauf freuen wir uns jetzt schon.

Auch Silke und Norbert von WollLolli lernten wir im Sommer samit ihrer Rasselbande (drei bezaubernde Kinder plus Hund) in Kärnten kennen. Unweit von Klagenfurt haben sie ihren Camping-Urlaub verbracht und wir haben alles daran gesetzt zumindest einen Abend zusammen verbringen zu können. Es war toll! Natürlich haben wir viel übers Häkeln und die Facebook-Gruppe "Häkeln unzensiert" geredet und über die wundervollen Nadeln, die Norbert kreiert. Man sagt doch: Wo gesungen wird, da lass dich nieder. Ich finde dieses Zitat, könnte man für die große Familie der Häklerinnen und Häkler ruhig ein bisserl modifizieren...Wo gehäkelt wird, da lass ich nieder! Im kommenden Jahr werden wir Silke und Norbert hoffentlich wieder in Kärnten treffen können. Geplant ist es auf jeden Fall. 

Mittlerweile freue ich mich fast täglich über Nachrichten von ganz vielen liebenswürdigen Menschen, die wie ich an der Nadel hängen. Ohne Janina, Rosi, Marion, Christine, Brigitte, Erika, Doris, Patrizia, Sonja, Karoline, Angelika, Carola, Marita, Michaela, Denise und alle, die ich jetzt vielleicht unerwähnt ließ, aber deswegen nicht weniger schätze, wäre mein Leben ein bisschen weniger schön. Danke dafür!

Geteilte Freude....Share on Facebook

Damit ich meine Freude über Häkelprojekte mit möglichst vielen anderen Gleichgesinnten und solchen, die es vielleicht noch werden könnten, teilen kann, habe ich mir ja vor etwas mehr als einem Jahr eine Facebook-Seite (designed & handmade by Regina") eingerichtet. Wer die kennt und meine sonstigen Aktivitäten auf Instagram und neuerdings auch auf dieser Homepage, der kann sich vorstellen, dass ich viel Zeit und Energie in meine Internetaktivität investiere. Neulich hörte ich von einer Studie: Der durchschnittliche Mitteleuropäer greift derzufolge pro Tag 80 Mal zum Handy. 80 Mal? Pipikram! Mein Handy ist an mir festgewachsen. Wenn ich mir neue Klamotten kaufe, die auch bequem sind und die ich daheim, sprich in der Werkstatt, gut tragen kann, dann achte ich neuerdings drauf, dass die Hosen oder Jacken auch ja Taschen haben, in die mein Handy reinpasst. Könnte ja sein, dass ich grade in der Küche Ungeliebtes zu erledigen habe, wenn was Wichtiges passiert. Also ist "der Apparat", wie mein 94 Jahre alter Großvater ein Handy zu nennen beliebt, auch immer griffbereit. 

Morgens steht - spätestens nachdem ich Luca in den Kindergarten gebracht habe - der erste Check an. FB, Istagram, Hompepage,  Messenger, WhatsApp, SMS und E-Mails ...was gibts Neues? Fragen, die am Vorabend unbeantwortet blieben, versuche ich rasch abzuarbeiten...die Vorstellung, dass jemand eine ganze Nacht auf die elementare Frage "Was denkst du, wieviel muss ich für ein Tasche anschlagen?" warten musste, macht mich ganz irre. Wenn ich könnte, wie ich wollte, gäbe es einen 24/7-Service für verzweifelte Häkelsüchtige bei mir, aber ich brauch halt auch irgendwannmal a bissale (Kärntnerisch für "ein wenig") Schlaf. Viele sagen, dass ich so freundlich bin und immer mein Wissen teile und so viel Hilfestellung anbiete...tatsächlich hab ich nicht nur einmal das von mir so genannnte Simultanhäkeln im Netz praktiziert. Das passiert immer dann, wenn bei jemandem ein Problem auftaucht, er mich um Rat fragt und ich die Lösung nicht gleich parat habe. Dann schlagen wir halt beide was in der erforderlichen Garnstärke an und zählen zusammen Maschen und häkeln zumindest einen Anfang zusammen. Klappt meistens ganz gut...Mützen, Babyschühchen, ja sogar ganze Kleidchen sind so schon entstanden.

Es macht mir einfach Spaß, wenn ich helfen kann...vorallem weil ich weiß, dass irgendwo da draußen am Ende jemand ist, der sich über seine gelungene Arbeit freuen wird und stolz ist auf seine Leistung. Natürlich weiß ich - Gott behüte - nicht immer alles, aber durch meinen früheren Beruf als Journalsitin weiß ich zumindest wo man nachschauen kann und ich nutze meine Begabung zur Improvisation. Mir will nicht in den Kopf warum ich mit meiner Erfahrung oder meinem Wissen geizig sein soll, wenn jemand lieb um Rat fragt. Um ehrlich zu sein bin ich aber immer ein kleines bisschen verzweifelt, wenn ich am Tag überdurchschnittlich oft nach Anleitungen gefragt werde. Der Grund liegt auf der Hand: Ich verwende keine! Und weil ich, zumindest diesbezüglich, ein Faultier bin, schreib ich auch nie mit, wie meine Unikate entstehen. Ein guter Freund meinte einmal: "Das würde deinen kreativen Flow bremsen!" Wahrscheinlich hat er Recht. Dennoch hab ich mir selbst hoch und heilig versprochen einiges aus meinen diversen Kollektionen nochmal nachzuhäklen und dann ordentlich mitzuschreiben. Ich muss nur meinen inneren Schweinehund überwinden. Ist halt schwer, wenn dein Kopf vorlauter Ideen zu platzen droht und du sollst mitschreiben wieviele Maschen du in Reihe 23 hattest, wenn du gedanklich schon bei Reihe 35 des folgenden Projektes bist. Aber ich arbeite kontinuierlich an mir. 

Grundstein meiner Aktivitäten auf Facebook und Instagram sind die Fotos von meinen Projekten...ein Bild sagt mehr als tausend Worte...wie wahr! Zu diesem Zweck gibt es einige Utensilien, die ich immer an der sonst ungenutzen Hälfte unseren großen Esszimmertisches bereithalte. Das Fototuch (neuerdings ein Stoff, der einen grauen Bretterboden kopiert), Scheren und Maßbänder, Häkelnadeln, Knöpfe, Perlen und anderer Krimskrams warten da auf ihren Einsatz. Mein, von meinem Mann oft mit einem schmunzelnden Kopfschütteln bedachter Dekowahn kommt mir hier zu Hilfe, denn ich habe für fast alle Farben, die erforderlich sein könnten, passendes "Zeugs". Steine, Blätter, Blüten, Muscheln, Rindenstücke, Farne und Gräser, diverse Schalen, einige Vintageaccessoires...alles kommt mal dran...ich mach auch vor den Süßigkeiten meiner Kinder nicht Halt, wenn es ins Konzept passt. Fotos müssen praktisch komponiert werden und ich mag es gerne opulent und üppig, bin ein wenig detalverliebt. Die Fotos mach ich mit dem Handy und unter Zuhilfenahme eines simplen Bildbearbeitungsprogrammes und einer App, die alle mit einem Wasserzeichen versieht, drücke ich ihnen im wahrsten Sinne des Wortes meinen Stempel auf. Mittlerweile haben meine Fotos schon einen Wiedererkennungswert...viele Gleichgesinnte in den Communities wissen auf den ersten Blick, dass das Foto von mir sein muss. Darauf bin ich fast ein bisserl stolz.

Das Handy hat für mich, obwohl ich eigentlich technisch eine Null bin, also fast einen ebenso hohen Stellenwert wie das Material und die Werkzeuge, die ich benutze, um ein Projekt real werden zu lassen. Es gibt mir die Möglichkeit zu helfen (wenn auch nur in einem sehr bescheidenen Rahmen) und zu teilen. Ich halte es da mit Mark Twain, der einmal sagte: Mit Kummer kann man allein fertig werden, aber um sich aus vollem Herzen freuen zu können, muss man die Freude teilen. 

Der ganze normale Wahnsinn eines Abends

Einen wesentlichen Teil eines ganz normalen Tages im Hause Schwarzfurtner-Bogdan habe ich bis dato außer Acht gelassen...den Abend, der zumeist ganz im Zeichen von "designed & handmade by REGINA" steht. Das ist so, weil ich dann praktisch vollkommen frei von jeglichen Verpflichtungen bin. Das habe ich dem Umstand zu verdanken, dass mein Mann das Kommando übernimmt. Er kommt so gegen 17 Uhr nach Hause. Bis dahin hat unser süßer Zwerg Luca schon mindestens das Wohnzimmer ins wilde Chaos gestürtzt. Es gilt also sich im pokalverdächtigen Slalom einen Weg durch Autos, Plastiktiere, Bälle, Legoteile, Bücher und ausgetrocknete Knetmasseklumpen zu bahnen, die sich im Laufe von nur zwei Stunden, wie durch Zauberhand, auf dem frischgewachsten Parkettboden niedergelassen haben.

Inmitten dieser üppigen Zur-Schau-Stellung des Spielzeugsüberflusses thront Luca auf dem Boden und ich nur einen halben Meter darüber auf der Wohnzimmercouch. Farbe und Muster des Bezugsstoffes kann man nur mehr erahnen, denn es türmen sich Berge von Wolle rund um meinen "liebsten Arbeitsplatz". Auf dem Tisch liegen zwei Farbsorten Knöpfe ausgebreitet, mein Zeichenblock und Bleistifte (Utensilien, die ich benutze seit mir klar geworden ist, dass all die Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, irgendwie festgehalten werden müssen, weil sie mir sonst ob meiner Vergesslichkeit für lange Zeit, im schlimmsten Fall für immer, verlorengehen). Zwei halbvolle Tassen Kaffe stehen da auch...nicht etwa weil ich Besuch hatte, sondern weil ich mir schon einen Cappuccino gemacht hatte, als ich plötzlich Lust auf Kaffee bekam. Ach wie schnell doch so eine Tasse in Vergessenheit geraten kann, wenn man wie ich an der Nadel hängt...Aus dem "Verlies" ist das leise liebliche Tönen einer Melodie zu hören, die nicht selten die große Vintageuhr an der Wand im Essbereich in Vibration versetzt, sodass Metall und Mauerwerk auch noch ein zwei Töne beisteuern können. Zum Glcük haben wir keine unmittelbaren Nachbarn! Ahhh, Leon widmet sich gerade seinen Hausaufgaben, eine Tatigkeit, die er stets mit dem zu untermalen sucht, was er als Musik interpretiert. 

Mein Mann stürmt also herein...gut gelaunt wie immer, schnellen Schrittes, denn Zeit ist kostbar. Ein Blick auf mich und meine aktuelle Arbeit...gut die Frau ist beschäftigt. Die Kinder allem Anschein nach auch. Ein Bussi für jeden von uns und dann sofort die Frage: "Brauchst du noch was?" Für alle, die jetzt denken er würde damit auf die Versorgung mit Lebensmitteln anspielen....weit gefehlt. Seine Frage bezieht sich auf mein aktuelles Häkelprojekt. "Reicht die Wolle bis morgen?", fragt er schmunzelnd. Ich werfe einen kurzen Blick auf alles, was sich im Laufe des Nachmittages um mich herum angesammelt hat und erkläre feierlich: "Nein, alles da!" Das geschulte Auge meines Mannes erkennt sofort, dass heute noch eine Bestellung fertig wird, denn ich habe auf dem Esszimmertisch bereits Schachtel, Visitkarte, Folder, Papier, Klebeband, Firmenstempel und einen bereits ausgefüllten DPD-Paketschein bereitgelegt. Bald ist Pakettag...aber für jemanden anderen. 

Nach einer erfrischenden Dusche und dem Umzug in bequeme Hose und Hoodie (laut Beschreibung meines Mannes ergibt das zusammen das "Arbeitsgwandl für daheim"), beginnt umgehend ein Ritual, das stets mit dem Satz "Erzähl, wie war dein Tag?" von ihm oder mir eingeläutet wird. Ich erfahre also was ihn beschäftigt hat und genieße dabei seine Art alles mit Humor zu nehmen und auch so wiederzugeben. Er redet gerne und viel und ich glaube ich kenne alle seine Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen alleine durch seine Beschreibungen mindestens genauso gut wie er selbst. Zwischendurch bringt sich auch Luca ein (der mindestens genauso gerne und viel redet wie sein Papa) und schwärmt vom Spielen im Kindergarten. Leon schleppt seine 1,82 Meter auch ins Wohnzimmer und fragt: "Na und ihr so?" Nichts selten war das schon sein gesamter Beitrag zur innerfamiliären Kommunikation in diesem Moment. 

Mit der Bemerkung "Bleib sitzen und mach fertig", zieht sich mein Mann irgendwann diskret in die (noch ordentliche Küche) zurück und geht auf die Suche nach etwas Essbarem. Derweil glüht meine WollLolli...zehn Reihen noch und die Fäden vernähen, dann kann ich wieder ein schönes Stück auf meiner Liste abhaken. In der Küche wird auch gearbeitet...deutlich am Aneinanderschlagen von Tellern, Gläsern und Besteck zu hören. Für die halbe oder dreiviertel Stunde, die das gemeinsame Abendessen in Anspruch nimmt, bleibt meine Häkelnadel unbenutzt...ich gönne ihr sozusagen eine Verschnaufpause vor dem Endspurt. Lieb wie mein Mann nun mal ist, räumt er auch wieder ab und füttert den Geschirrspüler. Vier Reihen noch, dann hab ich es geschafft. Die Schlagzahl wird erhöht, das muss schneller gehen. Nicht etwa weil meine Kundin es so eilig hätte, sondern weil ich noch heute Abend mit etwas Neuem beginnen möchte, ein Moment dem ein Zauber innewohnt, den wohl nur ebenfalls Häkelsüchtige wirklich nachfühlen können. 

So gegen 19 Uhr wird sich der Körperpflege gewidmet. Luca nimmt ein Bad zusammen mit geschätzten 200 Plastikspielzeugen, die er allesamt "unbedingt braucht". Leon duscht, fummelt zwanzig Minuten lang an seiner Frisur herum und unterzieht seine Mundhöhle einer pingeligen Reinigung (ein absolutes Muss, denn seit etwa vier Wochen trägt er eine Zahnspange). Und bei mir auf der Couch? Fäden vernäht, Label angebracht, eine letzte Qualitätskontrolle. Nun wird das Unikat aus allen möglichen und unmöglichen Perspektiven fotografiert, im Anschluss verpackt und für meinen Mann bereitgestellt, der das Paket am nächsten Morgen auf den Weg bringen wird. Für mich gilt es nun rasch die Woll-Knopf-Stoff-Katastrophe zu beseitigen und die notwendigen Vorbereitungen für das neue Projekt zu treffen. Derweil hat mein Mann den Kleinen aus der Wanne gefischt, ihm in den Pyjama geholfen, seine langen Haare zu einem Zopf frisiert (sonst wird am Morgen beim Bürsten allzu viel gejammert) und ihn, zusammen mit seinen beiden geliebten Meerschweinchen "Mavis" und "Carlotta" zum Kuscheln auf dem Sofa plaziert. Gegen 20.30 Uhr ist sozusagen Schicht im Schacht für Luca, der bis zum heutigen Tag nur einschlafen kann, wenn Mama oder Papa (oder eine andere Person seines Vertrauens) neben ihm liegen. Wenn mein Mann diese ehrenvolle Aufgabe übernimmt, habe ich ihn vermutlich zum letzten Mal an diesem Tag wach und gutgelaunt gesehen. Alsbald dringt sein ohrenbetäubendes Schnarchen durch die ganze Wohnung. Gute Nacht ihr zwei Helden!

Leon und ich sind Eulen...wir kommen beide mit relativ wenig Schlaf aus. Also setzen wir uns gemütlich hin, trinken Tee und plaudern. Ich hab die WollLolli wieder angeworfen und starte mit etwas Neuem. Die Menschen in meiner Umgebung haben gelernt sich mit dem Umstand zu arrangieren, dass ich häkle während geredet wird. Auch Leon...obwohl...na ja, das ist eine andere Geschichte, die er euch an dieser Stelle einmal selbst erzählen wird, denn ich konnte ihn zu einem Gastkommentar auf meinem Blog hier überreden. Da freu ich mich jetzt schon drauf und ich verspreche hoch und heilig er bleibt unzensiert. Irgendwann nimmt auch er mich in den Arm, wünscht mir eine gute Nacht und geht ins Bett. Ich aber bleibe noch für ein paar Reihen wach, genieße die Stille und das Für-Mich-Sein zum Ende des Tages. 

170 Schläge pro Minute

Gehäkelt hab ich immer schon...zum Freak in dieser speziellen Angelegenheit bin ich allerdings erst mutiert, als das Leben mir eine saftige Ohrfeige verpasst hatte. Nebenbei sei bemerkt, dass die Wange heute noch oft brennt wie Feuer. Fakt ist, dass ein Zusammenbruch den Grundstein für meine ausufernde und nicht mehr zu kontrollierende Leidenschaft für das Häkeln gelegt hat. Mittlerweile weiß ich, durch den regen Kontakt mit anderen Abhängigen, dass viele sich aus den Scherben ihres zerbrochenen Glücks sozusagen eine Garnschale zusammengeklebt und die Häkelnadel zu therapeutischen Zwecken genutzt haben. Vor etwas mehr als drei Jahren saß ich also auf dem Big-Sofa in unserem Wohnzimmer. Die Welt um mich herum nahm ich kaum noch wahr. Alles fühlte sich sinnlos an und leer. Ich hatte einen Ruhepuls von 170 Schlägen pro Minute. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich seit knapp sechs Monaten nicht mehr richtig geschlafen. Einziger positiver Nebeneffekt dieser Misere war, dass ich rapide abgenommen habe, was bei meiner Grundausstattung echt kein Schaden war. Die Hände zitterten fortwährend und ich fror Ende April als würde ich im Sommerkleid am Nordpol stehen. Kurzum...es ging mir beschissen (bescheiden hätte ich jetzt auch schreiben können, aber das hätte meine Lage nicht ansatzweise charakterisiert). Selbst meine beiden bezaubernden Söhne, mein fürsorglicher Mann und meine liebevoll-resolute Mutter drangen kaum noch zu mir durch. 

Dann besuchte uns eine langjährige Freundin. Eine starke Frau, Mutter von drei erwachsenen Kindern, mehrfache Krebsdiagnosen, unzählige Operationen, eine zerbrochene Ehe...sie hatte wirklich schon unerträglich viel Traumatisches hinter sich. Ich habe sie immer ob ihrer Kraft und ihrem Durchhaltevermögen bewundert. Sie setzte sich neben mich, griff in ihren geflochtenen Einkaufskorb, legte mir einen Stapel Filet-Häkel-Zeitschriften auf den Tisch, dazu drei Nadeln und ein paar Garnrollen. "Damit dir nicht immer so langweilig ist", zwinkerte sie mir zu und meinte: "Ich weiß, dass du das kannst." Achtlos schob ich die Mitbrinsel zur Seite. Ein paar Tage lang wanderten der Zeitschriftenstapel, die Nadeln und das Garn von einer Ecke des Tisches zur anderen. Ich hatte keinen Plan, was ich damit anfangen sollte. Zugedröhnt mit Medikamenten, die mir dabei helfen sollten wieder gesund zu werden, reichte meine Vorstellungskraft nicht aus, um kreativ zu sein. Immer,  wenn mein Mann wissen wollte, ob er die Sachen in einen Schrank legen sollte, sagte ich: "Nein, lass da bitte!" Warum wusste ich damals selbst nicht. An den Moment, als ich eine der Nadeln in die Hand nahm und den ersten Faden von der Rolle wickelte, kann ich mich nicht mehr erinnern.

Drei Wochen später stapelten sich im Wohnzimmer die Häkeldeckchen. Allesamt quietschbunt, mit ordentlichem Maschenbild, sauber zu Kissenhüllen verarbeitet. Ich hatte angefangen während des Häkelns wieder mit meinen Lieben zu kommunizieren. Das alles geschah wie von selbst. Ich wollte plötzlich mehr. Meine Mutter musste mir fast täglich neues Material herbeischaffen, denn nach draußen bin ich damals nur gegangen, wenn ich zu einem Arzt musste...Panikattacken, Heulkrämpfe und Schweißausbrüche inklusive. Einmal hörte ich wie meine Mutter zu meinem Mann sagte: "Sie lebt nur, wenn sie häkelt!" An dieser Stelle sei erwähnt, dass  meine Familie in dieser schweren Zeit alle meine Aufgaben übernommen hat. Meine Mutter betreute tagsüber meine Kinder, mein Mann erledigte nach seiner Arbeit den Haushalt, mein Stiefvater begleitete mich zu Ärzten und in Krankenhäuser...mein Gott, wieiviele Ordinationen und Apotheken hab ich damals von innen gesehen! Meine Dankbarkeit gegenüber meinen Lieben kann ich kaum in Worte fassen.

Nach mehreren Monaten, unterbrochen von jeweils mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten, kam mir zum ersten Mal der Gedanke in einen Woll-Laden zu gehen. Ich hatte da ein paar Ideen gesammelt, die ich umsetzen wollte. Weil ich nicht beschreiben konnte, wie die Wolle aussehen sollte, hab ich mich selbst getraut hinzugehen...an der Hand meines Mannes. Unnötig zu sagen, dass ich mit zwei prallgefüllten Einkaufstüten aus dem Laden kam. Meine Leidenschaft hatte Fahrt aufgenommen. Spätestens seit diesem Tag gehört das Häkeln zu meinem Leben. Es macht mich glücklich, es gibt mir Kraft, es beruhigt mich (wir haben sogar mal gemessen, dass mein viel zu hoher Puls beim Häkeln deutlich näher an den Normalbereich kommt), es gibt mir Raum mich zu entfalten und...und das ist wohl am wichtigsten...es gibt mir das nicht mehr vorhandene Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten zurück. Mit jedem Stück, das ich mir ausdenke und umsetze, gewinne ich...Lebensfreude, Mut, Selbstbestätigung. 

Noch bin ich nicht wieder die Alte (vielleicht wäre das auch garnicht so gut, denn die hat so lange so viel gegeben bis nichts mehr da war, was sie noch hätte geben können), aber ich bin auf einem guten Weg. Nachdem ich viele Freundinnen und deren Kinder in Gehäkeltes hüllen durfte und alle begeistert waren von meinen Ideen, habe ich am 1. Oktober 2015 ein Kleingewerbe angemeldet. Eigentlich nur damit das Kind einen Namen hat und ich rechtlich auf der sicheren Seite stehe, wenn ich hin und wieder von Fremden gefragt werde, ob ich etwas für sie häklen könnte. Schnell hat das Projekt "designed & handmade by REGINA" sich entwickelt. Ich hab mir eine Facebook-Seite eingerichtet und meine Freude über jedes fertge Stück und jede neue Technik, die ich mir aneignen konnte, mit anderen Häkelsüchtigen geteilt. Mittlerweile bin ich oft den ganzen Abend über damit beschäftigt Tipps zu geben und Tricks zu verraten...alles via Messenger oder WhatsApp. Ich durfte schon einige Unikate anfertigen für Kunden in Deutschland, Holland, Italien und natürlich Österreich. Ich durfte Babys für ihre Taufe austatten, Frauen den Traum von der einzigartigen Handtasche erfüllen, Köpfen die passenden Mützen aufsetzen, bezaubernden Ladies Kleinmädchenträume auf den Leib schneidern und vieles mehr. Und für alle die sich jetzt fragen, was ich mit dem vielen Geld anstelle, das man dabei verdient....leben könnte man davon nicht mal ansatzweise. Oder doch...aber das hat keinen finanziellen Hintergrund...ich lebe davon, weil es mich glücklich macht und mir gut tut...dieses Gefühl könnte man sich mit Geld so oder so nicht kaufen. 

Und die Frau, der ich die Überzegung zu verdanken habe, dass ich doch zu etwas gut bin...nun sie lebt nicht mehr. Heuer im Frühjahr hat sie diese Welt verlassen, um in eine bessere zu gehen. Ich vermisse sie und ein bisserl was von ihrer Kraft, steckt heute in jedem meiner Projekte. Danke dafür!

Kommentare

Marion

25.03.2017 08:34

Wunderschöne Stücke und Deine Texte immer wieder aufs neue toll zu lesen. Lg